Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. VI.
21
des Awesta, insbesondere der Gäthäs nicht vertraut ist, könnte sich ja
allenfalls vorstellen, die Dastüre der Sasanidenzeit hätten so, durch
die verschiedene Schreibung der Ausgänge, das Verständnis der
heiligen Texte fördern wollen —; nein; vielmehr entspricht sie der
Verschiedenheit der etymologischen Grundlagen, von denen sie
doch gewiß nichts wußten: alle ar. -a und -ä erscheinen im jüngeren
Awesta als -a (in Einsilblern als -ä), alle ar. -as als -ö, alle ar. -äs als
-ä; dabei ist es ganz gleichgiltig, ob es sich um diesen oder jenen
Kasus, ob es sich um ein Nomen oder Verbum, um ein Adverb oder
eine Partikel handelt.
Wenn man aber unter Verweis auf die ANDREASSchen Um-
setzungen des VulgataTexts in den arsakidischen, wo für -ä- und -ä
der Vulgata Alif, für -ä- und -ä Alif + Väv eingestellt wird, die
Richtigkeit meiner Voraussetzung (8.20, Z.25ff.) bestreitet, so bedeutet
das doch nur eine Anlegung der Schwierigkeit aus der sasanidischen
in die arsakidische Zeit. Man könnte es sich wohl denken, daß in
gewissen Inlautsstellungen der nämliche Vokal anders geschrieben
wurde als sonst — so in spdntam co (bei Andreas) spontöm, vi-
späwhö «« vispöho, bairyänte — QuryöntaPi; s. NGGW. 1913. 377, 379,
385 —; das ließe sich als orthographische Marotte fassen, wie solche
ja überall Vorkommen. Wie aber soll man es verstehen, daß das
einheitlich gesprochene Ö als Auslauts vokal im arsakidischen Text
verschieden erscheint, je nachdem es etymologisch auf ar. -ä oder
-äs zutückgeht? Vgl. YT’ — ai. yäthä, bei Lommel yo&o1), aber ’ZY’V
= ai. azyäh, das bei Lommel ozyö wäre. Linguistische Kenntnisse
wird man auch den arsakidischen Gelehrten nicht zuschreiben wTollen.
Die Beantwortung der aufgeworfenen Fragen, die sich doch
auch den Belebern jener Theorie aufgedrängt haben wrerden, scheint
mir sehr wünschenswert.
Nach meinen Sammlungen gibt es allein im Persischen
und Parthischen der mittleren und neuen Periode, den Dia-
lekten, die für die verschiedenartige Gestaltung des ar. r zu
ur und ir vor allem heranzuziehen sind (s. § 23), 37 Wörter
(bez. Wortgruppen) mit ar. r hinter (ar.) p ph b bh m und u.2)
und Andere sehen darin eine aind. Neuerung*) —, dagegen im Akk. Bing,
des Worts für 'Mond’ des Nasals trotz des np. mang, und trotzdem er hier
sicher alt ist, s. lesb.-gr. pfjvva, lat. mensem, entbehrte?
b So auch avoftö 243. 10, aber 215 No. steht 10mal ku&o; es liegt doch
sicher überall das gleiche Suffix vor.
2) Ich benutze die Gelegenheit, einen Fehler in meinen bisherigen Um-
schreibungen des MPers. aufzuzeigen und zu berichtigen. Ich hatte mich be-
treffs der Gestaltung des anlautenden ar. u vor r auf Hübschmann PSt. 159
verlassen, und dieser wieder — wie auch Justi Nb. 354a — auf West, der
SBE. 1. 173 No. 5 mitteilt, es käme im MPersB., und zwar im Vyt., neben
*) Ebenso im Komparativ; ai. vdniyän, aber arsak.-awest. afiivonyö 243.
12, 22 (; 234. 8, 241. 33, 242. 24 freilich ofrvonyo!).
5
10
15
20
25
30
35
40
45
21
des Awesta, insbesondere der Gäthäs nicht vertraut ist, könnte sich ja
allenfalls vorstellen, die Dastüre der Sasanidenzeit hätten so, durch
die verschiedene Schreibung der Ausgänge, das Verständnis der
heiligen Texte fördern wollen —; nein; vielmehr entspricht sie der
Verschiedenheit der etymologischen Grundlagen, von denen sie
doch gewiß nichts wußten: alle ar. -a und -ä erscheinen im jüngeren
Awesta als -a (in Einsilblern als -ä), alle ar. -as als -ö, alle ar. -äs als
-ä; dabei ist es ganz gleichgiltig, ob es sich um diesen oder jenen
Kasus, ob es sich um ein Nomen oder Verbum, um ein Adverb oder
eine Partikel handelt.
Wenn man aber unter Verweis auf die ANDREASSchen Um-
setzungen des VulgataTexts in den arsakidischen, wo für -ä- und -ä
der Vulgata Alif, für -ä- und -ä Alif + Väv eingestellt wird, die
Richtigkeit meiner Voraussetzung (8.20, Z.25ff.) bestreitet, so bedeutet
das doch nur eine Anlegung der Schwierigkeit aus der sasanidischen
in die arsakidische Zeit. Man könnte es sich wohl denken, daß in
gewissen Inlautsstellungen der nämliche Vokal anders geschrieben
wurde als sonst — so in spdntam co (bei Andreas) spontöm, vi-
späwhö «« vispöho, bairyänte — QuryöntaPi; s. NGGW. 1913. 377, 379,
385 —; das ließe sich als orthographische Marotte fassen, wie solche
ja überall Vorkommen. Wie aber soll man es verstehen, daß das
einheitlich gesprochene Ö als Auslauts vokal im arsakidischen Text
verschieden erscheint, je nachdem es etymologisch auf ar. -ä oder
-äs zutückgeht? Vgl. YT’ — ai. yäthä, bei Lommel yo&o1), aber ’ZY’V
= ai. azyäh, das bei Lommel ozyö wäre. Linguistische Kenntnisse
wird man auch den arsakidischen Gelehrten nicht zuschreiben wTollen.
Die Beantwortung der aufgeworfenen Fragen, die sich doch
auch den Belebern jener Theorie aufgedrängt haben wrerden, scheint
mir sehr wünschenswert.
Nach meinen Sammlungen gibt es allein im Persischen
und Parthischen der mittleren und neuen Periode, den Dia-
lekten, die für die verschiedenartige Gestaltung des ar. r zu
ur und ir vor allem heranzuziehen sind (s. § 23), 37 Wörter
(bez. Wortgruppen) mit ar. r hinter (ar.) p ph b bh m und u.2)
und Andere sehen darin eine aind. Neuerung*) —, dagegen im Akk. Bing,
des Worts für 'Mond’ des Nasals trotz des np. mang, und trotzdem er hier
sicher alt ist, s. lesb.-gr. pfjvva, lat. mensem, entbehrte?
b So auch avoftö 243. 10, aber 215 No. steht 10mal ku&o; es liegt doch
sicher überall das gleiche Suffix vor.
2) Ich benutze die Gelegenheit, einen Fehler in meinen bisherigen Um-
schreibungen des MPers. aufzuzeigen und zu berichtigen. Ich hatte mich be-
treffs der Gestaltung des anlautenden ar. u vor r auf Hübschmann PSt. 159
verlassen, und dieser wieder — wie auch Justi Nb. 354a — auf West, der
SBE. 1. 173 No. 5 mitteilt, es käme im MPersB., und zwar im Vyt., neben
*) Ebenso im Komparativ; ai. vdniyän, aber arsak.-awest. afiivonyö 243.
12, 22 (; 234. 8, 241. 33, 242. 24 freilich ofrvonyo!).
5
10
15
20
25
30
35
40
45