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Bartholomae, Christian [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 6. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 6 — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38948#0045
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Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. VI.

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np. sipari, ispan, sowie arm. LW. spar, anspaf, (usw., s. Hübsch-
mann AGr. 239), die ein miran. (mparth.) *sparr, *anusparr —
vgl. arm. efakan neben errakan 'der dritte' — voraussetzen.1)
Miran. *sparr aber, und ebenso das von np. ispan geforderte
miran. *dsparrik, weisen auf ein airan. *usparnadies aber w7äre 5
ai. *utpurna-, mit ar. r.
Zum Schluß sei noch auf ein wichtiges msak. Wort verwiesen:
hambada 'gefüllt’ bei Leumann Maitr. 68, V. 187. Das Wort steht
unmittelbar hinter purra 'Vollmond'. Hier haben wir ar. r, im
Gegensatz zu ai. purnd-; aber dort liegt der lange Liquidasonant f io
vor, hambada setzt ar. *sampfta- voraus.
II. In engem Zusammenhang mit miran. *purr 'voll’ aus
*prna-, der schwachtonigen Kompositionsform, die, außer in der
Verbindung mit us, die dem ai. purnd- entsprechende Nebenform
*parna- frühzeitig verdrängt hat, steht das miran. *pur 'viel’, 15
s. oben S. 31 ff.
Die Möglichkeit, in dem ur von miran. pur ein dem u von
ap. kunautiy gleichartiges zu sehen, ein Gedanke, zu dem ja auch
das o im grieeh. ttoAu Anlaß geben könnte, ist, wie ich vorweg
bemerken will, durch das ap. PaB,uUV = paruv, mit ar, —- gegen- 20
über kunautiy — ausgeschlossen.
Gauthiot GrSogd. 93 leitet das ms. purna wie ich aus ar.
*prna- her, meint aber, für die dunkle Färbung des Sonanten
vor r könne nicht wie im Pers. die Labialis als Ursache gelten;

ß Das Fehlen des ursprünglichen Anlautsvokals(u) in mpB.spurr, arm.LW. 25
spar ist auffällig. Ich erkläre es mir so: Für altes *uspurna-, *usparna- war
dsp° eingetreten, im MPersT. )SP° geschrieben; die Schreibung anz ddp0 = ’VSP0
im MPersB. könnte wohl historisch sein, s. oben S. 361. Das selbe 9 hatte sich
aber — im Sand bi — auch einem ursprünglich anlautenden sp, st, usw., vor-
geschoben; vgl. Bthl. zAirWb. 79 f.; s. mpT. gspäsig 'Wächter, Diener" <v> ai. spas- 30
'Späher, Wächter’. Wenn nun je nach den SandhiVerhältnissen gspäslg mit
späs0 wechselte, vgl. arm. LW. spasik, so konnte sich der Wechsel auch auf
Wörter wie gsparr mit g aus u übertragen ; s. dazu § 31.
Noch einer zweiten auffälligen Erscheinung muß ich hier gedenken. Das
in meinem AirWb. 218 (mit falscher Etymologie) aufgeführte aspgrgnah- 'Voll- 35
ständigkeit, Integrität’ gehört sicher mit den oben verzeichneten Wörtern zu-
sammen; das beweist die Bedeutung samt der PahlaviÜbersetzung. Warum
aber ist das Wort im Anlaut mit a geschrieben, nicht mit u? Das Wort ist
nur im Nir. bezeugt, einem sicherlich jungen Text mit mancherlei ortho-
graphischen Besonderheiten. Ich glaube, wir haben es hier mit einem Alif 40
zu tun, das dem in mparthB. a zn a ddn d = gznäyend 'sie nähen aus’ ent-
spricht, worüber ich MiranM. 4. 26 gehandelt habe. S. auch aram. LW. XlHEDX-
Sonach verhält sich jAw. aspgrgnah- zu ai. pärinah (mit rhythmisch gedehntem
i aus idg. d) genau wie mpT. uspurv (mit idg. ü) zu ai. pürnä- (mit idg. üd).
8. dazu S. 43. 45
 
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