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Bartholomae, Christian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 6. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 6 — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38948#0047
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Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. VI.

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begrifflichen Beziehungen der Wörter für 'voll’ und 'viel5 auch
für deren lautliche Ausgestaltung heranzieht; nur nehme ich
im Gegensatz zu Gauthiot an: das aus dem normalen Geleise
der lautlichen Entwicklung herausgehobene Wort ist nicht das
für 'voll5, sondern das für 'viel5, das anstelle des a-Lauts, wie er
bei der ar. Grundlage mit f zu erwarten wäre, von jenem Wort
den w-Laut bezogen hat. Die nahen begrifflichen Beziehungen
der beiden Wörter, die sich ja auch lautlich sehr eng berührten
— die etymologische Verwandtschaft spielt hier keine Bolle —,
kommen besonders deutlich in der Komposition zum Vorschein.
Ich führe als Beleg dafür einige Übersetzungen an, mit denen
Justi und West, die gewiß der vorliegenden Frage völlig unbe-
fangen gegenüberstanden, mpB. Zusammensetzungen mit PVB
im Vorderglied wiedergegeben haben. PVRDRXT = purdraxt
ist bei Justi Bd. 102 'voll von Bäumen5, bei West SBE. 5. 38
'full of trees5; das Wort entspricht dem gr. iroXuöevöpeog, bedeutet
also wörtlich 'viele Bäume habend5; — PVRM’HYK = purmäMk
ist bei Justi aaO. 'voll von Fischen5, bei West aaO. 78 'full of
fish5; das Wort entspricht dem gr. TToXmxbuog, bedeutet also wört-
lich 'viele Fische habend5; — PVRSRTK = pursartak ist bei
Justi aaO. 'vielartig5, bei West aaO. 46 '(of) manifold species5;
das Wort deckt sich in seiner Bedeutung mit dem gr. uoXueiöfiq.
Von den drei Wörtern ist also, streng genommen, nur das letzte
richtig wiedergegeben. Allein ein viel Bäume enthaltender Garten
ist eben ein mit Bäumen gefüllter Garten oder ein Garten voller
Bäume; nicht der Grammatik, aber dem Gefühl, dem Sprach-
empfinden nach. Man beachte dabei die Übersetzungen solcher
Komposita bei Neryosang; er gibt (Sv., bei West 264) das mpB.
Adjektiv purnewakih 'viele Schönheiten habend5 mit sampurn-
Bleiben die Wörter mit ihrem i allein, so wäre meines Erachtens die
Frage in Betracht zu ziehen, ob nicht das i des Wolfnamens aus dem Namen
eines andern Tiers herübergenommen worden ist. Das könnte aber nur der
eines Tiers sein, das häufig mit dem des Wolfs zusammengenannt wurde.
Und ein solches Tier ist der Bär. Bär und Wolf spielen bekanntlich in den
indogermanischen Sagen und Märchen eine außerordentlich große Rolle. In
der Tat scheinen gewisse lautliche Besonderheiten in den jüngeren Namen für
Bär auf Beeinflussung durch den Namen für Wolf hinzuweisen. So die Vo-
kalisation in siy. yurs gegenüber np. xirs, kurd. hirc, hirs (GIrPh. 1 b. 264),
sowie das anlautende v in muk. virc, bä. viric (Houtum-Schindler ZDMG. 38. 9B,
vonLeCocq KurdT. 2. 105) gegenüber kurd. hirc, zä. herc (s. ebd.) mit dem
sonst vor vokalischem Anlaut eintretenden h. Das i in ms. virk und msak.
hirggd 'Wolf3 wäre umgekehrt dem Einfluß des Worts für Bär zuzuschreiben.*)
*) Sollte auch das auffällige k des lat. ursus von lupus stammen?

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