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Bartholomae, Christian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 6. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 6 — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38948#0052
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52

Christian Bartholomae.

kommenden mittel- und neuiran. Dialekte — und zwar deshalb
in erster Linie, weil für sie die Vokalisation insbesondere durch
die TurfänTexte am sichersten bekannt ist —, auch ir und %r.
Die Entstehung von ir, zB. in mp., np. Präsensstämmen
5 mir0, gw°, usw. ist nicht zweifelhaft, wenn auch der dabei zurück-
gelegte Weg umstrittten ist. Ich führe, entsprechend meiner An-
nahme, daß für ar. r uriran. 9r anzusetzen sei, das mpB. mir et,
np. mirad 'er stirbt' auf uriran. * *mdriatai zurück, woraus zunächst,
mit Epenthese vor i, *m3'ir°, hierauf mgir°, endlich mir0 geworden
10 ist. Die Entwicklung entspricht im wesentlichen der von ar. ari
zu miran. er (wozu oben S. 5), und ist aller Wahrscheinlichkeit
nach mit ihr gleichzeitig, also trotzdem jenes Ir weit verbreitet
ist — s. som. mi-mirä 'er stirbt’, baxt. i-mirä ds., sar. mird ds.,
msak. midd ds., ms. miränd 'sie werden sterben’, bal. mir 'stirb’,
15 kox. ba-mir ds., abd. be-mir ds. —, verhältnismäßig jung, insofern
es den Verlust einer ar. Media asp. vor i voraussetzt, ebenso
wie er-, vgl. mpB. giret, np. glrad er nimmt’ aus ar. *ghrbhiati, so-
wie oben S. 13 u. 36 zu mpT. sirisn und zu np. der.1)
Die Schreibung ir vor dem Präsenssuffix ia- in jAw. miryeite,
20 kiryeiti, kiryeinte, piryeite (IF. 4. 126 No.) könnte man ja allerdings iür
alte Hellfärbung des SchwaLauts geltend machen. Aber die Über-
lieferung ist sehr schwankend. Häufiger als ir bieten die Ausgaben
in gleichen Fällen air, aber auch ir und einmal öir (in nivöiryeite,
AirWb. 1363); in den Handschriften findet sich auch dra und ar,
25 s. zu V. 3. 33, 4. 17. Für bairyänte der Vulgata zu Y. 32. 15 setzen
Andreas und Wackernagel NGGW. 1913. 385 ßuryöntaH, wollen
also von einer Hellfärbung des Vokals nichts wissen. Die Schreibung
nivöiryeite (mit öl) ist mit der von mörandat (= ai. *mrndat) auf
gleiche Stufe zu setzen, s. GIrPh. 7 a. 154. 4. Sicher falsch ist die
30 Schreibung ir in miryäite FrW. 8. 1 f.; sie ist bestimmt durch das
mp., np. mir0; hierin aber ist i zweifellos jung.
24. Was nun das pers. und parth. ir aus ar. r angeht, so
kann man grundsätzlich sagen: es muß ursprünglich überall da
seinen Platz gehabt haben, wo ur und ir sich nicht einstellen
35 *) Desgleichen den eines u vor i. So in mpB., np. (usw.) pir ‘alt’, das
aus einem ar. *pruia- hervorgegangen sich zu ai. pürvyä-, gAw. paouruya-
stellt wie mpB. uspurr zum arm. LW. spar; s. Bthl. IF. 22. 112 f. Aus ar.
*pruia wäre über uriran. *paruia- np. *per geworden ; vielleicht liegt das im
jpers. vor; s. Bthl. ebd. Ein altes Kompositum, in dem für das ar. Wort
40 p° 'prior’ r zu erwarten wäre, ist das aut beiden Dialektgebieten bezeugte,
mit der Negation zusammengesetzte cip°.
 
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