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Bartholomae, Christian [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 6. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 6 — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38948#0054
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Christian Bartholomae.

Desgleichen für ar. -f- und -rr- im Alnd., das öfters -ür- und
-ur- aufweist, wo man — nach nichtlabialer1) Konsonanz-ir- und
-ir- verlangte.

26. Allerdings, die Fälle mit «'-Vokal in der Nachform von
ar. -r- hinter (ar.) Labialis bilden meines Erachtens nur schein-
bare Ausnahmen. Es handelt sich um die Wörter mpB. brist, np.
birist 'geröstet5 und mparthT. visprixt 'entsprossen5. Den Schlüssel
zur richtigen Beurteilung der beiden Part. Perf. Pass, bietet die
selbe Bildung aus dem ar. Verbum *ghrabh- 'ergreifen, nehmen’;
s. dazu Bthl. WklPhil. 1898. 1060, Hübschmann IFAnz. 10. 25. Die
ar. Wortform *ghrbdha- setzt sich — nur mit dem bekannten Aus-
gleich in der Suffixgestalt2) — fort in jAw. gdrgpta-, bal. gipt, muk.,
fe. gird, awr. gört, die alle einer gemeinsamen uriran. Vorform
*g9rfta- entstammen. Man nehme dazu mparthT. pad'girv S 6
'nimm an!’ aus ar. *ghrbh°. Fürs Persische wäre entsprechend
dem bal. Wort *gift zu erwarten, mit Verlust des r von ir vor ft,
wie stets vor Engenlaut -f- t3 *). Aber unter dem Einfluß der aus
der Vollwurzel gebildeten wurzelgleichen Wörter, insbesondere des
Infinitivs, der sich ja überall mit dem PPP. lautlich ausgeglichen
hat (vgl. WZKM. 25. 258 No. 3): *graftan, später griftan mit dem
J) bez. nichtlabiovelarer; s. oben S. 50.
2) Wie auch in mr. gliettunä 'ergreifend’, usw. Das gh neben sonstigem
g (in genghai 'er ergreift’) beweist, daß der Ausgleich in der ind. Volkssprache
sich schon vollzogen hatte, bevor das Gesetz vom Ausweichen der Aspiraten
in Kraft getreten war.
3) Dieser Annahme scheinen ja die mpB.Wörter für 'stehlen, Dieb, Dieb-
stahl’ zu widersprechen, die mit trpt geschrieben werden, s. Bthl. AirWb.
unter taya-, tarap- und tnvis-, wo ich die Zeichen tirft gelesen habe. Außer
in den AwestaÜbersetzungen ist mir das Wort nur noch PF. 25 a und DkM.
721. 3 vorgekommen: in juristischen Auseinandersetzungen über Diebstahl.
Ich halte es für ein gelehrtes, aus dem Awesta übernommenes Wort der
Juristensprache, s. dazu West SBE. 5. 240 No. 2, wo es sich um gleichartige
Entlehnungen handelt. Np. tarfand (bei Horn NpEt. 86) ist wegen seines f
ganz beiseite zu lassen.
Neben bal. gipt, gib gift 'genommen’ steht muk. fe. girt, awr. gört, uswT.
(s. S. 66), d. h. die uriran. Gruppe rft hat in gewissen Dialekten r, in
andeien wieder f eingebüßt. Die im Feilt neben girt (gird) üblichen Formen
giriht, giriM und girit (s. Mann LurSt. 113, 126, 137) führen wohl auf das
entlehnte np. girift zurück; die gleiche Gestaltung von -ft zeigen auch fe.
raH, rat 'er ging’ = np. raft, fe. gut 'er sagte’ = np. guft. Andere wieder
finden wir in Je. haf 'sieben’ (aaO. 113) = np. haft, fe. huftiyä 'eingeschlafen'
(132) ~ np. xuftan, fe. sinäft (112) 'er hörte’ = np. sunuft. Heimisches Sprach-
gut, in gewöhnlicher und in besonderer SandhiForm, und entlehntes, und
zwar zu verschiedenen Zeiten entlehntes, gehen in diesen Dialekten wirr
durcheinander. Im Mam.-Dialekt stehen im nämlichen Stück auf drei Zeilen
hintereinander (aaO. 26. 1—3) irah 'er ging’, träft 'er ging’, irahtom 'ich ging’
und där-räft 'er ging weg’.
 
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