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Bartholomae, Christian [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 6. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 6 — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38948#0055
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Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. VI.

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i des PPP., wurde die dort normale Anlautsgruppe gr- auch in
das PPP. eingeführt, so daß es nunmehr die Gestalt grift bekam,
mpT., mparthT. GRYFT geschrieben, np. girift; ein genaues
Gegenstück zu bal. gift (aus *girft) und mp. grift bildet das Paar
nhd. geborsten und mhd. gebrosten (neben dem Infinitiv bresten).
Und zwar ist diese Umstellung schon recht frühzeitig erfolgt,
noch ehe das aus ar. r entwickelte iran. 9 sich deutlich nach u zu
gefärbt hatte. Das lehrt das i von mpB. brist und mparthT. vi-
sprixt, mit i für a hinter nichtlabialer Konsonanz; bei jüngerer
Umstellung würde wegen des vorausgehenden Labials °ru° zu ge-
wärtigen sein, da ja zB. *borst zu *burst geworden wäre. Wenn
die Angabe einzelner Wörterbücher richtig ist, daß im NPers.
neben birist auch bumst gesprochen wfird, so würde damit das
einstige Vorhandensein eines *burst (neben *br3st) verbürgt sein.
Das mpT. MYRD 'Mann’ führe ich nur an, damit es nicht den
Anschein gewinnt, als hätte ich es übersehen.
MYRD ist achtmal bezeugt; daneben MRD, zweimal im gleichen
Text (M. 47 c, d), der sechsmal MYRD enthält, ferner achtmal am
Anfang von Zusammensetzungen, davon siebenmal in MRDVHM -
np. mardum. Dazu kommt noch mparthT. MRD M 1. 258. FWK.
Müller umschreibt MYRD mit merd.
Es ist verlockend, das Wort auf ein ar. *mrtiia- zurückzu-
führen —, das ja nach Andreas in jAw. masya- enthalten ist, — und
in dem VR eine schlagende Bestätigung der Göttinger Umlauts'
oder Epenthesetheorie zu erkennen. Aber dann widersetzt sich „das
Fern, murhiyönaf in einem neu aufgefundenen Fragment aus Turfän“,
durch das „Andreas’ Umschrift dieses Wortes’ — gAw. masyäuhö
— 'durch murtiyöhö glänzend bestätigt wird“; s. Andreas-Wacker-
nagel NGGW. 1911. 4 No. Ist die Lesung dieses Worts richtig, was
zu bestreiten kein Anlaß besteht, so folgt daraus, daß das ar. r vor
tii im MPersT. nicht anders vertreten ist als sonst, sofern eine
Labialis vorausgeht, nämlich durch ur, s. S. 21. Im übrigen bin ich
überzeugt, daß jene TurfänWörter überhaupt nicht mit ai. märtya-
zusammengehören, sondern mit ai. märta-. Dies aber erscheint in
zweifacher Gestalt: 1. als MRD mard — mpB. mart (m rt) — im
Gegensatz zu murt (mn rt) 'gestorben’ —, ms. mart (MRT) — im
Gegensatz zu murt (MVRT) 'gestorben’ —, zeb. mal — im Gegen-
satz zu mul 'gestorben’, s. Grierson Ishk. 87 —, np. mard; 2. als
MYRD, mit dem selben Sonanten, der sich auch in slv., samn., kas.
mird, samn. mirdego, mird&Jcä, läzg. mirdako fortsetzt; s. Shu-
kowbki Mat. 1. 498, 2. 285, Christensen DialdeSämn. 51. Ich nehme
an, daß die gemeinsame Mutterform mert statt mart das e von merak
bezogen hat, das in der Umgangssprache schon frühzeitig mit mart
gleichwertig gebraucht wurde; s. dazu Bthl. SRb. 16 f., zSR. 1. 37 f.,
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