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Bartholomae, Christian [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 6. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 6 — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38948#0063
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Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. VI.

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s. Nöldeke bei Horn NpEt. 230, gehört also mit np. surx
zusammen, s. oben S. 13.
29. Die Erklärung der miran. und niran. Wörter mit u(r)
statt i(r) kann nicht von einem Punkt aus gegeben werden. Es
kommen verschiedene Ursachen in Betracht, zum Teil auch mit 5
gemeinsamer Wirkung.
I. ur statt ir erscheint in Wörtern, die wr-haltigen in Bildung
und Funktion gleichstehen. Das gilt für eine Reihe von Wörtern
mit ^-Suffixen, d. i. für die Part. Perf. Pass. (bez. Präterita) samt
den Ableitungen daraus und für die ihnen angeschlossenen Infinitive io
und Nomina ag. Die gleiche Präsensbildung ruft die gleiche
Bildung des Präteritums (, usw.) hervor; s. Hübschmann PSt. 146.1
Den Präteritalmustern mpB. hurt neben baret 'er trägt' (np. burd,
barad) oder mpB. apßpurt neben apgspäret 'er übergibt' (np.
supurd: siparad) sind angeschlossen: mpB. sturtfih (Nu. 35) neben 15
vi]staret;2) — np. afsurdan (39) neben mpB. afsaret 'er erkaltet’;
—- mpB. sturt[ak (36) neben ccstäret 'er sündigt’; — np. azurdan
(41) neben äzärad 'er kränkt'; — np. afsurdan (43) neben afsärad
'er preßt’; — mpB. vicurt (45) neben vicäret.
In der selben Weise deute ich auch das sbal. zurta 'ge- 20
nommen’ (40), indem ich annehme, daß in älterer Zeit ein dem
ai. hära (Imp.) entsprechendes *zar 'nimm!' vorhanden war; vgl.
sbal. bar 'trag!’: burta 'getragen5. Die heutige Form ist allerdings
bi-zir. Aber diese kann ihr. %r gar wohl durch lautlichen Anschluß
an das synonyme bi-gir (= np. bi-gir) empfangen haben;3 *) s. S. 65 25
unter II.
Bei der Beurteilung des eben Gesagten ist nicht außer-
acht zu lassen, daß bei Geiger EtdBal. 49 neben dem er-
wähnten sbal. zurta 'genommen' auch zirta und zürta ver-
zeichnet werden, sowie neben bizir auch bi-zur. [Gilbertson 30
BalLang. kennt nur ztr° und zurtha, S. 96.] Wir sehen da,
9 Dergleichen findet sich ja nicht nur hier; s. Brugmann Gdr.2 2a. 397 f.
2) Zur Erklärung des ur in mpB. sturtih auf gr. OTÖpvüpi, OTpuuTÖq
zurückzugreifen (s. Walde aaO. 160 f.) halte ich für verfehlt; so alt ist das
Wort gewiß nicht. 35
3) Ich nehme den Imperativ, weil die Präsensformen sonst im allgemeinen
gir (mit i) zeigen; doch s. girth (i = Sl) 'he may take3 bei Gilbertson aaO. 93.
Man könnte da an den Einfluß des Präteritums gipt denken. Doch ist zu be-
rücksichtigen, daß auch das Präsens des Verbums 'sterben3 den kurzen Vokal
zeigt: mir0 gegenüber np. mir0; s. Geiger aaO. 32, Gilbertson aaO. 80, 86. 40
Die 2. Sing. Imp. gibt Geiger mit mir, bi-mir, Gilbertson mit mir an.
 
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