Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. VI.
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Präsens gul Jcunum 'ich versammle’, später wurde gul allgemein
gebraucht. — Gleich wie im Awromänl (s. aaO. 63 o.) hat das Wort
auch im Iskasmi die Bedeutung 'all, entire, the whole of —’ an-
genommen ; s. dazu lat. cunctus aus *konkitos 'versammelt’ (Walde
LatetWb. 211); in diesem Fall schreibt AurSteins Gewährsmann
gul; vgl. isk. i gul gcip-i sucl 'er hörte das ganze Gespräch’
(Grierson aaO. 61 u.) und awr. tä ggrd-u -sserisä xärab kürd 'bis
sie die ganze Stadt zerstört hatten’ (Christensen aaO. 94 o.).
31. III. Der durch die beschriebenen Vorgänge 1 und II ent-
standene Wechsel zwischen ir und ur übertrug sich auch auf
andere Wörter, bei denen die dort dafür gegebenen Voraussetzungen
fehlten. So läßt sich jedenfalls das ur von sbal. tursti (26), sowie
das von mpB. hakurc (31) erklären. Beiden Wörtern stehen solche
mit ir zur Seite; s. mpT. tirsäd (4), mpB. hakirc (21). Für die Dunkel-
gestaltung des ar. r in hakurc könnte man ja auch den voraus-
gehenden Labiovelar, der durch nosk. petiropert 'viermal’ gesichert
ist, geltend machen, s. dazu oben S. 50. Woher aber dann hakirc?
Soll man etwa hiefür Umlaut (oder Epenthese) ansetzen? hakurc
und hakirc beruhen doch sicherlich beide auf ein und der selben
Grundlage: ar. *sakrt-öid-1)
32. Schwierigkeiten bereitet das kurd. kurm (28) gegenüber
np. kirm (usw., 12) und ai. krmih und krimih, der schon sehr früh-
zeitig aus den Volkssprachen herübergenommenen Form des Worts
pa. kimi, mr. kirnt.
Man könnte wegen des ur — abgesehen von § 31 — das
vorausgehende k anrufen, unter Bezug auf das air. cruim; s. Thurn-
eysen HbdAIr. 1. 134 f., oder auch das folgende m (s. S. 72).
Keinesfalls kann man aber das kurd. kurm als Vorform des np.
kirm betrachten; dagegen erhebt das ai. krimih Einspruch, dessen
i weder mit Umlaut oder Epenthese (s. § 11a) noch — dazu ist es
zu alt — mit sekundärem Vokalausgleich zu erklären ist. Oder
soll man annehmen, daß ein silbisches i der folgenden Silbe den
verdunkelnden Einfluß des dem ar. r vorausgehenden Labiovelars
oder des ihm folgenden Labials — oder beider —- gehemmt habe?
l) Auf andere Fälle solch rein lautlicher Analogiebildung im Iranischen:
Wechsel von st und st, Wechsel von st und s, Wechsel von % und ü, habe
ich WZKM. 22. 75 ff. Buchenname 14, und ZU 4. . . . aufmerksam gemacht.
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Präsens gul Jcunum 'ich versammle’, später wurde gul allgemein
gebraucht. — Gleich wie im Awromänl (s. aaO. 63 o.) hat das Wort
auch im Iskasmi die Bedeutung 'all, entire, the whole of —’ an-
genommen ; s. dazu lat. cunctus aus *konkitos 'versammelt’ (Walde
LatetWb. 211); in diesem Fall schreibt AurSteins Gewährsmann
gul; vgl. isk. i gul gcip-i sucl 'er hörte das ganze Gespräch’
(Grierson aaO. 61 u.) und awr. tä ggrd-u -sserisä xärab kürd 'bis
sie die ganze Stadt zerstört hatten’ (Christensen aaO. 94 o.).
31. III. Der durch die beschriebenen Vorgänge 1 und II ent-
standene Wechsel zwischen ir und ur übertrug sich auch auf
andere Wörter, bei denen die dort dafür gegebenen Voraussetzungen
fehlten. So läßt sich jedenfalls das ur von sbal. tursti (26), sowie
das von mpB. hakurc (31) erklären. Beiden Wörtern stehen solche
mit ir zur Seite; s. mpT. tirsäd (4), mpB. hakirc (21). Für die Dunkel-
gestaltung des ar. r in hakurc könnte man ja auch den voraus-
gehenden Labiovelar, der durch nosk. petiropert 'viermal’ gesichert
ist, geltend machen, s. dazu oben S. 50. Woher aber dann hakirc?
Soll man etwa hiefür Umlaut (oder Epenthese) ansetzen? hakurc
und hakirc beruhen doch sicherlich beide auf ein und der selben
Grundlage: ar. *sakrt-öid-1)
32. Schwierigkeiten bereitet das kurd. kurm (28) gegenüber
np. kirm (usw., 12) und ai. krmih und krimih, der schon sehr früh-
zeitig aus den Volkssprachen herübergenommenen Form des Worts
pa. kimi, mr. kirnt.
Man könnte wegen des ur — abgesehen von § 31 — das
vorausgehende k anrufen, unter Bezug auf das air. cruim; s. Thurn-
eysen HbdAIr. 1. 134 f., oder auch das folgende m (s. S. 72).
Keinesfalls kann man aber das kurd. kurm als Vorform des np.
kirm betrachten; dagegen erhebt das ai. krimih Einspruch, dessen
i weder mit Umlaut oder Epenthese (s. § 11a) noch — dazu ist es
zu alt — mit sekundärem Vokalausgleich zu erklären ist. Oder
soll man annehmen, daß ein silbisches i der folgenden Silbe den
verdunkelnden Einfluß des dem ar. r vorausgehenden Labiovelars
oder des ihm folgenden Labials — oder beider —- gehemmt habe?
l) Auf andere Fälle solch rein lautlicher Analogiebildung im Iranischen:
Wechsel von st und st, Wechsel von st und s, Wechsel von % und ü, habe
ich WZKM. 22. 75 ff. Buchenname 14, und ZU 4. . . . aufmerksam gemacht.
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