Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. VI.
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ans Har + X. Horn aaO. weist auf den Streit der heimischen
Grammatiker hin, ob für die richtige npers. Aussprache des Worts
ädar oder ädur zu gelten habe. Dem mpB. ätur gegenüber ist
np. ädur zu erwarten. Wenn später durchaus ädar gebraucht wird,
so beruht das meines Erachtens nicht auf einem lautlichen Vor- 5
gang, wie man angenommen hat1), sondern darauf, daß von zwei
ererbten Wortgestalten die eine als überflüssig ausgemerzt wurde,
Ich sehe in np. ädar die gerade Nachform eines uriran. *ätar°,
während das später verdrängte ädur dem mpB. ätur entspricht.
Dessen Entstehung ist aber kaum anders denkbar als so, daß es 10
in der Gestalt, die es als Vorderglied in der Zusammensetzung
hatte, verselbständigt wurde. Und zwar muß das erst verhältnis-
mäßig spät geschehen sein, nachdem die westmitteliranischen
Auslautsgesetze bereits außer Wirksamkeit waren; denn sonst würde
ein auf diesem Weg entstandenes ätur auch zu *ät geworden sein. 15
Der beschriebene Vorgang ist ja keineswegs selten; s. zB. Wacker-
nagel AiGr. 612), und Komposita mit ar. *ätr als Vorderglied gab
es genug; s. Bthl. AirWb. 317 ff., Hübschmann AGr. 23 f., Justi
Nb. 51 f. Allein das Problem: Weshalb ätur mit ur? bleibt be-
stehen. 20
34. Ich möchte das u von mpB. ätur in Zusammenhang
bringen mit dem u einerseits der mpB. Wörter vazurk (42) und
mastury (37), anderseits mit den aind. aus der Volkssprache über-
nommenen, sanskritisierten Wörtern mätu'lah3) 'Mutterbruder5 neben
mätrkah; krostukah, krostu'karnah neben krostärah 'Schakale1; 25
tvastu'mant-4) neben tvästrmant- 'mit Tvastar verbündet5; s. Wacker-
nagel AiGr. 1. 23, 30, 21; ferner der mind. Wörter pa. pitu'liadayam,
mr. piu'vaho neben ai. pitr'X; pa. mätudlntaro neben ai. mätr'X;
pa. satthu'kappo neben ai. sästr'X; pa. mätuko neben ai. mätrkah: mr.
jämäu'o neben ai. jämätrkah, usw.; s. dazu Geiger Pali 86, Pischel 30
0 So Hübbchmann PSt. 139, Horn aaO. 21, Andreas SPreußAW. 1910.
872 (und NGGW. 1911. 9). In np. ähur — mpB. ätur hatte u den Wortakzent,
der es vor Veränderung schützte. [In np. abresum, °sam ist der letzte Vokal
anaptyktisch, wie in np. hezum, hezam aus uriran. *aizma- (GIrPh. 1 a. 21 u. 8);
s. Hübschmann aaO. 175.] 35
_2) 4.1s Musterproportion läßt sich zB. aufsieilen: ai. agnibhräjäh : süci-
bhräjah = agnih : sücih. suci- ist die Kompositionsform für sukrä-,
3) Aus *mätrlah nach Whitney Gr. 2 § 1227 a und Wackernagel AiGr. 1. 30.
Leümanns verdammendes Urteil über diese Etymologie, ZDMG. 59. 439,
scheint mir nicht gerechtfertigt. 40
4) Im kleinen PW. wird allerdings das Wort bezeichnet als 'fehlerhaft für
tvastrmeints. aber oben die andern Wörter.
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ans Har + X. Horn aaO. weist auf den Streit der heimischen
Grammatiker hin, ob für die richtige npers. Aussprache des Worts
ädar oder ädur zu gelten habe. Dem mpB. ätur gegenüber ist
np. ädur zu erwarten. Wenn später durchaus ädar gebraucht wird,
so beruht das meines Erachtens nicht auf einem lautlichen Vor- 5
gang, wie man angenommen hat1), sondern darauf, daß von zwei
ererbten Wortgestalten die eine als überflüssig ausgemerzt wurde,
Ich sehe in np. ädar die gerade Nachform eines uriran. *ätar°,
während das später verdrängte ädur dem mpB. ätur entspricht.
Dessen Entstehung ist aber kaum anders denkbar als so, daß es 10
in der Gestalt, die es als Vorderglied in der Zusammensetzung
hatte, verselbständigt wurde. Und zwar muß das erst verhältnis-
mäßig spät geschehen sein, nachdem die westmitteliranischen
Auslautsgesetze bereits außer Wirksamkeit waren; denn sonst würde
ein auf diesem Weg entstandenes ätur auch zu *ät geworden sein. 15
Der beschriebene Vorgang ist ja keineswegs selten; s. zB. Wacker-
nagel AiGr. 612), und Komposita mit ar. *ätr als Vorderglied gab
es genug; s. Bthl. AirWb. 317 ff., Hübschmann AGr. 23 f., Justi
Nb. 51 f. Allein das Problem: Weshalb ätur mit ur? bleibt be-
stehen. 20
34. Ich möchte das u von mpB. ätur in Zusammenhang
bringen mit dem u einerseits der mpB. Wörter vazurk (42) und
mastury (37), anderseits mit den aind. aus der Volkssprache über-
nommenen, sanskritisierten Wörtern mätu'lah3) 'Mutterbruder5 neben
mätrkah; krostukah, krostu'karnah neben krostärah 'Schakale1; 25
tvastu'mant-4) neben tvästrmant- 'mit Tvastar verbündet5; s. Wacker-
nagel AiGr. 1. 23, 30, 21; ferner der mind. Wörter pa. pitu'liadayam,
mr. piu'vaho neben ai. pitr'X; pa. mätudlntaro neben ai. mätr'X;
pa. satthu'kappo neben ai. sästr'X; pa. mätuko neben ai. mätrkah: mr.
jämäu'o neben ai. jämätrkah, usw.; s. dazu Geiger Pali 86, Pischel 30
0 So Hübbchmann PSt. 139, Horn aaO. 21, Andreas SPreußAW. 1910.
872 (und NGGW. 1911. 9). In np. ähur — mpB. ätur hatte u den Wortakzent,
der es vor Veränderung schützte. [In np. abresum, °sam ist der letzte Vokal
anaptyktisch, wie in np. hezum, hezam aus uriran. *aizma- (GIrPh. 1 a. 21 u. 8);
s. Hübschmann aaO. 175.] 35
_2) 4.1s Musterproportion läßt sich zB. aufsieilen: ai. agnibhräjäh : süci-
bhräjah = agnih : sücih. suci- ist die Kompositionsform für sukrä-,
3) Aus *mätrlah nach Whitney Gr. 2 § 1227 a und Wackernagel AiGr. 1. 30.
Leümanns verdammendes Urteil über diese Etymologie, ZDMG. 59. 439,
scheint mir nicht gerechtfertigt. 40
4) Im kleinen PW. wird allerdings das Wort bezeichnet als 'fehlerhaft für
tvastrmeints. aber oben die andern Wörter.