Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. VI.
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finale -uh, MelSLevi 17 ff., der die damit zusammenhängenden
Probleme eingehend behandelt.
Daß der Akk. Sing, neutr. ai. sthätüh mit seinem u, wie man
ihn — seine Richtigkeit vorausgesetzt, s. unten — auch deuten
mag, irgend einen Einfluß auf andere Wörter und Formen aus-
geübt habe, ist äußerst unwahrscheinlich. Er kommt nur dreimal
vor, RV. 1. 58. 5, 68. 1, 70. 7, überall in fester Verbindung mit
cardtham, und es ist recht wahrscheinlich, daß der Dichter der
Lieder 1. 68 und 70 die Verbindung aus 1. 58 übernommen hat,
so daß man eigentlich nur mit einmaligem Vorkommen zu rechnen
hätte. Übrigens will Geldner Rigv. 1. 82 sthätüh zu 1. 70. 7 als
Gen.(!) Sing, gefaßt wissen, während Leumann EtSkrtWb. 98 cdas
Neutrum sthätür überhaupt als 'nicht einwandsfrei' bezeichnet;
so auch Whitney Gr.2 § 375 e. In späteren Texten gehen die
Akk. Sing, neutr. solcher geschlechtiger Stämme, zu deren Ge-
brauch selbstverständlich immer nur äußerst selten Gelegenheit
geboten war, auf -r aus; s. Wackernagel Ai Gr. 1. 301. Die ur-
sprünglich neutralen r-Stämme haben im Arischen den Ausgang
-ar gehabt; s. ai. vddliar (däsäsya), ähar (ärjunam), üdhar (yäthä),
jAw. vadarg, ayarg, sävarg, usw.
Im Gegensatz dazu sind die Gen. Sing, auf -uh sehr häufig;
ihr Einfluß hat sich sogar auf anders geartete Stämme erstreckt;
das -uh ist von pitüh, mätüh, bhrdtuh aus schon sehr zeitig auf
einige begrifflich nahe stehende j-Stämme übertragen worden:
sakhyuh, pätyuli, jänyuh; s. Wackernagel KZ. 25. 289 f. Was nun
aber die Herkunft des Ausgangs betrifft, so steht ja längst fest,
daß man von ar. -rs auszugehen hat, wie es in gAw. ngrgs 'des
Manns’ deutlich vorliegt. Es fragt sich aber, auf welchem Weg
das aind. -ur daraus entstanden ist. AF. 2 (1886). 110 habe ich die
Entwicklung angesetzt: ar. *bhrätrs | asuas* — urind. *bhrätrzasuah
= *bhrätrramah = bhräturasvah, usw., unter Verweis auf sd.turdti aus
Hräti, und damit mehrfach Zustimmung gefunden; s. Meillet
aaO. 25. Meillet selbst verwirft diese Erklärung durchaus; allein
was er an deren Stelle gesetzt hat, kann ich nicht für besser er-
achten. Ich sehe nicht, wie man von ar. *bhrätrs aus auf ai.
%bhrätr gelangen kann, dessen r alsdann, wenn absolut auslautend,
zu ur geworden sei, wie in vidür, 3. Plur. Perf. Akt., sthätür, Akk.
Sing, neutr., und sanitür, Adv.1) Für absolut auslautendes ar.
9 Für beweiskräftig kann von den drei bei Meillet angeführten Formen
nur die erste, vidür, gelten, sthätür als Akk. Sing, neutr. ist verdächtig, s. oben;
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finale -uh, MelSLevi 17 ff., der die damit zusammenhängenden
Probleme eingehend behandelt.
Daß der Akk. Sing, neutr. ai. sthätüh mit seinem u, wie man
ihn — seine Richtigkeit vorausgesetzt, s. unten — auch deuten
mag, irgend einen Einfluß auf andere Wörter und Formen aus-
geübt habe, ist äußerst unwahrscheinlich. Er kommt nur dreimal
vor, RV. 1. 58. 5, 68. 1, 70. 7, überall in fester Verbindung mit
cardtham, und es ist recht wahrscheinlich, daß der Dichter der
Lieder 1. 68 und 70 die Verbindung aus 1. 58 übernommen hat,
so daß man eigentlich nur mit einmaligem Vorkommen zu rechnen
hätte. Übrigens will Geldner Rigv. 1. 82 sthätüh zu 1. 70. 7 als
Gen.(!) Sing, gefaßt wissen, während Leumann EtSkrtWb. 98 cdas
Neutrum sthätür überhaupt als 'nicht einwandsfrei' bezeichnet;
so auch Whitney Gr.2 § 375 e. In späteren Texten gehen die
Akk. Sing, neutr. solcher geschlechtiger Stämme, zu deren Ge-
brauch selbstverständlich immer nur äußerst selten Gelegenheit
geboten war, auf -r aus; s. Wackernagel Ai Gr. 1. 301. Die ur-
sprünglich neutralen r-Stämme haben im Arischen den Ausgang
-ar gehabt; s. ai. vddliar (däsäsya), ähar (ärjunam), üdhar (yäthä),
jAw. vadarg, ayarg, sävarg, usw.
Im Gegensatz dazu sind die Gen. Sing, auf -uh sehr häufig;
ihr Einfluß hat sich sogar auf anders geartete Stämme erstreckt;
das -uh ist von pitüh, mätüh, bhrdtuh aus schon sehr zeitig auf
einige begrifflich nahe stehende j-Stämme übertragen worden:
sakhyuh, pätyuli, jänyuh; s. Wackernagel KZ. 25. 289 f. Was nun
aber die Herkunft des Ausgangs betrifft, so steht ja längst fest,
daß man von ar. -rs auszugehen hat, wie es in gAw. ngrgs 'des
Manns’ deutlich vorliegt. Es fragt sich aber, auf welchem Weg
das aind. -ur daraus entstanden ist. AF. 2 (1886). 110 habe ich die
Entwicklung angesetzt: ar. *bhrätrs | asuas* — urind. *bhrätrzasuah
= *bhrätrramah = bhräturasvah, usw., unter Verweis auf sd.turdti aus
Hräti, und damit mehrfach Zustimmung gefunden; s. Meillet
aaO. 25. Meillet selbst verwirft diese Erklärung durchaus; allein
was er an deren Stelle gesetzt hat, kann ich nicht für besser er-
achten. Ich sehe nicht, wie man von ar. *bhrätrs aus auf ai.
%bhrätr gelangen kann, dessen r alsdann, wenn absolut auslautend,
zu ur geworden sei, wie in vidür, 3. Plur. Perf. Akt., sthätür, Akk.
Sing, neutr., und sanitür, Adv.1) Für absolut auslautendes ar.
9 Für beweiskräftig kann von den drei bei Meillet angeführten Formen
nur die erste, vidür, gelten, sthätür als Akk. Sing, neutr. ist verdächtig, s. oben;
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