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Domaszewski, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1925/26, 1. Abhandlung): Die Phalangen Alexanders und Caesars Legionen — Heidelberg, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.38874#0029
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Die Phalangen Alexanders und Caesars Legionen.

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schon bei Kallisthenes. Seine Fassung ist bei Arrian 4, 20 erhalten.
Der Eunuch flieht nach der Schlacht bei Issos; die Frau des Darius
lebt, ungekränkt in ihren Ehren, und diese edle Gesinnung Alexan-
ders bestimmt Darius zu dem Wunsche, Alexander möge ihm, wenn
er unterliegen sollte, in der Herrschaft über die Perser nachfolgen.
In dieser Fassung ist das Omen voll Poesie und läßt uns wenigstens
ahnen, mit welcher Kunst Kallisthenes die Gestalt Alexanders ver-
klärt hat.
Kallisthenes darf deshalb mit Sicherheit als Quelle des Arrian
betrachtet werden, weil Klitarch diese Geschichte, sie ganz um-
bildend, als Begründung seiner zweiten Gesandtschaft, der dritten
des Curtius, mißbraucht hat. Er läßt die Frau unmittelbar vor
der Schlacht bei Gaugamela an einer Krankheit sterben, so daß
der bis zur unerträglichen Geschmacklosigkeit gesteigerte Edelsinn
Alexanders Darius zu dem halben Verzicht auf seine Herrschaft
bestimmt.
Justin dagegen läßt die Frau an einer Geburt sterben und
erweckt so einen unabweislichen Verdacht gegen Alexander, ganz
gemäß der feindlichen Umbildung, die die Gestalt Alexanders in
seiner Quelle erfahren hatte.
In dieser Quelle ist Alexanders maßloses Streben von Anfang
an auf die Weltherrschaft gerichtet. Das zeigt schon die Auf-
richtung von Altären der zwölf Götter bei seiner Ausfahrt am
Hellespont, Justin 11, 5, 4 entsprechend den 12 Altären am Hyphasis.
Es sind die Marksteine seines Weltreiches. Und doch ist die ganze
Vorstellung der OKouuivyj als eines Herrschaftsgebietes erst erwachsen
aus Alexanders weltumspannendem Eroberungszuge und nicht seine
Voraussetzung. Nach Alexanders eigenen Worten in dem Schreiben
an Darius, Arrian 2, 14, 9, war seine Absicht die Eroberung des
Perserreiches. Denn mehr ist das ßacnAsV iff; ’Aolaq nicht. Daß
dies das Ziel war, das er sich gesteckt, zeigt seine Umkehr am
laxartes, wie am Hyphasis. Nicht um nach dem Ganges vorzu-
dringen, wollte Alexander auch den Hyphasis überschreiten, son-
dern um bei der bereits vorbereiteten Indusfahrt die Stämme, die
am Hyphasis saßen, auch von Osten angreifen zu können. Das
Widerstreben des Heeres zwang ihn also gerade an der Stelle zur
Umkehr, wo er selbst die Absicht hatte seiner Eroberung eine
Grenze zu setzen. Niemand mußte doch besser erkennen als er
selbst, daß das Heer in diesem Tropenkriege seine Leistungsfähig-
keit erschöpft hatte. Die Auflehnung war nur Unverstand der
 
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