Die Phalangen Alexanders und Caesars Legionen.
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so befremdender muß es erscheinen, daß Cäsar nach solchen Siegen
kein Dankfest vom Senat begehrte. Es will mir scheinen, daß die
schweren Verluste, welche seine Veteranen im Kampfe gegen so
tapfere Feinde erlitten hatten, und die er sich einzugestehen scheute,
ihn selbst des Sieges nicht froh werden ließen. Die furchtbaren
Gegner vom Boden Galliens fernzuhalten ist sein ganzes Bestreben.
Die Vernichtungsschlacht gegen die Nervier, der Verkauf der Adua-
tucer in die Sklaverei befreite ihn von den nächsten dieser Feinde.
Da stellte im vierten Kriegsjahre der Einfall der Usipetes und
Tencteri das Werk der Befriedung Galliens von neuem in Frage.
Wenn Cäsar der Täuschung der Germanen durch einen schlecht
verhüllten Wortbruch zuvorkam, so tat er nur, was römische Feld-
herrn in gleicher Fage stets geübt haben, um das kostbare Blut
der Seinen zu schonen. Daher ist es seltsam, daß Cato die Aus-
lieferung des treulosen Feldherrn an die bereits vernichteten Ger-
manen gefordert haben soll1. Der einzige Zeuge für dieses wunder-
liche Begehren ist Tanusius Geminus, von dem wir aus Seneca2
wissen, daß sein Geschichtswerk im übelsten Rufe stand.
Und auf eben diesem Zeugen beruht die Nachricht von der
Absicht Cäsars, im Jahre 66 die Häupter des Senates niederzu-
metzeln, wie er später die Usipetes und Tencteri niedergemetzelt
hat, um Crassus zur Diktatur zu verhelfen3. Gerade weil dies die
Tat eines wahnsinnig gewordenen Anarchisten gewesen wäre, hat
ein solches Zeugnis bei den Neuern Glauben gefunden4. Nein,
Cäsar fühlte sich von Anfang an als der geborene König Roms,
dem die Herrschaft im Staate kraft der göttlichen Gewalt der Per-
sönlichkeit sicher war. Auch die von den Formen der Göttlichkeit
umkleidete Stellung, die er als Diktator begehrte, ist nicht eine
letzte Verirrung, sondern ein ursprünglicher Gedanke. Sueton
1 Peter, H. R. R. II2, 50.
2 Peter, H. R. R. II2, p. LXY. Er gehört also der Zeit des Seneca
selbst an und erscheint als ein Gesinnungsgenosse des Cremutius Cordus.
3 Crassus als Diktator ist geradezu eine komische Figur, wo doch der
gute Mann Politik nur als eine Form seiner Geldgeschäfte trieb. Cäsar der
Adlatus dieses Helden ist grotesk.
4 Über die ganze catilinarische Verschwörung, die nur durch Ciceros
Reden und Schriften zu solcher Bedeutung aufgebauscht wurde, urteilt einzig-
richtig Dio Cassius 37, 42, 1 KomTivap g.ev tocut’ ixoirjae xod outco xocTekühT],
xod Im tüXeiov ys tt)<; tcov Trpay-S-EVTov ovoga Trpöp ty]v toö Kt,X£p°)V0? So^av
xod upbc, Xoyouq xoup xoct’ aüxoü XsyhsvTap soys.
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so befremdender muß es erscheinen, daß Cäsar nach solchen Siegen
kein Dankfest vom Senat begehrte. Es will mir scheinen, daß die
schweren Verluste, welche seine Veteranen im Kampfe gegen so
tapfere Feinde erlitten hatten, und die er sich einzugestehen scheute,
ihn selbst des Sieges nicht froh werden ließen. Die furchtbaren
Gegner vom Boden Galliens fernzuhalten ist sein ganzes Bestreben.
Die Vernichtungsschlacht gegen die Nervier, der Verkauf der Adua-
tucer in die Sklaverei befreite ihn von den nächsten dieser Feinde.
Da stellte im vierten Kriegsjahre der Einfall der Usipetes und
Tencteri das Werk der Befriedung Galliens von neuem in Frage.
Wenn Cäsar der Täuschung der Germanen durch einen schlecht
verhüllten Wortbruch zuvorkam, so tat er nur, was römische Feld-
herrn in gleicher Fage stets geübt haben, um das kostbare Blut
der Seinen zu schonen. Daher ist es seltsam, daß Cato die Aus-
lieferung des treulosen Feldherrn an die bereits vernichteten Ger-
manen gefordert haben soll1. Der einzige Zeuge für dieses wunder-
liche Begehren ist Tanusius Geminus, von dem wir aus Seneca2
wissen, daß sein Geschichtswerk im übelsten Rufe stand.
Und auf eben diesem Zeugen beruht die Nachricht von der
Absicht Cäsars, im Jahre 66 die Häupter des Senates niederzu-
metzeln, wie er später die Usipetes und Tencteri niedergemetzelt
hat, um Crassus zur Diktatur zu verhelfen3. Gerade weil dies die
Tat eines wahnsinnig gewordenen Anarchisten gewesen wäre, hat
ein solches Zeugnis bei den Neuern Glauben gefunden4. Nein,
Cäsar fühlte sich von Anfang an als der geborene König Roms,
dem die Herrschaft im Staate kraft der göttlichen Gewalt der Per-
sönlichkeit sicher war. Auch die von den Formen der Göttlichkeit
umkleidete Stellung, die er als Diktator begehrte, ist nicht eine
letzte Verirrung, sondern ein ursprünglicher Gedanke. Sueton
1 Peter, H. R. R. II2, 50.
2 Peter, H. R. R. II2, p. LXY. Er gehört also der Zeit des Seneca
selbst an und erscheint als ein Gesinnungsgenosse des Cremutius Cordus.
3 Crassus als Diktator ist geradezu eine komische Figur, wo doch der
gute Mann Politik nur als eine Form seiner Geldgeschäfte trieb. Cäsar der
Adlatus dieses Helden ist grotesk.
4 Über die ganze catilinarische Verschwörung, die nur durch Ciceros
Reden und Schriften zu solcher Bedeutung aufgebauscht wurde, urteilt einzig-
richtig Dio Cassius 37, 42, 1 KomTivap g.ev tocut’ ixoirjae xod outco xocTekühT],
xod Im tüXeiov ys tt)<; tcov Trpay-S-EVTov ovoga Trpöp ty]v toö Kt,X£p°)V0? So^av
xod upbc, Xoyouq xoup xoct’ aüxoü XsyhsvTap soys.