Einleitung.
9
Abb. 1. Darstellung des Schwans aus Cod. Reg. Lat. 123 Bl. 196v.
Unter clem Schwan ist im Cod. 387 der Wassermann dargestellt
(Tat. I, Abb. 1). Er steht etwas gebückt auf einem farbig angedeu-
teten Bodenstück, ein Teil seines Gewandes flattert nach links und
er hält mit beiden Händen ein Gefäß, aus dem ein breiter Strom
Wassers fließt. Es charakterisiert die Figur, daß sie die Festigkeit
des Stehens und das Fließende der Bewegung der Gestalten der
antiken Kunst verloren hat. Selbst in der Spätantike bleibt dem
Künstler bei der Darstellung des Hydrochoos die Vorstellung des
schönen Ganymedes selbstverständlich lebendig. Dem mittelalter-
lichen Illustrator fehlt dieser natürliche Hintergrund mythologischer
Ikonographie und mythologischer Schönheit, und so erscheinen
seine Schöpfungen am Maßstab der Antike gemessen häßlich und
leblos, während ihre wirkende Kraft nun gerade darin begründet
ist, daß sie bloße Anschauungsbilder zu sternkundlicher Belehrung
sind und keine mythologisch-ästhetische Bedeutung mehr besitzen.
Was ihr wissenschaftsgeschichtliches Charakteristikum betrifft, so
liegt dieses darin, daß die Eintragung der Sterne in das Bild nicht
auf Grund von Himmelsbeobachtungen erfolgt, sondern bloß auf
Grund der literarischen Tradition der Antike, deren Resultate in
dem. kurzen Text unter dem Bild zusammengefaßt sind.
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Abb. 1. Darstellung des Schwans aus Cod. Reg. Lat. 123 Bl. 196v.
Unter clem Schwan ist im Cod. 387 der Wassermann dargestellt
(Tat. I, Abb. 1). Er steht etwas gebückt auf einem farbig angedeu-
teten Bodenstück, ein Teil seines Gewandes flattert nach links und
er hält mit beiden Händen ein Gefäß, aus dem ein breiter Strom
Wassers fließt. Es charakterisiert die Figur, daß sie die Festigkeit
des Stehens und das Fließende der Bewegung der Gestalten der
antiken Kunst verloren hat. Selbst in der Spätantike bleibt dem
Künstler bei der Darstellung des Hydrochoos die Vorstellung des
schönen Ganymedes selbstverständlich lebendig. Dem mittelalter-
lichen Illustrator fehlt dieser natürliche Hintergrund mythologischer
Ikonographie und mythologischer Schönheit, und so erscheinen
seine Schöpfungen am Maßstab der Antike gemessen häßlich und
leblos, während ihre wirkende Kraft nun gerade darin begründet
ist, daß sie bloße Anschauungsbilder zu sternkundlicher Belehrung
sind und keine mythologisch-ästhetische Bedeutung mehr besitzen.
Was ihr wissenschaftsgeschichtliches Charakteristikum betrifft, so
liegt dieses darin, daß die Eintragung der Sterne in das Bild nicht
auf Grund von Himmelsbeobachtungen erfolgt, sondern bloß auf
Grund der literarischen Tradition der Antike, deren Resultate in
dem. kurzen Text unter dem Bild zusammengefaßt sind.