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Saxl, Astrolog. Hss. II. Bd. Wien.
der Rezeption des Aristoteles die alleinigen Darstellungen der
antiken Sternbilderwelt waren, treten von da ab immer mehr in
den Hintergrund. Zugleich damit verschwindet auch das Interesse
an jenen allgemeinen gemalten oder gezeichneten Übersichten über
die Sternbilderwelt, die in manchen Aratea-Handschriften auf einer
einzigen Tafel die Sternbilder der nördlichen und südlichen Hemi-
sphäre in konzentrische Kreise aneinandergereiht darstellendAbb. 5).
Schon in dem 1426 geschriebenen God. Pal. 1368 findet sich ein ganz
andersartiger Versuch zu einer kartographischen Wiedergabe des
Sternhimmels1 2 (Abb. 7). In ein Gradnetz, das aus 18 konzentrischen
Kreisen, die einen Abstand von je fünf Grad haben und von 72 Ra-
dien mit gleichemWinkelabstand geschnitten werden,sind Sternbilder
nördlich der Ekliptik eingetragen, mit Hilfe des Gradnetzes kann
also die Position jedes Sternes innerhalb dieses Systems bestimmt
werden. Leider hat der Zeichner nur fünf Sternbilder ganz einge-
zeichnet. Der Verfasser konnte nun s. Z. den Nachweis führen,
daß die Bilder dieser Sternkarte auf ein orientalisches Vorbild
zurückgehen müssen. Die Frage, ob die Araber ihrerseits schon
ähnliche antike Vorlagen hatten, ist wohl a priori zu bejahen,
dagegen scheinen in den Handschriften des europäischen Mittelalters
keine Kopien dieser antiken Sternkarten erhalten zu sein3. Das
1 Daneben treffen wir als zweiten Typus in griechischen und — wenn
auch viel weniger häufig — in lateinischen Handschriften des Mittelalters
die Darstellung des nördlichen und südlichen Sternenhimmels in zwei Kreis-
Schemata (Abb. 6). Vgl. Gumont, Astrologica in: Revue archeologique 1916,
fig. 4, p. 12 (Paris, lat. n. acq. 1614); A. Rehm, Griechische Windrosen
(S.-B. d. Bayr. Ak. d. W. phil.-hist. Kl. 1916), S. 38 (Yat. gr. 1087).
2 Röm. Verz. Taf. XI.
3 Ein sehr ähnliches System wie Cod. Vind. 5415 zeigt die von O.Benx-
dorf, E. Weiss und A. Rehm in den Jahresheften des österr. arch. Inst. Bd.Yl
(1903) ausführlich besprochene Bronzescheibe einer antiken Kunstuhr, die in
Salzburg gefunden wurde (Abb. 8). Über die Verwendung derartiger Kunst-
uhren mit astronomischen Darstellungen im spätantiken Orient vgl. des Verf.
„Frühes Christentum und spätes Heidentum“ in: Wiener Jahrb. f. Kunstg.
Bd. II (1923), S. 104ff. — Von arabischen Originalen ist dem Verf. nur das
im Journal asiatique IX. serie T. VIII (1896,2) p. 157 publ. Schema bekannt
geworden (Abb. 9). Es zeigt den Kreis in 28 Sektoren (Mondstationen) zer-
legt. In jeden Sektor sind die Namen der in den betr. Graden am Himmel
befindlichen Sternbilder eingetragen, eine graphische Darstellung also, jenem
Typus verwandt, der uns in Folgendem im Zusammenhang mit Dürers Stern-
karten beschäftigt. Auch die z. T. phantastische Sphaera des Michael Scotus,
deren Sternbilder z. T. doch gar nicht am Himmel lokalisiert waren (vgl.
Soll, Sphaera, S. 448) wurde in diesem Schema dargestellt. So in der von
Saxl, Astrolog. Hss. II. Bd. Wien.
der Rezeption des Aristoteles die alleinigen Darstellungen der
antiken Sternbilderwelt waren, treten von da ab immer mehr in
den Hintergrund. Zugleich damit verschwindet auch das Interesse
an jenen allgemeinen gemalten oder gezeichneten Übersichten über
die Sternbilderwelt, die in manchen Aratea-Handschriften auf einer
einzigen Tafel die Sternbilder der nördlichen und südlichen Hemi-
sphäre in konzentrische Kreise aneinandergereiht darstellendAbb. 5).
Schon in dem 1426 geschriebenen God. Pal. 1368 findet sich ein ganz
andersartiger Versuch zu einer kartographischen Wiedergabe des
Sternhimmels1 2 (Abb. 7). In ein Gradnetz, das aus 18 konzentrischen
Kreisen, die einen Abstand von je fünf Grad haben und von 72 Ra-
dien mit gleichemWinkelabstand geschnitten werden,sind Sternbilder
nördlich der Ekliptik eingetragen, mit Hilfe des Gradnetzes kann
also die Position jedes Sternes innerhalb dieses Systems bestimmt
werden. Leider hat der Zeichner nur fünf Sternbilder ganz einge-
zeichnet. Der Verfasser konnte nun s. Z. den Nachweis führen,
daß die Bilder dieser Sternkarte auf ein orientalisches Vorbild
zurückgehen müssen. Die Frage, ob die Araber ihrerseits schon
ähnliche antike Vorlagen hatten, ist wohl a priori zu bejahen,
dagegen scheinen in den Handschriften des europäischen Mittelalters
keine Kopien dieser antiken Sternkarten erhalten zu sein3. Das
1 Daneben treffen wir als zweiten Typus in griechischen und — wenn
auch viel weniger häufig — in lateinischen Handschriften des Mittelalters
die Darstellung des nördlichen und südlichen Sternenhimmels in zwei Kreis-
Schemata (Abb. 6). Vgl. Gumont, Astrologica in: Revue archeologique 1916,
fig. 4, p. 12 (Paris, lat. n. acq. 1614); A. Rehm, Griechische Windrosen
(S.-B. d. Bayr. Ak. d. W. phil.-hist. Kl. 1916), S. 38 (Yat. gr. 1087).
2 Röm. Verz. Taf. XI.
3 Ein sehr ähnliches System wie Cod. Vind. 5415 zeigt die von O.Benx-
dorf, E. Weiss und A. Rehm in den Jahresheften des österr. arch. Inst. Bd.Yl
(1903) ausführlich besprochene Bronzescheibe einer antiken Kunstuhr, die in
Salzburg gefunden wurde (Abb. 8). Über die Verwendung derartiger Kunst-
uhren mit astronomischen Darstellungen im spätantiken Orient vgl. des Verf.
„Frühes Christentum und spätes Heidentum“ in: Wiener Jahrb. f. Kunstg.
Bd. II (1923), S. 104ff. — Von arabischen Originalen ist dem Verf. nur das
im Journal asiatique IX. serie T. VIII (1896,2) p. 157 publ. Schema bekannt
geworden (Abb. 9). Es zeigt den Kreis in 28 Sektoren (Mondstationen) zer-
legt. In jeden Sektor sind die Namen der in den betr. Graden am Himmel
befindlichen Sternbilder eingetragen, eine graphische Darstellung also, jenem
Typus verwandt, der uns in Folgendem im Zusammenhang mit Dürers Stern-
karten beschäftigt. Auch die z. T. phantastische Sphaera des Michael Scotus,
deren Sternbilder z. T. doch gar nicht am Himmel lokalisiert waren (vgl.
Soll, Sphaera, S. 448) wurde in diesem Schema dargestellt. So in der von