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Saxl, Fritz [Hrsg.]; Nationalbibliothek <Wien> [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1925/26, 2. Abhandlung): Verzeichnis astrologischer und mythologischer illustrierter Handschriften des lateinischen Mittelalters, 2: Die Handschriften der National-Bibliothek in Wien — Heidelberg, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.38875#0051
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Einleitung.

51

Salonefresken zu geben, ob wir berechtigt sind, in diesen Fresken
wie in den Bildern unserer Bonatti-Handschrift astrologische Bil-
derfragen zu erblicken.
Um diese Frage zu beantworten,müssen wir etwas weiter ausholen.
Darüber, daß in der zweiten und dritten Reihe des Salone
1. Apostel, 2. Tierkreiszeichen, 3. die diesen zugehörigen Monats-
bilder, 4. Planeten und 5. die diesen zugehörigen Planetenkinder
dargestellt sind, kann nach den Ausführungen Burges1 und Bär-
zons nicht mehr gezweifelt werden, wie auch der Verfasser2
schon anderwärts sich darzulegen bemüht hat. Was aber bisher
jeder Bemühung, sie zu deuten, spottete, waren die Bilder im
obersten Streifen. Seit den ausgezeichneten Untersuchungen von
Burges hat man die Beziehungen erkannt, die zwischen den Dar-
stellungen im Salone und den Bildern eines merkwürdigen astro-
logischen Bilderbuchs bestehen, als dessen Verfasser Pietro d’Abano
genannt wird3. Sonderbarerweise haben bisher weder Burges noch
Barzon versucht, der Frage systematisch näher zu treten, ob die
Bilder des obersten Streifens in einer mehr als zufälligen Weise mit
denen bei Abano übereinstimmen. Es fragt sich, ob ein wesent-
licher Teil dieser Bilder bei Abano, dessen Buch ebenfalls nach
Tierkreiszeichen geordnet ist, in beiden Fällen bei denselben Tier-
kreiszeichen erscheint. Ließe sich diese Frage bejahen, dann hätten
wir die Möglichkeit, aus dem System des Abano, das durch Bolls
Forschungen4 bis zu einem gewissen Grad klar erkenntlich ist,
Schlüsse auf das System des Salone zu ziehen.
In der Tat sind diese Übereinstimmungen stellenweise erstaun-
lich groß. Eine Tabelle möge dies klarmachen:

SALONE.

ABAN 0.

ARIES.
1. Eine liegende nackte Frau.
3. Krieger.
4. Mann tötet Ungeheuer.
5. Stehende Frau bekleidet.

24. Stehende nackte Frau.
178. Mann mit Harpe usw.
10. Mann tötet Bären.
28. Stehende, schön gekleidete
Frau.

1 William Burges, La ragione de Padoue (Annales Archeologiques
XVIII, p. 331—343, XIX, p. 241—251, XXVI, p. 189—203 und 250—271).
2 Panofsky-Saxl, Dürers „Melencolia* I.“ (Stud. d. Bibi. Warburg
II) 1923, p. 128ff.
3 Joh. Angelus, Astrolabium planum (Augsbg. 1488 und Yen. 1494).
4 Boll, Sphaera, S. 434ff.
 
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