Studien zur Spätscholastik. III.
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S. 288ff.) und in der „Mainzer Monatschrift von geistlichen Sachen“
1788, 7.—12. Heft, S. 1064ff., 1789, 1.—6. Heft, S. 155 ff.)1. Es
ist bis heute das letztemal, daß der Prozeßbericht gedruckt wurde;
die Anmerkungen des Herausgebers der „Monatsschrift“ zeigen, mit
welcher erstaunlichen Harmlosigkeit ein katholischer Geistlicher
damals über diese Dinge sprechen durfte. Daß alle früheren Aus-
gaben unserer Schrift, von den Kommentaren des Enea Silvio an,
diese selber mit eingeschlossen, längst auf dem Index verbotener
Bücher standen, blieb völlig vergessen oder unbeachtet. Im Grunde
dachten die Mainzer Herausgeber kaum weniger frei, als ihr eng-
lischer protestantischer Vorgänger. Zum letzten Male erschien hier
unser Magister als Vorläufer eines Reformkatholizismus, wie ihn
schon seine humanistischen Zeitgenossen, freilich in sehr viel primi-
tiverer Form, sich unklar erträumt hatten: als versöhnende Mittel-
gestalt zwischen alten und neuen geistigen Mächten, als Märtyrer
einer Idee, die doch eigentlich keine neue sein durfte und sollte —•
als Sinnbild einer halben Reform, einer Welt der gebundenen
Freiheit.
1 Da diese Herausgeber teilweise auf die editio princeps (die Commen-
tarien Eneas) zurückgriffen, ist ihre Ausgabe brauchbarer als die (wesentlich
gelehrten Interessen entspringende) von d’Argentre Coli, iudic. de novis
erroribus I, 2, 291 ff. (1728), die den deutschen Schluß der Paradoxa einfach
wegläßt.
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S. 288ff.) und in der „Mainzer Monatschrift von geistlichen Sachen“
1788, 7.—12. Heft, S. 1064ff., 1789, 1.—6. Heft, S. 155 ff.)1. Es
ist bis heute das letztemal, daß der Prozeßbericht gedruckt wurde;
die Anmerkungen des Herausgebers der „Monatsschrift“ zeigen, mit
welcher erstaunlichen Harmlosigkeit ein katholischer Geistlicher
damals über diese Dinge sprechen durfte. Daß alle früheren Aus-
gaben unserer Schrift, von den Kommentaren des Enea Silvio an,
diese selber mit eingeschlossen, längst auf dem Index verbotener
Bücher standen, blieb völlig vergessen oder unbeachtet. Im Grunde
dachten die Mainzer Herausgeber kaum weniger frei, als ihr eng-
lischer protestantischer Vorgänger. Zum letzten Male erschien hier
unser Magister als Vorläufer eines Reformkatholizismus, wie ihn
schon seine humanistischen Zeitgenossen, freilich in sehr viel primi-
tiverer Form, sich unklar erträumt hatten: als versöhnende Mittel-
gestalt zwischen alten und neuen geistigen Mächten, als Märtyrer
einer Idee, die doch eigentlich keine neue sein durfte und sollte —•
als Sinnbild einer halben Reform, einer Welt der gebundenen
Freiheit.
1 Da diese Herausgeber teilweise auf die editio princeps (die Commen-
tarien Eneas) zurückgriffen, ist ihre Ausgabe brauchbarer als die (wesentlich
gelehrten Interessen entspringende) von d’Argentre Coli, iudic. de novis
erroribus I, 2, 291 ff. (1728), die den deutschen Schluß der Paradoxa einfach
wegläßt.