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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 1. Abhandlung): Behaviorismus und Vitalismus — Heidelberg, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.38934#0016
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Hans Driesch :

Bei den genannten unbelebten Systemen werden durch ihre
Geschichte verändert: die Verfahrensweise zur Herstellung ge-
störten Gleichgewichts gar nicht, der Typus des Gleichgewichts
nur in quantitativer Weise (die Elastizitätskonstante nimmt
z. B. einen geringeren Wert an).
12. Es ist aber ein System unseres Typus im Rahmen der
unbelebten Welt nicht nur nicht bekannt, sondern es ließe sich
auch sein Verhalten in keinem Falle aus Konstellation, momen-
taner Geschwindigkeit, und elementarem Kraftgesetz ab leiten,
gleichgültig ob ein solches Gesetz die Newton-Coulomb sehe, die
SAVART-BiOTSche, die Maxwell sehe oder was sonst für eine
Form hat.
Und zwar ist hier eine solche Ableitung, also eine „mechani-
sche“, deshalb unmöglich, weil irgendeine, d. h. eine beliebige
Geschichte unser System in der geschilderten Weise verändert. Es
sind hier buchstäblich unendlich viele „Beliebigkeiten“ gegeben.
Schon bei einer bloß sehr großen, aber endlichen Zahl von Be-
liebigkeiten wäre eine strukturelle, bloß materielle, also mechanische
Vorbereitung der in Frage stehenden durch die Geschichte be-
stimmten Verfahrensweisen sehr unwahrscheinlich, jedoch nicht
undenkbar.
13. Das von uns untersuchte materielle System pflegt als
lebender Mensch bezeichnet zu werden. Die von uns „objektiv“
gekennzeichneten Verhaltensweisen unseres Systems nennt man
Handlungen.
14. Wir ordnen jetzt die unter 2. aufgezählten Formen des
Verhaltens unseres Systems, also des Systems „lebender Mensch“,
psychologischen Begriffen zu:
a) Das hier Geschilderte heißt psychologisch Lernen durch
Probieren und die Erfahrungen des Probierens verwerten.
b) Das hier Geschilderte ist Lernen durch Assoziation. Hier
haben wir den „bedingten Reflex“ („conditioned reflex“)
der Behavioristen, der also schon für sich genommen den
Rahmen des Mechanischen sprengt und alles andere als ein
„Reflex“ ist.
c) Dies ist: im Wege der Reflexion Neues beachten und als
Mittel für alte Ziele verwerten.
 
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