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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 1. Abhandlung): Behaviorismus und Vitalismus — Heidelberg, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.38934#0017
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Behaviorismus und Yitalismus.

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d) Dies ist Abstumpfung gegen Reize.
e) Dieses ist Nachahmung eines ,,Gesehenen“ und Belehrtwerden
durch Rede.
f) Dieses: Durch Reflexion abstrakter Art neue Wege finden
(das sog. „Denken“).
g) Dieses: Sich neue Ziele stecken.
Man sieht, wie grob hier die „behavioristische“, objektive Ana-
lyse bleiben muß, gegenüber dem Reichtum der introspektiven.
Ganz und gar nicht aber kann nun die objektive Forschung
an das Urphänomen alles sog. „Gedächtnisses“, an Bergsons
Souvenir pur heran, d. h. an den Sachverhalt, daß Ich jeden erlebt
gewesenen Sachverhalt mit spezifischem Zeitakzent „er-
innere“. Das hat überhaupt kein „behavioristisches“ Kennzeichen!
15. Die sog. Handlung ist durch unsere Zergliederung nun erst
zur Hälfte gekennzeichnet. Es steht noch aus die Zergliederung der
Frage, wie es komme, daß unser System auf ein bestimmtes
Betroffenwerden seitens der Umwelt sich in diesem Falle hier
gerade so verhält, wie es der Fall ist. Bisher wurde nur gekenn-
zeichnet die Veränderung seines Verhaltens überhaupt in ihrer
Abhängigkeit von der Geschichte, also kurz: seine historisch ge-
schaffene Verhaltens möglichkeit.
16. Über die Grundkennzeichnung eines bestimmten Verhal-
tens unseres Systems in gerade diesem Falle hier, also über
Verhaltenswirklichkeit oder Verhaltensverwirklichung kann
im Rahmen der Naturlehre nur dieses gesagt werden, daß die
Einzelheiten des Geschehens, welche von der Umwelt her das
System betreffen, nicht jeweils auf Einzelheiten des Verhaltens
bezogen werden können, daß hier also keine Stück-Stück-Beziehung
besteht. Aber auch der Begriff der Resultante im mechanischen
Sinne ist in bezug auf das aus der Umwelt stammende, das System
betreffende Geschehnis, etwa eine Folge von Luftwellen, ebenfalls
nicht anwendbar. Das Betreffende kommt als Ganzes in Frage und
das Verhalten ebenfalls; es besteht eine Zuordnung zwischen zwei
Ganzen von beliebig hoher Zusammensetzung1.

1 Dies ist erschöpfend dargestellt in meiner Philosophie des Organischen
(2. Aufl.), 1921, S. 342ff., und in Leib und Seele (3. Aufl.), 1923, S. 32ff.
 
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