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Ernst Lohmeyer:
Wort über „die Gestalt Gottes“1; und seine oder seiner Engel
Offenbarungen geschehen nicht in den Grenzen einer Gestalt,
sondern im Gestalt- und Grenzenlosen, in Wolke und Wind, im
brennenden Dornbusch, in Rauch und Feuer — die bekannte
Erzählung von der Epiphanie Jahwes vor Elia ist ein typisches
Zeichen dieser Frömmigkeit, die alle deutliche Gestaltenhaftigkeit
verschmäht. Indes muß es im späteren Judentum möglich gewor-
den sein, auch von himmlischen Gestalten zu sprechen. Die Visionen
des Henoch oder des gen Himmel entrückten Levi2, die Engel-
erscheinungen in den synoptischen Evangelien sind dafür deutliche
Belege3; und charakteristisch bleibt es, daß auch Philo, wo er
alttestamentliche Epiphanien interpretiert, den Begriff der Gestalt
wie selbstverständlich einführt4. Der Frage, welche Motive diese
Veränderung der frommen Anschauung bestimmt haben, kann
hier nicht nachgegangen werden. Wichtiger ist die Vorstellung,
die in der präpositionalen Wendung „In Gottes Gestalt seiend“
sich bekundet. Denn „Gestalt“ kann, wie schon hervorgehoben,
Judentum nicht ganz fremd sein kann, beweisen die Worte des Paulus, die
doch wohl auf jüdische Formeln sich beziehen (Rom. 2, 20: b/pv-za gopcpwaiv
t% yvwaswcp, wie die urchristliche Hoffnung auf Wandlung der Gestalt (Phil.
3, 21), die in jüdischen Apokalypsen Analogien hat (z. B. Apok. Bar. 51, 9—12
[Y 6, 3—6 Violet]). Zu den Verben geTagoptpouahat,, auggopcpGsaD'at., auggop-
cpouq slvai s. meinen Kommentar zu 3, 10. 21. Zu dem hellenistischen religi-
ösen Gebrauch s. etwa P. Leid. W. YII, 9 ak govov s7rixaZoügai, töv govov sv
xoagw SiaToc^avTa. D-soI^ xal avü-pcoTroiq, tov sauxov äXXa<;avTa asauxov gopcpat;
aylau;, P. Lond. 121, 503 fjxs goi, to Trvsüga to aspo-STst;, . . xal, egßyjth aÜToü
eit; T7]v ijjuy/jVj fva TUTTwaYjTai, ttjv äO-dvaTov gopcp7]v sv cdwti xpaxaiw xal äcph-apToi.
P. Leid. W. XIII, 38 ETUxaXoügal as, xüpLE, l'va goi <pav7) 7) äÄr)x(—0-)iv'/] aou
gopcpy). Pariser Zauberpapyrus Z. 215: auvEaTafh'jV aou tt) lepa gopcprj, sSuvagcoDyv
xw lepw aou ovogaxi. Vgl. Reitzenstein, Hell. Myst. Religionen3, 357f. Zu dem
Gebrauch der LXX s. meinen Kommentar z. St.: lehrreich ist, daß die LXX
in Dan 3,19 den Ausdruck „Bild Gottes“ aus Gen. 1,26 f. mit gopcpv) wiedergeben
(vgl. E. Nestle, Theol. Stud. u. Krit. 1893, 173 f.).
1 Vgl. zum folgenden Lohmeyer, Die Verklärung Jesu im Markusevan-
gelium (ZNTW 1922, 203ff.).
2 äth. Hen. 70 f.; Test. Levi 5.
3 Vgl. auch das Wort Joh. 5, 37: oute <pwv?)v aÜToü (seil. O-eoü) zwttote
dxvjxöaTE oute slSot; aÜToü swpaxaTE.
4 De vita Mos. I, 66, p. 91 M von der Erscheinung Gottes im brennenden
Dornbusch: xaxd Se gsavjv ttjv tpXoya goptpr) nq '/jv TTEpixaZZsaTaTY), twv
opaxwv Eg9spr)i; oüSevl, -9-sosiSEaTaTOV ayaXga, cpüq aüyoEiSsaTEpov toü Ttupo;
ä-TraaTpaTTTOuaa, rjv av ric, vneTonvjoev sixova toü ovroq eivou: xaXsla-8-w Ss
äyysXot;.
Ernst Lohmeyer:
Wort über „die Gestalt Gottes“1; und seine oder seiner Engel
Offenbarungen geschehen nicht in den Grenzen einer Gestalt,
sondern im Gestalt- und Grenzenlosen, in Wolke und Wind, im
brennenden Dornbusch, in Rauch und Feuer — die bekannte
Erzählung von der Epiphanie Jahwes vor Elia ist ein typisches
Zeichen dieser Frömmigkeit, die alle deutliche Gestaltenhaftigkeit
verschmäht. Indes muß es im späteren Judentum möglich gewor-
den sein, auch von himmlischen Gestalten zu sprechen. Die Visionen
des Henoch oder des gen Himmel entrückten Levi2, die Engel-
erscheinungen in den synoptischen Evangelien sind dafür deutliche
Belege3; und charakteristisch bleibt es, daß auch Philo, wo er
alttestamentliche Epiphanien interpretiert, den Begriff der Gestalt
wie selbstverständlich einführt4. Der Frage, welche Motive diese
Veränderung der frommen Anschauung bestimmt haben, kann
hier nicht nachgegangen werden. Wichtiger ist die Vorstellung,
die in der präpositionalen Wendung „In Gottes Gestalt seiend“
sich bekundet. Denn „Gestalt“ kann, wie schon hervorgehoben,
Judentum nicht ganz fremd sein kann, beweisen die Worte des Paulus, die
doch wohl auf jüdische Formeln sich beziehen (Rom. 2, 20: b/pv-za gopcpwaiv
t% yvwaswcp, wie die urchristliche Hoffnung auf Wandlung der Gestalt (Phil.
3, 21), die in jüdischen Apokalypsen Analogien hat (z. B. Apok. Bar. 51, 9—12
[Y 6, 3—6 Violet]). Zu den Verben geTagoptpouahat,, auggopcpGsaD'at., auggop-
cpouq slvai s. meinen Kommentar zu 3, 10. 21. Zu dem hellenistischen religi-
ösen Gebrauch s. etwa P. Leid. W. YII, 9 ak govov s7rixaZoügai, töv govov sv
xoagw SiaToc^avTa. D-soI^ xal avü-pcoTroiq, tov sauxov äXXa<;avTa asauxov gopcpat;
aylau;, P. Lond. 121, 503 fjxs goi, to Trvsüga to aspo-STst;, . . xal, egßyjth aÜToü
eit; T7]v ijjuy/jVj fva TUTTwaYjTai, ttjv äO-dvaTov gopcp7]v sv cdwti xpaxaiw xal äcph-apToi.
P. Leid. W. XIII, 38 ETUxaXoügal as, xüpLE, l'va goi <pav7) 7) äÄr)x(—0-)iv'/] aou
gopcpy). Pariser Zauberpapyrus Z. 215: auvEaTafh'jV aou tt) lepa gopcprj, sSuvagcoDyv
xw lepw aou ovogaxi. Vgl. Reitzenstein, Hell. Myst. Religionen3, 357f. Zu dem
Gebrauch der LXX s. meinen Kommentar z. St.: lehrreich ist, daß die LXX
in Dan 3,19 den Ausdruck „Bild Gottes“ aus Gen. 1,26 f. mit gopcpv) wiedergeben
(vgl. E. Nestle, Theol. Stud. u. Krit. 1893, 173 f.).
1 Vgl. zum folgenden Lohmeyer, Die Verklärung Jesu im Markusevan-
gelium (ZNTW 1922, 203ff.).
2 äth. Hen. 70 f.; Test. Levi 5.
3 Vgl. auch das Wort Joh. 5, 37: oute <pwv?)v aÜToü (seil. O-eoü) zwttote
dxvjxöaTE oute slSot; aÜToü swpaxaTE.
4 De vita Mos. I, 66, p. 91 M von der Erscheinung Gottes im brennenden
Dornbusch: xaxd Se gsavjv ttjv tpXoya goptpr) nq '/jv TTEpixaZZsaTaTY), twv
opaxwv Eg9spr)i; oüSevl, -9-sosiSEaTaTOV ayaXga, cpüq aüyoEiSsaTEpov toü Ttupo;
ä-TraaTpaTTTOuaa, rjv av ric, vneTonvjoev sixova toü ovroq eivou: xaXsla-8-w Ss
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