Kyrios Jesus.
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nicht das Element bezeichnen, „in dem“ ein Wesen existiert
oder das Substrat, aus dem ein Bestimmtes sich formt; sie ist
selbst ein Bestimmtes. Und dennoch fordert die Präposition „in“
die gdeichsam gestaltlose, aber alle Möglichkeiten einer Gestalt in
sich bergende Unbestimmtheit eines Elementes. So war es ein
richtiges Gefühl, daß alte Kommentatoren in dem Worte von der
Gestalt den Begriff der göttlichen „Natur“ fanden. Die Schwierig-
keit, die hier vorliegt, trifft aber die ganze, früher gekennzeichnete
Konzeption. Ist die religiös-ethische Tat Grund der Existenz,
ist sie das logisch und in der Anschauung des Mythos auch das
zeitlich Frühere, so fordert sie doch den Gedanken eines Trägers
dieses Handelns und eines Substrates, das dem Handelnden gegeben
sei. Es bezeichnet die Beinheit, mit der der metaphysische Begriff
des Handelns ausgeprägt ist, wenn hier Träger und Substrat, Ich
und Gegenstand zusammenfallen; der Handelnde ist das Substrat
und das Substrat ist der Handelnde. Und diese Bestimmung ist
notwendig; denn wären beide voneinander geschieden, so wäre ein
Etwas vorhanden, das dem Handelnden und seiner Tat vorgegeben
wäre, es wäre damit unabhängig von beidem, und die Tat in gewisser
Hinsicht von ihm abhängig, was dem Begriff dieser Tat widerspricht.
So wird, wo dieser Begriff des Handelns in seiner reinen religiös-
metaphysischen Geltung gesetzt ist, und das bedeutet hier: in
göttlicher Sphäre, gleichsam ein handelndes Substrat gefordert,
um die Tat möglich zu machen, die das Sein des Handelnden wie
des Substrates bestimmt. Das ist an sich wohl ein nicht aufzu-
lösender Widerspruch, aber er ist mit der Art dieser Konzeption,
die letztlich auf das Gebiet der Kosmogonie verweist, und ihren
metaphysischen Setzungen notwendig gegeben. Er drückt sich in
der Wendung aus: sv yopcpp fkou u-ap^cov. Sie meint also beides:
Die Unbestimmtheit des Substrates (sv)1 und die Bestimmtheit
des Handelnden (jxopcpYj) — und die farblose Allgemeinheit, in der
die Wendung steht, dient nur dem. Gedanken, daß alles Sein erst
durch die reine Tat wird und ist. So fällt auch auf den Genetiv:
„Gestalt Gottes“ ein eigentümliches Licht. Es ist gleichsam nicht
Gott selbst, von dem ein reines Handeln ausgesagt wird; es wäre
1 Fragt man nach cler substantialen Beschaffenheit dieses Substrates,
so scheint nur eine Antwort möglich : sie heißt So^a. Das bedeutet keinen Wider-
spruch zu dem Gedanken, daß Christus erst durch den Tod zur Herrlichkeit ge-
kommen sei, wie Joh. 17, 5 zeigt: y.cd vuv So^aaov ;xe . . . tt) fj etyov -po
tou töv xoctixov slvoa Ttocpa aoi.
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nicht das Element bezeichnen, „in dem“ ein Wesen existiert
oder das Substrat, aus dem ein Bestimmtes sich formt; sie ist
selbst ein Bestimmtes. Und dennoch fordert die Präposition „in“
die gdeichsam gestaltlose, aber alle Möglichkeiten einer Gestalt in
sich bergende Unbestimmtheit eines Elementes. So war es ein
richtiges Gefühl, daß alte Kommentatoren in dem Worte von der
Gestalt den Begriff der göttlichen „Natur“ fanden. Die Schwierig-
keit, die hier vorliegt, trifft aber die ganze, früher gekennzeichnete
Konzeption. Ist die religiös-ethische Tat Grund der Existenz,
ist sie das logisch und in der Anschauung des Mythos auch das
zeitlich Frühere, so fordert sie doch den Gedanken eines Trägers
dieses Handelns und eines Substrates, das dem Handelnden gegeben
sei. Es bezeichnet die Beinheit, mit der der metaphysische Begriff
des Handelns ausgeprägt ist, wenn hier Träger und Substrat, Ich
und Gegenstand zusammenfallen; der Handelnde ist das Substrat
und das Substrat ist der Handelnde. Und diese Bestimmung ist
notwendig; denn wären beide voneinander geschieden, so wäre ein
Etwas vorhanden, das dem Handelnden und seiner Tat vorgegeben
wäre, es wäre damit unabhängig von beidem, und die Tat in gewisser
Hinsicht von ihm abhängig, was dem Begriff dieser Tat widerspricht.
So wird, wo dieser Begriff des Handelns in seiner reinen religiös-
metaphysischen Geltung gesetzt ist, und das bedeutet hier: in
göttlicher Sphäre, gleichsam ein handelndes Substrat gefordert,
um die Tat möglich zu machen, die das Sein des Handelnden wie
des Substrates bestimmt. Das ist an sich wohl ein nicht aufzu-
lösender Widerspruch, aber er ist mit der Art dieser Konzeption,
die letztlich auf das Gebiet der Kosmogonie verweist, und ihren
metaphysischen Setzungen notwendig gegeben. Er drückt sich in
der Wendung aus: sv yopcpp fkou u-ap^cov. Sie meint also beides:
Die Unbestimmtheit des Substrates (sv)1 und die Bestimmtheit
des Handelnden (jxopcpYj) — und die farblose Allgemeinheit, in der
die Wendung steht, dient nur dem. Gedanken, daß alles Sein erst
durch die reine Tat wird und ist. So fällt auch auf den Genetiv:
„Gestalt Gottes“ ein eigentümliches Licht. Es ist gleichsam nicht
Gott selbst, von dem ein reines Handeln ausgesagt wird; es wäre
1 Fragt man nach cler substantialen Beschaffenheit dieses Substrates,
so scheint nur eine Antwort möglich : sie heißt So^a. Das bedeutet keinen Wider-
spruch zu dem Gedanken, daß Christus erst durch den Tod zur Herrlichkeit ge-
kommen sei, wie Joh. 17, 5 zeigt: y.cd vuv So^aaov ;xe . . . tt) fj etyov -po
tou töv xoctixov slvoa Ttocpa aoi.