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Lohmeyer, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 4. Abhandlung): Kyrios Jesus: eine Untersuchung zu Phil. 2,5-11 — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38938#0089
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Kyrios Jesus.

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ausdrücklich nur in dem irdischen Dasein der göttlichen Gestalt zu
Worte kommt. Hier fehlt noch die eindeutige Verknüpfung mit
der Tatsache der gegenwärtigen Geschichte, es fehlt darum die
Bindung dieses Mythos an eine geschichtliche Gemeinde von Be-
kennern. Hier wird, theoretisch gesprochen, das Moment der Ge-
schichte, das mit der Setzung des Glaubens unlöslich verknüpft
ist, weil diese die Loslösung von aller Geschichte bedeutet, noch
nicht in dieser seiner doppelten und antinomischen Funktion zum
Problem. Darum können Gott und Welt allein die Mächte sein,
die den Gang des Psalmes bestimmen; denn auch der Begriff der
Welt ist- wohl an die Geschichte gebunden, aber gerade deshalb
hier ein rein religiöser, genauer eschatologischer Begriff. Dieses
Moment der Geschichte ist im Urchristentum an anderen Stellen
stärker zur Geltung gekommen; es drängt in dem Bekenntnis zu
„unserem Herrn“, in dem Begriff der Gemeinde und allem was
mit ihm gesetzt ist, nach klarem Ausdruck. Aber die überragende
Mächtigkeit, mit der ein Paulus das sachliche Motiv der Geschichte
zu der persönlichen Kraft seines Lebens und Wirkens gemacht hat
trotz aller grundsätzlichen Ferne von der Geschichte, ist nur von
der klaren Erfassung der metaphysischen Bestimmtheit des ur-
christlichen Glaubens zu erfassen. Man kann es vielleicht als ein
Zeichen der weltgeschichtlichen Größe, mit der das Urchristentum
die Feinheit des Glaubensproblems erfaßt und erarbeitet, betrach-
ten, daß dieser Kyriospsalm, der so rein von einer Metaphysik des
gläubigen Wissens und Schauens erfüllt ist, älter ist als etwa das
paulinische Werk. Dieses geschichtliche Nacheinander ist- nur ein
lauterer Spiegel der grundsätzlichen Beziehung, die den Glauben
von aller Geschichte löst, um ihn in solcher Lösung ihr aufs engste
zu verbinden.
Nur ein kleiner Teil der Folgerungen, die aus diesen Zusammen-
hängen sich ergeben, konnte hier angegeben und auch dieser nicht
in allen Einzelheiten gesichert werden. Diese Zusammenhänge
weiter zu führen und näher zu begründen, muß späterer Arbeit
Vorbehalten bleiben. Dennoch ist vielleicht das Eine klar geworden,
daß nicht mit Unrecht dieses Kyrioslied der locus classicus urchrist-
licher Christologie genannt worden ist. Denn in ihm finden sich
die verschiedenartigsten Linien urchristlicher Theologie und Fröm-
migkeit und mit ihnen die unübersehbar verschlungenen sachlichen
Probleme des Glaubens zusammen und runden sich zu einem klaren
und einheitlichen Bilde von „klassischer“ Größe.
 
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