Metadaten

Goldschmidt, Richard H.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 6. Abhandlung): Postulat der Farbwandelspiele — Heidelberg, 1928

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38940#0010
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
10

R. H. Goldschmidt:

Neben anderen älteren Theorien skizziert Laszlö des weiteren
auch diejenigen von H. Beau und Bertrand-Taillet; er meint
hierüber:
»Ziel ist ihnen die Ergänzung der Musik durch die Farben —
ähnlich wie die Musik dramatische Darstellungen hervorheben
kann -— und dadurch eine kontemplative Wirkung auf die Sinne.
Mittel sind zur Wahrnehmung des Farbenspiels eine feststehende
geometrische Form (Viereck, Stern usw.), die mit verschieden-
farbigen elektrischen Glühlampen ausgefüllt wird. Die äußere Um-
randung entspricht den Baßnoten bzw. der Begleitung, die innere
Füllung der oberen Oktave bzw. der Melodie.«
».Es ist nicht recht ersichtlich, wie sich die Verfasser die
seelische Einwirkung solcher ,,Musikergänzungen“ auf die mensch-
liche Psyche vorstellten, ganz abgesehen von der Zumutung, solche
Farbenspiele dem in physiologischen Grenzen befangenen Auge
aufzuzwingen. Wir vermuten nach der ganzen Art, wie die Frage
von Beau und Bertrand-Taillet behandelt wurde, daß den
beiden weniger an absolut künstlerischen Dingen und deren Ver-
wirklichung als vielmehr an einer Illuminationsmöglichkeit des
musikalischen Theaters lag.«
Faszlö selbst sieht seine eigene kritische Einstellung vor-
bereitet durch Scrjarin. »Mit Alexander Scrjarin ist die
Farbenmusik in eine neue Ara getreten: in die der induktiven Pro-
duktion .... Scrjarin dachte nicht an die Möglichkeit einer
Gleichberechtigung der künstlerischen Partner, sondern die Farb-
kunst (zum Unterschied von der Malerei) war ihm eine Sinnes-
schmeichelei einer untergeordneten Sinnesart, wie auch die „Sym-
phonie der Gerüche“. Die Abstraktion der Farbe ging bis zur
unmaterialistischen Luftfärbung, ohne die Form und deren Rhyth-
mus zu Hilfe zu nehmen. Es war unnütz, den Sinnen mehr als
farbige Luft zu geben, da alles Beiwerk nur den Geist belastet und
dadurch die Ekstase geschwächt hätte. Die Farbe war nur als
Hilfsmittel in der freien Phantasie des Dichters vorhanden.«
Auch nach einer Verneinung einer ,,Farbe-Ton-Parallele“ im
engeren Sinne, nämlich auch ohne die Annahme einer Parallele
oder einer durchgehend festen Beziehung jeweils zwischen einzelner
Farbe und einzelnem Ton oder Klang, also auch nach Anerkennung
der Kritik Laszlös, bleibt es immerhin zunächst noch möglich, in
seinem Sinne einen allgemeinen „Farblicht-Musik-Zusammenhang“
vorauszusetzen. Indessen ist irgendeine solche Voraussetzung noch
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften