Metadaten

Goldschmidt, Richard H.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 6. Abhandlung): Postulat der Farbwandelspiele — Heidelberg, 1928

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38940#0009
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Postulat der Farbwandelspiele.

9

Demonstrationen auf die hergehörenden Ideen von Alexander
Scrjabin, als auf Ansätze zu seiner Farblichtmusik hingewiesen.
Endlich wurden mancherorts in Deutschland, z. B. 1925 in Gelle
und 1927 auf dem ersten Kongreß für Farbe-Ton-Forschung, von
Ludwig Hirschfeld-Mack „Farben-Licht-Spiele“ vorgeführt.
Bei Scrjabin, Hirschfeld-Mack und Laszlö handelt es sich
um eine Verbindung postulierter Farbdarbietungen mit Musik. —-
Laszlö brachte auch theoretische Erörterungen über seine Ideen,
deren praktische Verwirklichung er ausgesprochenermaßen vorerst
nur in Angriff zu nehmen und für einen vollständigen Ausbau vor-
zubereiten strebte. 1925 veröffentlichte Laszlö sein Buch über
,,Die Farblichtmusik“. Er geht darin von einer Vorgeschichte der
Farben- und Tonparallele aus; er betrachtet also postulierte
Farbdarbietungen von vornherein nur insofern, als sie in Ver-
bindung mit Musik, gleichsam als Musik-konform Bedeutung
gewinnen. ,,Daß“ musikalische und postulierte chromato-
biotische Darbietungen miteinander in Verbindung zu
treten haben, gilt ihm ohne jede kritische Erörterung als eine
Grundvoraussetzung; und er bespricht nur die Frage, „wie“ eine
solche Verbindung sei.
Zunächst kritisiert er die auf Newtons Anregung basierenden
älteren Auffassungen, nach denen »die Farben des Spektrums eine
musikalische Oktave bilden«. Laszlö meint: Newton »vergaß die
Grunderkenntnis der physiologischen Aufnahme der Farben und
Töne und brachte damit die verheerende Lawine, die die gemein-
same Kunstart von Farben und Tönen erdrosselt hat, ins Bollen«.
Als Beispiel für die kritisierte Auffassung skizziert Laszlö u. a.
die Lehre des französischen Jesuiten Louis Bernard Castel, der
um 1725 sein »Clavecin oculaire« konstruiert hat, ein bis gegen
Ende des 18. Jahrhunderts auch in Deutschland viel erwähntes
„Farbenklavier“. Instruktiverweise zitiert Laszlö die »Grund-
sätze, welche Castel für seinen Apparat aufstellte«, u. a.: »4. Aus
fünf ganzen und zwei halben Tönen besteht die sog. diatonische
Tonleiter C-D-E-F-G-A-H; auf gleiche Weise entspringen aus
fünf völligen und zwei halben Farben die natürlichen Stufen der
aufeinanderfolgenden Farben: Blau, Grün, Gelb, Aurora, Bot,
Violet und Violant. Denn das Blaue leitet zum Grünen, das Gelbe
zum Aurora usw. Das Violant, welches fast Blau ist, leitet wieder
zum reinen, aber um die Hälfte helleren Blau, sodaß mit der er-
höhten Oktave alle vorhergehenden Farben, nur um die Hälfte
heller, zum Vorschein kommen.«
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften