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Allgeier, Arthur [Hrsg.]; Sankt Gallen [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1928/29, 2. Abhandlung): Bruchstücke eines altlateinischen Psalters aus St. Gallen: in Codd. 1395 St. Gallen, C 184 Zürich u. 587 Wien — Heidelberg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.39910#0007
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Bruchstücke eines altlateinischen Psalters aus St. Gallen.

ß. Thorpe bekannt.1) Unter den von L1BRI gestohlenen Handschriften
befand sich ein Teil von einem Psalter des 5. Jahrh., dessen Rest die
Bibliotheque Municipale in Lyon besitzt; auf ihn lenkte 1880 A. Delisle
zuerst die Aufmerksamkeit.2) In neuerer Zeit gab A. Amelli die
höchst altertümlich anmutende dritte Kolumne eines Psalterium
quadruplex aus einer dem 11. Jahrh. angehörenden Bibelhandschrift
von Monte Casino heraus, deren Dunkel sich allmählich zu klären
beginnt3); ebenso A. Dold zwei Palimpseste des Klosters Reichenau,
die B. Capelle auf Grund eindringender Analyse zu den altgallischen
Psalterien stellt.4) Endlich hat Ph. Lauer in einer sorgfältigen,
allerdings wesentlich auf archäologische Fragen abzielenden Arbeit
den karolingischen Psalter 409 der Bibliotheque de la Faculte de
Medecine von Montpellier behandelt5), und ich habe auf eine bi-

9 Libri Psalmorum Versio antiqua latina cum Paraphrasi anglo-saxonica,
Oxonii 1835. Der Herausgeber fand die Hs. in Paris, beschreibt sie aber wenig
deutlich. Es handelt sicli um Par. lat. 8824. Rahlfs, Septuaginta-Studien II 311
charakterisiert den Text als ein Gemisch aus dem Psalterium Romanum und
Gallicanum. Das Urteil trifft sachlich nicht ganz zu; vgl. 48, 7 abundantiarum
90, 7 appropiabunt hic et ubique 106, 2 (dicant) nunc (= M) 39 dolorum (— R)
140, 6 iuxta petram (= R). Formal liegt gerade darin das Problem, wie Hg gegen
Hr allmählich Raum gewonnen hat.
2) Melanges de paleographie et de bibliographie, Paris 1880, 11/35. Auch
hier sieht Rahlfs a. a. 0. wieder ein merkwürdiges Gemisch von Hr und Hg. Die
Textfrage dürfte indes doch auch hier tiefer liegen, als Delisle und Rahlfs an-
genommen haben, wie schon die mannigfachen Lesarten nahelegen, die weder
auf Hr noch auf Hg restlos aufgeteilt werden können, dagegen teilweise in RMG
Deckung finden.
3) Capelle hat Revue Benedictine 32 (1920) 129 ff. gezeigt, daß die Rezen-
sion zahlreiche afrikanische Elemente enthält, und in der Römischen Quartal-
schrift 34 (1926) 28 ff. habe ich anderseits die Benützung des Psalterium iuxta
Hebraeos von Hieronymus nachgewiesen.
4) Deux psautiers gaulois dans le Cod. Aug. CCLIII: Revue Benedictine 37
(1925) 1 ff. Aug. 1 steht G Corb Carn nahe, Aug. 2 dagegen dem Coisl, und
Capelle möchte daher für jenen Gallia Lugdunensis als Heimat annehmen, für
diesen Südgallien. Beide zeigen Berührungen mit dem mozarabischen Psalter, am
stärksten Aug. 2. Dagegen ist es Capelle unwahrscheinlich, daß Hr auf die Text-
gestaltung eingewirkt habe.
5) Le psautier Carolingien du president Bouhier: Extrait des Melanges F. Lot,
Paris 1925. Dom Wilmart, Revue Biblique 31 (1922) betrachtet die Hs. comme
un exemplaire intact de l’ancien Psautier romain usite dans les Eglises franques
ä la fin du VIII0 siede. Dagegen erweckt die Textprobe Lauers p. 10 f. allerdings
Bedenken. 1, 2 bietet wohl den charakteristischen Zusatz fuit: in lege domini
fuit voluntas eius, aber 1,3: et folium eius defluet non decidet, defluet ist
die Lesung von Hg, decidet von Hr MTf. Liegt Textmischung vor, oder will
 
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