Cusanus-Texte. I. „Dies Sanctificatus“.
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Predigten spürbar. Der Kampf zwischen dem Baseler Konzil und
Eugen IV., in den Cusanus nach seiner Rückkehr aus Byzanz als
hervorragender Vorkämpfer der päpstlichen Partei eingreift, ist in
den Wintertagen des Jahres 1439 durch die Wahl des Herzogs von
Savoyen zum Gegenpapst und die bevorstehende Krönung des
neuen Kaisers zu einem Höhepunkt gelangt; die Sorge um den
Bestand der Einheit der Kirche, die Cusanus trieb, statt der Ver-
waltung seiner Dekanatsgeschäfte im St. Florins-Stift zu Koblenz
an den Reichstagen teilzunehmen und in den Städten zu wirken,
bestimmt auch den Schlußteil der vorliegenden Predigt.
Eine unmittelbare Wirkung der Cusanischen Predigten in
Augsburg ist nicht festzustellen; doch zeigt eine anonyme Stadt-
Chronik, daß man in späterer Zeit von Augsburg aus der Wirk-
samkeit des Cusanus besondere Aufmerksamkeit schenkte1. —
Während in der Herausgabe der Werke des Cusanus die
mittelalterliche Orthographie nicht beibehalten werden wird, schien
es in diesem Falle, um einen getreuen Eindruck der Eigenart des
Cusanischen Stils zu vermitteln, geboten, der Schreibung des
Autographon genau zu folgen; lediglich die Großschreibung von
Bezeichnungen Gottes, Personifikationen und Eigennamen, für die
Cusanus kaum je die Majuskel setzt, und die Unterscheidung von
u und v sind als Änderungen zu bezeichnen. Die Interpunktion
hingegen, deren Übernahme bei der Verschiedenheit des Brauchs
der Zeit des Cusanus von dem heute üblichen System das Ver-
ständnis des Textes erheblich erschwert hätte, ist nach den heute
geltenden Grundsätzen behandelt. — In denjenigen Fällen, in
denen der Sinn eine Abweichung von einer Flüchtigkeit der
Vorlage verlangte, bedeutet das Sigel Cus. die Schreibung des
Cusanus.
Die Hinweise des Apparates beziehen sich, sofern nicht aus-
drücklich etwas anderes vermerkt ist, auf die 1514 in Paris er-
schienene, von Faber Stapulensis besorgte Ausgabe der Werke
des Cusanus. Verweisungen auf die philosophisch-theologischen
Schriften betreffen den I. Band, Predigt-Zitate den II. Band dieser
Ausgabe.
1 Chroniken der schwäb. Städte, Augsburg III. Bd. = Chroniken der
deutschen Städte, Bd. 22, 1892, p.508: „Item es was zu Prichsen im birg ain
bischof, und was ain Cardinal zu Rom, fast geistlich, und las oft mess und
prediget und straffet das übel fast und was genant Nicola de Cusa; er wolt
auch, das die korherren und die priester ir pfriend verdienten . .
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Predigten spürbar. Der Kampf zwischen dem Baseler Konzil und
Eugen IV., in den Cusanus nach seiner Rückkehr aus Byzanz als
hervorragender Vorkämpfer der päpstlichen Partei eingreift, ist in
den Wintertagen des Jahres 1439 durch die Wahl des Herzogs von
Savoyen zum Gegenpapst und die bevorstehende Krönung des
neuen Kaisers zu einem Höhepunkt gelangt; die Sorge um den
Bestand der Einheit der Kirche, die Cusanus trieb, statt der Ver-
waltung seiner Dekanatsgeschäfte im St. Florins-Stift zu Koblenz
an den Reichstagen teilzunehmen und in den Städten zu wirken,
bestimmt auch den Schlußteil der vorliegenden Predigt.
Eine unmittelbare Wirkung der Cusanischen Predigten in
Augsburg ist nicht festzustellen; doch zeigt eine anonyme Stadt-
Chronik, daß man in späterer Zeit von Augsburg aus der Wirk-
samkeit des Cusanus besondere Aufmerksamkeit schenkte1. —
Während in der Herausgabe der Werke des Cusanus die
mittelalterliche Orthographie nicht beibehalten werden wird, schien
es in diesem Falle, um einen getreuen Eindruck der Eigenart des
Cusanischen Stils zu vermitteln, geboten, der Schreibung des
Autographon genau zu folgen; lediglich die Großschreibung von
Bezeichnungen Gottes, Personifikationen und Eigennamen, für die
Cusanus kaum je die Majuskel setzt, und die Unterscheidung von
u und v sind als Änderungen zu bezeichnen. Die Interpunktion
hingegen, deren Übernahme bei der Verschiedenheit des Brauchs
der Zeit des Cusanus von dem heute üblichen System das Ver-
ständnis des Textes erheblich erschwert hätte, ist nach den heute
geltenden Grundsätzen behandelt. — In denjenigen Fällen, in
denen der Sinn eine Abweichung von einer Flüchtigkeit der
Vorlage verlangte, bedeutet das Sigel Cus. die Schreibung des
Cusanus.
Die Hinweise des Apparates beziehen sich, sofern nicht aus-
drücklich etwas anderes vermerkt ist, auf die 1514 in Paris er-
schienene, von Faber Stapulensis besorgte Ausgabe der Werke
des Cusanus. Verweisungen auf die philosophisch-theologischen
Schriften betreffen den I. Band, Predigt-Zitate den II. Band dieser
Ausgabe.
1 Chroniken der schwäb. Städte, Augsburg III. Bd. = Chroniken der
deutschen Städte, Bd. 22, 1892, p.508: „Item es was zu Prichsen im birg ain
bischof, und was ain Cardinal zu Rom, fast geistlich, und las oft mess und
prediget und straffet das übel fast und was genant Nicola de Cusa; er wolt
auch, das die korherren und die priester ir pfriend verdienten . .