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Nikolaus [Hrsg.]; Hoffmann, Ernst [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1928/29, 3. Abhandlung): Cusanus-Texte: I. Predigten, 1: Dies sanctificatus vom Jahre 1439 — Heidelberg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.39951#0023
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Cusanus-Texte. I. „Dies Sanctificatus.

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Daß in aller Creatur die Vielheit in der Größe ist und um-
gekehrt, oder daß die Einfachheit in der Zusammengesetztheit ist
und umgekehrt, oder daß die Einheit in der Dreifaltigkeit ist und
umgekehrt, — dies alles wird an einem anderen Ort von uns dar-
getan. Es gibt uns dies einen Wink, wie wir über aller Gegen-
sätzlichkeit fühlen müssen, daß die unendliche Einheit in der Drei-
faltigkeit ist, und umgekehrt.
Jetzt aber müssen wir, um zur Erörterung des Gedankens der
ewigen Zeugung übergehen zu können, wissen, wie der heilige
Augustinus mit Hilfe mathematischer Begriffe die Dreifaltigkeit
in der Ewigkeit erklärt:
Da die Einheit aller Andersheit — die ja nicht ohne Zweiheit
ist — vorausgeht, ist die Einheit ewig. Ebenso ist die Ungleich-
heit später als die Gleichheit, von der sie abhängt; weil nun alle
Ungleichheit sich auf Gleichheit zurückführen läßt und Ungleich-
heit nicht ohne Andersheit sein kann, geht also die Gleichheit
der Andersheit voraus; daher ist sie ewig. Die Verbindung ist
vor der Scheidung, weil Verbindung von Einheit, Scheidung von
Andersheit stammt; daher.
Unsere {christlichen) Lehrer wollten, daß die Einheit Vater
genannt werde, die Gleichheit Sohn, die Verbindung Heiliger
Geist, einer inneren Übereinstimmung wegen, damit wir die Zeu-
gung und den Hervorgang besser erfassen; näher allerdings kom-
men dem Wesen der Sache die Begriffe: dies, dies selbe, Sel-
bigkeit.
Jetzt wollen wir die ewige Zeugung des Sohnes betrachten:
Zeugung ist Vervielfältigung eines Geschöpfes oder — mit anderen
Worten — Wiederholung der Einheit, wie es an Vater und Sohn zu
erkennen ist; dies ist Zeugung im Reich des Vergänglichen. In
den göttlichen Personen ist Zeugung die einmalige Wie-
derholung der Einheit, d. i. die Einheit einmal genommen;
wenn man sie zweimal oder dreimal wiederholte, so würde etwas
anderes hervorgebracht werden, die Zweizahl etwa oder die Dreizahl.
Die einmal wiederholte Einheit erzeugt also nichts anderes als die
Gleichheit der Einheit; und dies kann nur in dem Sinne ver-

Sapient., cap. 21—24. 15·—18. Concordat hic loc. cum De Doct. Ignorant. I, 9,
fol. 4T. Pro „id, idem, idemptitas“ ibi habetur: „hoc, id, idem“ [ex Ps.-BEDAE
Comment. in BOETH. De Trinitate, (ed. cit. col. 944; Patrol. Lat. Lom. 95, col.
400) depromptum] et „unitas, iditas, idemptitas“ ; cf. eiiam De Pace Fidei c. 8,
fol. 117T. 19—p. 24, 4. Viele De Doct. Ignorant. I, 8 et init. I, 9. Cf. etiam
Cribrat. Alchoran. II, 6, fol. 135y.
 
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