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Nikolaus [Hrsg.]; Hoffmann, Ernst [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1928/29, 3. Abhandlung): Cusanus-Texte: I. Predigten, 1: Dies sanctificatus vom Jahre 1439 — Heidelberg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.39951#0025
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Cusanus-Texte. I. „Dies Sanctificatus“.

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standen werden, daß die Einheit die Einheit erzeugt; diese Zeu-
gung ist ewig. Und so kommt es zu einem Hervorgehen aus der
Einheit und der Wiederholung der Einheit, mit anderen Worten:
zur Einheit von Einheit und deren Gleichheit. Denn aus der Ein-
heit und Gleichheit geht notwendig die Verbindung hervor;
und aus anderem kann sie nicht hervorgehen,.
Viele Beispiele haben die Lehrer, um uns zur Erkenntnis der
ewigen Zeugung zu erheben: das Beispiel vom Strahlen glanz,
der vom Feuer erzeugt wird, und der Wärme, die aus beiden her-
vorgeht; das Beispiel vom Licht : so spricht Hilarius davon,
wie das Licht vom Lichte angezündet wird und aus beiden der
Glanz kommt; vom Geist, — daß der Geist sich sein Wort zeugt,
das ihm gleicht, also den Begriff seiner selbst, und wie aus diesen
beiden der Wille oder die Liebe hervorgeht. Daher greifen viele
zum Beispiel des Wortes, damit uns das Evangelium verständ-
lich werde. Denn das Wort ist ein Gleichnis des Denkens selbst;
in ihm umgreift das Denken seinen Gegenstand. Dies scheint der
Apostel zu meinen, wenn er sagt, daß der Sohn unter den gött-
lichen Personen das geistige Wort des Vaters ist, daß er Gottes
Weisheit, Kunst oder Vernunft ist. Denn daß alle Dinge von Gott-
Vater im Worte der Vernunft und in der Weisheit geschaffen sind,
— wie dies keinen Zweifel duldet, so duldet es auch keinen Zweifel,
daß die ewige Vernunft, das Wort und die Weisheit die unendliche
Kunst sind. ,,Im Anfang also war das Wort, und das Wort war
hei Gott, und Gott war das Wort“. Wenn also die Vernunft oder
das Wort des Geistes oder die Weisheit am Anfang war, so ist
deutlich, daß das Wort von Ewigkeit her war, weil es „am Anfang
war“; „am Anfang gewesen sein“ heißt Ewigkeit. Und wenn den-
kende Vernunft war, so war da etwas, das dachte; und dies
kann nur das ewige Prinzip sein, bei dem die Vernunft immer war.
Daher war am Anfang die Vernunft und sie war bei Gott, weil
sie in der Ewigkeit des Prinzips war, welches Gott-Vater ist; und
,,sie war Gott“, weil die ewige Kunst und die unendliche Vernunft
und das Wort nicht geringer als Gott sein kann, da es nur eine
Ewigkeit und Unendlichkeit gibt. Durch diese unendliche Ver-
nunft also ist alles geschaffen.
 
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