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Nikolaus [Hrsg.]; Hoffmann, Ernst [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1928/29, 3. Abhandlung): Cusanus-Texte: I. Predigten, 1: Dies sanctificatus vom Jahre 1439 — Heidelberg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.39951#0042
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E. Hoffmann und R. Klibansky.

ERLÄUTEROT GEN.
Die nachstehenden Bemerkungen beschränken sich auf die
philosophische Seite des Predigttextes und haben besonders den
Zusammenhang mit der Docta Ignorantia zum Zweck; ergänzend
kommen hinzu De Visione Dei und De Filiatione Dei1.
1. Zur Einleitung und zum Ganzen.
Die Einleitung verbindet den Gedanken der alttestament-
lichen Prophetie mit dem Herrenwort von Weg, Wahrheit und
Leben; sie verbindet also die jüdische Verheißung mit der christ-
lichen Erfüllung. Aber schon mit der gleich eingangs stehenden
Terminologie simplicissime absque multiplicitate weist sie eindeutig
auf die philosophische Umwelt hin, in welche der Gottesbegriff
und mit ihm der ganze dogmatische Gehalt der Predigt ein-
gegliedert ist.
Um diese philosophische Umwelt in ihrem konkreten, durch
■Cusanus geschaffenen Gefüge2 zu verstehen, würde es nicht ge-
nügen, auf die vielen, sehr verschiedenen Richtungen der christ-
lichen und der nicht-christlichen Scholastik3 zu blicken und die
1 Die kritische Ausgabe der Docta Ignorantia hoffen wir noch in diesem
Jahre zu vollenden. — In den Erläuterungen habe ich unberücksichtigt ge-
lassen, inwiefern Cusanus später die Positionen der Docta Ignorantia modi-
fiziert hat.
2 Aus der neuesten Literatur nenne ich hier nur diejenigen beiden Ar-
beiten, die meines Erachtens die Intentionen des Cusanus besonders gut
wieder geben: Joachim Ritter, Docta Ignorantia, Die Theorie des Nicht-
wissens bei Nicolaus Cusanus, 1927 (Teubner), und M. Losacco, La dialettica del
Cusano. Rendiconti della R. Academia nazionale dei Lincei, classe di scienze
morali, 1928, Ser. YI, vol. IV.
3 Die Arbeit auf diesem Gebiete ist freilich bisher kaum begonnen.
Ygl. Kap. X von Vansteenberghe’s Nicolas de Cues. Dazu J. Lenz, Die
Docta Ignorantia oder die mystische Gotteserkenntnis des N. C-, 1923. Einige
wichtige Bemerkungen macht Losacco in der Anm. 2 zitierten Abhandlung.
Die allgemeine Stellung des Cusanus zur Scholastik ist in der vortrefflichen
Darstellung von Ottmar Dittrici-i, Geschichte cFer Ethik, 3. Bel., S. 255—268,
mit sicherer Linienführung gezeichnet. Weitere Aufschlüsse werden Unter-
suchungen von R. Klibansky bringen, welche bereits im Ms. vorliegen. Es
handelt sich um die Trinitätslehre des Cusanus, welche ich hier nur unter
dem Gesichtspunkt der Analyse seiner eigenen Systematik betrachtet habe.
Klibansky hat die Anlehnungen an Spekulationen des 12. Jahrhunderts
nachgewiesen.
 
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