Ein Proklos-Funcl lind seine Bedeutung.
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tatio Theologica1 sei in der Beilage II eine Probe gegeben. Eine
vollständige Ausgabe der lateinischen Schriften Meister Eckharts
aus dem Manuskript des Cusanus und den anderen Handschriften
würde zeigen, daß der Einfluß des Proklos auf bestimmte Eckhart-
sclie Lehren weit höher anzuschlagen ist, als dies bisher geschah.
AuchTAULER endlich beruft sich nicht selten2 in der für ihn so wich-
tigen Lehre vom Seelengrunde auf Proklos, von dem er in den
deutschen Predigten mehrere Stellen in wörtlicher Übertragung
anführt; wenn er Platon nennt, so geschieht dies stets in Ver-
bindung mit Proklos, dem „großen, heidenschen Meister“.
Die Platon-ÜberliefeBgig von dieser Zeit an ist also wesent-
lich durch Proklos mitbestimmt. Nicht nur für das Platon-BiM
der deutschen Mystik ist es von entscheidender Bedeutung, daß
seine Züge außer durch Augustin durch Proklos geprägt sind;
bis tief in die Zeit der Renaissance hinein erscheinen Platonische
Gedanken unlöslich mit der Deutung des Kommentators verknüpft.
Selbst als der originale PLATON-Text lange schon bekannt war,
wird an der Verbindung festgehalten, am stärksten gerade im
Kreise der 'Platonischen’ Akademie in Florenz. Erst ganz all-
mählich bahnt sich, nicht so sehr auf dem Wege philologischer
Kritik3 als vielmehr aus eigener systematisch-philosophischer Spe-
kulation heraus, die Scheidung an zwischen neuplatonischer Tradi-
tion und einem Platon, wie man ihn aus dem eigenen Werk faßbar
zu machen sucht4. Erst Leibniz fordert an der für sein Platon-
1 Auf dies Werk wiederholt nachdrücklich hingewiesen zu haben, ist das
Verdienst von M. Grabmann (Vgl. dessen Besprechung von Baeumkers Witelo,
Philcs. Jahrb. 23, 1910). Außer in dem in der neueren Literatur allein bekann-
ten Cod. Vatic. lat. 2192 ist das Werk in einer Oxforder Handschrift, cod.
Colleg. Balliol. 224 (B.) erhalten; geschrieben ist dies reich ausgestattete Ms. im
Jahr 1444; der Yorbesitzer ist William Gray, Bischof von Ely. Es ist zu wün-
schen, daß bald eine auf den beiden genannten Mss. sich stützende Ausgabe
dieses Kommentars erscheine, den Cusanus in der Apologia, fol. 40r, mit
Scotus Eriugena und David von Dinant in einer Reihe nennt.
2 Taulers Predigten, ed. Vetter (Deutsche Texte d. Mittelalt. Bd. XI,
Berl. 1910), p. 300; 332; 350, 20 sq.
3 Auch wenn Faber Stapulensis in seiner Ausgabe der Werke des
Dionysios Areopagita in den Scholien zu De Divinis Nominibus (Yenet.
1481, fol. 67rsq.) aufs schärfste zwischen Platon und „Platonica factio“
scheidet, so wird er hierbei nicht von kritischen Erwägungen über die Ver-
schiedenheit der Lehrmeinungen, sondern vom polemischen Interesse im Streit
um die Werke des Areopagiten geleitet.
4 Charakteristisch hierfür etwa die Übersetzung des Phaidon und Theae-
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tatio Theologica1 sei in der Beilage II eine Probe gegeben. Eine
vollständige Ausgabe der lateinischen Schriften Meister Eckharts
aus dem Manuskript des Cusanus und den anderen Handschriften
würde zeigen, daß der Einfluß des Proklos auf bestimmte Eckhart-
sclie Lehren weit höher anzuschlagen ist, als dies bisher geschah.
AuchTAULER endlich beruft sich nicht selten2 in der für ihn so wich-
tigen Lehre vom Seelengrunde auf Proklos, von dem er in den
deutschen Predigten mehrere Stellen in wörtlicher Übertragung
anführt; wenn er Platon nennt, so geschieht dies stets in Ver-
bindung mit Proklos, dem „großen, heidenschen Meister“.
Die Platon-ÜberliefeBgig von dieser Zeit an ist also wesent-
lich durch Proklos mitbestimmt. Nicht nur für das Platon-BiM
der deutschen Mystik ist es von entscheidender Bedeutung, daß
seine Züge außer durch Augustin durch Proklos geprägt sind;
bis tief in die Zeit der Renaissance hinein erscheinen Platonische
Gedanken unlöslich mit der Deutung des Kommentators verknüpft.
Selbst als der originale PLATON-Text lange schon bekannt war,
wird an der Verbindung festgehalten, am stärksten gerade im
Kreise der 'Platonischen’ Akademie in Florenz. Erst ganz all-
mählich bahnt sich, nicht so sehr auf dem Wege philologischer
Kritik3 als vielmehr aus eigener systematisch-philosophischer Spe-
kulation heraus, die Scheidung an zwischen neuplatonischer Tradi-
tion und einem Platon, wie man ihn aus dem eigenen Werk faßbar
zu machen sucht4. Erst Leibniz fordert an der für sein Platon-
1 Auf dies Werk wiederholt nachdrücklich hingewiesen zu haben, ist das
Verdienst von M. Grabmann (Vgl. dessen Besprechung von Baeumkers Witelo,
Philcs. Jahrb. 23, 1910). Außer in dem in der neueren Literatur allein bekann-
ten Cod. Vatic. lat. 2192 ist das Werk in einer Oxforder Handschrift, cod.
Colleg. Balliol. 224 (B.) erhalten; geschrieben ist dies reich ausgestattete Ms. im
Jahr 1444; der Yorbesitzer ist William Gray, Bischof von Ely. Es ist zu wün-
schen, daß bald eine auf den beiden genannten Mss. sich stützende Ausgabe
dieses Kommentars erscheine, den Cusanus in der Apologia, fol. 40r, mit
Scotus Eriugena und David von Dinant in einer Reihe nennt.
2 Taulers Predigten, ed. Vetter (Deutsche Texte d. Mittelalt. Bd. XI,
Berl. 1910), p. 300; 332; 350, 20 sq.
3 Auch wenn Faber Stapulensis in seiner Ausgabe der Werke des
Dionysios Areopagita in den Scholien zu De Divinis Nominibus (Yenet.
1481, fol. 67rsq.) aufs schärfste zwischen Platon und „Platonica factio“
scheidet, so wird er hierbei nicht von kritischen Erwägungen über die Ver-
schiedenheit der Lehrmeinungen, sondern vom polemischen Interesse im Streit
um die Werke des Areopagiten geleitet.
4 Charakteristisch hierfür etwa die Übersetzung des Phaidon und Theae-