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Klibansky, Raymond; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1928/29, 5. Abhandlung): Ein Proklos-Fund und seine Bedeutung — Heidelberg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.39953#0022
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22

Raymond Klibansky:

Bild bezeichnendsten Stelle mit Nachdruck ein unmittelbares, von
der Deutung der Schule unbeeinflußtes Studium der Platonischen
Philosophie* 1.
Wenn also im vorigen die Bedeutung berührt ist, die Proklos
für die Übermittlung der Platonischen Gedankenwelt im Abend-
land zukommt, so ist damit zugleich auf die besondere Stellung
hingedeutet, die er in dem großen Umformungsprozeß einnimmt,
durch den antike Gottes- und Weltbetrachtung in das Denken
späterer Zeiten Eingang findet. Durch dies spätantike System, in
dem die theologische Spekulation orientalischer Mystik mit der
bändigenden Tektonik des griechischen Logos eine eigenartige Syn-
these eingeht, wird Proklos einer der großen Mittler zwischen
antiker und mittelalterlicher Denkart. Und zwar gilt dies für
das Abendland ebenso wie für Byzanz und — wenn auch in gerin-
gerem Maße — für die arabische Welt2.
Für das Abendland wird er ja von entscheidender Bedeutung,
lange ehe er unter eigenem Namen bekannt ist: vom IX. Jahrhun-
dert an durch die lateinischen Versionen der Werke des Pseubo-
Areopagita, durch deren christliche Gewandung seine Gedanken-
welt hindurch wirkt; seit dem XII. Jahrhundert durch den aus
dem Arabischen übersetzten Liber de Causis, der noch bei Dante
in solch großer Geltung steht3, jenen Abriss seines 'Lehrbuchs
der Anfangsgründe der Theologie’, der für die Aristoteles-AuL
fassung eines Albertus Magnus entscheidend war4. Daß Albert
tet durch Leibniz (Phaedo salvis sententiis a Leibnizio contractus; Theaete-
tus sive de scientia a L. contract., ed. Foucher de Careil, 1857); vgl. seine
Kritik an Ficinos PLATON-Auffassung, Lettres et opusc. in6d. I. 1854, pag. 47.
1 Fragment zur „Characteristica universalis“, ohne Überschr. (Ger-
hardt, tom. VII, p. 147 sq.). Noch in seiner Kritik kommt der Vorrang zum
Ausdruck, den er Proklos vor den übrigen Neuplatonikern zuerkennt.
2 Unter den von Gamaladdin ‘ali ibn Jusuf al-QiFTi (t 646/1248)
zitierten arabischen Übersetzungen von Werken des Proklos (vgl. ,,Dsche-
maluddinus“ bei Wenrich, De auctor. Graecor. versionibus et comment.
Syriacis, Arabicis etc., Lips. 1842, pag. 288 sq., und Steinschneider, Die arab.
Übersetz, aus d. Griechischen, Centralbl. f. Bibliotheksw., 1893, p. 92 sq.)
sind einige, die im Griechischen nicht als selbständige Werke erhalten sind,
darunter ein aus dem Syrischen übers. Teil des Phaidon-Kommentars.
3 Vgl. etwa Convivio tract. III. 2, 6; ferner Monarchia III. 15. Wei-
teres bei Sauter, Dante u. d. Liber de Causis (Histor.-Polit. Blätter 147, 1911).
4 Vgl. besonders De causis et processu universitatis (Borgnet, tom. X.).
Erst Thomas erkennt bekanntlich in seinem Kommentar zu dieser Schrift,
daß es sich um ein von einem Araber angefertigtes Exzerpt aus der Elemen-
tatio Theologien des Proklos handelt.
 
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