Ein Proklos-Fund und seine Bedeutung.
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in diesem Werk, dessen Grundlage er auf Aristoteles zurück-
führt, den eigentlichen gedanklichen Abschluß der Aristotelischen
Metaphysik erblicken kann1, zeigt, wie Proklos in der arabisch-
lateinischen Maske auch auf das Aristoteles-Bild einer be-
stimmten Epoche tiefgreifenden Einfluß übt2.
In Byzanz vollends ist die PROKLOS-Tradition niemals abge-
rissen. Die Werke eines Michael Psellos, der Proklos als seinen
hervorragendsten Lehrer preist3, dem er oft bis zu wörtlicher Über-
einstimmung folgt, zeugen von der Stärke seines Einflusses auf
Lehre und Bildungsgang. Wenn im XII. Jahrhundert in der
Gegenschrift des Bischofs von Methone4 die Angriffe wieder auf-
leben, die 600 Jahre vorher Prokop von Gaza gegen Proklos
gerichtet hatte, so hat diese Polemik zur Voraussetzung, daß unter
den Gebildeten der Komnenen-Zeit die Werke des Proklos einen
Anklang fanden, der sie den orthodoxen Kreisen als ernstliche
Gefahr erscheinen ließ.
Wie weit, nach zwei Jahrhunderten, die Lehre des Mannes,
auf dessen Einfluß die Gründung der Florentiner Akademie zurück-
geht, wie weit die Schriften des Plethon auf Proklos wesent-
lich mehr als auf Platon beruhen, ließe sich bei genauerer Inter-
pretation — etwa des Vorsehungsbegriffes — leicht dartun. Wenn
Gennadios ihn beschuldigt, seine Schriften seien nichts anderes
als Plagiate aus Proklos, den er nie mit Namen nenne5, so ist in
1 ,,haec quidem quando adiuncta fuerint undecimo primae philosophiae,
opus perfectum erit“. (De causis et processu univ., ed. cit., pag. 619).
2 Die Studienordnung der Pariser Artistenfakultät vom Jahr 1255
(Denifle, Chartular. I., 277sqq.) macht den Studierenden neben der Lektüre
mehrerer anderer, echt Aristotelischer Werke auch die des Liber de Causis
zur Pflicht!
3 Vgl. Psellos’ Χρονογραφία, ed. Renauld, Paris 1926, pag. 136: „Εν-
τεύθεν ούν όρμηθείς αύθις ώσπερ περίοδον έκπληρών ές Πλωτίνους καί Πορφυρίους
καί Ίαμβλίχους κατήειν, μεθ’ οΰς όδω προβαίνων εις τον θαυμασιώτατον Πρόκλον
ώς έπί λιμένα μέγιστον κατασχών πάσαν έκεΐθεν έπιστήμην τε καί νοήσεων ακρίβειαν
έσπασα.“
4 ’Ανάπτυξις τής θεολογικής Στοιχειώσεως Πρόκλου, ed. Vömel, Frankf.
1825. Die Abhängigkeit von Prokop nachgewiesen von D. Roussos, Τρεις
Γαζαΐοι, Dissert. Lipsv Konstantinopel 1893.
5 Vgl. Gennadios’ Brief an den Exarchen Joseph, Migne Patrol. Graec.,
tom. 160, col. 639: ,,’Αλλ’ εκ των υστέρων μάλλον πάντ’ έχεις συνειλοχώς, οΐ
Πυθαγόραν καί έτι μάλλον Πλάτωνα προστησάμενοι τά πλεΐστα μηδ’αύτω Πλάτωνι
δεδογμένα περί τής πολυθέου πλάνης έν βιβλίοις συνεγράψαντο πολυστίχοις, μετά
τούς πλείστους δέ αυτών καί ύπέρ πάντας τούς έν αύτοΐς άκρους, Πρόκλος, ού των
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in diesem Werk, dessen Grundlage er auf Aristoteles zurück-
führt, den eigentlichen gedanklichen Abschluß der Aristotelischen
Metaphysik erblicken kann1, zeigt, wie Proklos in der arabisch-
lateinischen Maske auch auf das Aristoteles-Bild einer be-
stimmten Epoche tiefgreifenden Einfluß übt2.
In Byzanz vollends ist die PROKLOS-Tradition niemals abge-
rissen. Die Werke eines Michael Psellos, der Proklos als seinen
hervorragendsten Lehrer preist3, dem er oft bis zu wörtlicher Über-
einstimmung folgt, zeugen von der Stärke seines Einflusses auf
Lehre und Bildungsgang. Wenn im XII. Jahrhundert in der
Gegenschrift des Bischofs von Methone4 die Angriffe wieder auf-
leben, die 600 Jahre vorher Prokop von Gaza gegen Proklos
gerichtet hatte, so hat diese Polemik zur Voraussetzung, daß unter
den Gebildeten der Komnenen-Zeit die Werke des Proklos einen
Anklang fanden, der sie den orthodoxen Kreisen als ernstliche
Gefahr erscheinen ließ.
Wie weit, nach zwei Jahrhunderten, die Lehre des Mannes,
auf dessen Einfluß die Gründung der Florentiner Akademie zurück-
geht, wie weit die Schriften des Plethon auf Proklos wesent-
lich mehr als auf Platon beruhen, ließe sich bei genauerer Inter-
pretation — etwa des Vorsehungsbegriffes — leicht dartun. Wenn
Gennadios ihn beschuldigt, seine Schriften seien nichts anderes
als Plagiate aus Proklos, den er nie mit Namen nenne5, so ist in
1 ,,haec quidem quando adiuncta fuerint undecimo primae philosophiae,
opus perfectum erit“. (De causis et processu univ., ed. cit., pag. 619).
2 Die Studienordnung der Pariser Artistenfakultät vom Jahr 1255
(Denifle, Chartular. I., 277sqq.) macht den Studierenden neben der Lektüre
mehrerer anderer, echt Aristotelischer Werke auch die des Liber de Causis
zur Pflicht!
3 Vgl. Psellos’ Χρονογραφία, ed. Renauld, Paris 1926, pag. 136: „Εν-
τεύθεν ούν όρμηθείς αύθις ώσπερ περίοδον έκπληρών ές Πλωτίνους καί Πορφυρίους
καί Ίαμβλίχους κατήειν, μεθ’ οΰς όδω προβαίνων εις τον θαυμασιώτατον Πρόκλον
ώς έπί λιμένα μέγιστον κατασχών πάσαν έκεΐθεν έπιστήμην τε καί νοήσεων ακρίβειαν
έσπασα.“
4 ’Ανάπτυξις τής θεολογικής Στοιχειώσεως Πρόκλου, ed. Vömel, Frankf.
1825. Die Abhängigkeit von Prokop nachgewiesen von D. Roussos, Τρεις
Γαζαΐοι, Dissert. Lipsv Konstantinopel 1893.
5 Vgl. Gennadios’ Brief an den Exarchen Joseph, Migne Patrol. Graec.,
tom. 160, col. 639: ,,’Αλλ’ εκ των υστέρων μάλλον πάντ’ έχεις συνειλοχώς, οΐ
Πυθαγόραν καί έτι μάλλον Πλάτωνα προστησάμενοι τά πλεΐστα μηδ’αύτω Πλάτωνι
δεδογμένα περί τής πολυθέου πλάνης έν βιβλίοις συνεγράψαντο πολυστίχοις, μετά
τούς πλείστους δέ αυτών καί ύπέρ πάντας τούς έν αύτοΐς άκρους, Πρόκλος, ού των