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Raymond Klibansky:
der Maßlosigkeit dieser Übertreibung die Gehässigkeit des persön-
lichen Kampfes zu spüren; ein richtiges Gefühl aber für eine be-
stimmte Verwandtschaft der geistigen Haltung ist nicht zu ver-
kennen.
Wie sehr Bessarion, Plethons Schüler und Freund, mit der
Gedankenwelt des antiken Neuplatonismus, zumal mit dem Parme-
nides-Kommentar des Proklos vertraut war, zeigen seine Schriften,
besonders aber der Briefwechsel mit Plethon* 1. Bessarion ist es,
der die meisten und wertvollsten griechischen PROKLOS-Hand-
schriften ins Abendland bringt und dadurch anregend und fördernd
auf das Proklos-Studium in Italien wirkt2. — Die Bedeutung, die
Proklos für die Philosophen der italienischen Renaissance erhält,
ist in den Darstellungen dieser Epoche nicht so stark zum Ausdruck
gekommen, wie sie es verdiente; es sei hier nur an die bekannten
Thesen des Pico für die geplante große Disputation erinnert, von
denen 55 Proklos entnommen sind3; ferner an Patrizzi, den
ersten Herausgeber der Sfoιχείωσις Ε-εολογική, dessen außer-
ordentlich reichhaltige, heute noch zum großen Teil in der Ambro-
siana erhaltene Sammlung griechischer PROKLOS-Handschriften4
die Kennzeichen einer eingehenden Durcharbeitung aufweist.
Und als ein eigenartiges Zeugnis für die Kontinuität der Ent-
wicklung des europäischen Geistes wird es uns berühren, wenn die
Begründung moderner Naturwissenschaft, wie sie in Keplers Har-
monice Mundi gegeben ist, in unmittelbarer Auseinandersetzung
mit demEuKLiD-Kommentar des Proklos, ja oft in enger Anleh-
πολλών βιβλίων ταυτί τά βραχέα έσπερμολόγησας. Καίτοι Πλουτάρχω μέν σύ γε
καί Πλωτίνω καί Τάμβλίχω καί Πορφυρίω λέγεις όμολογεϊν · Πρόκλον δέ τον
αίτιώτατόν σοι γενόμενον σιωπάς, την του πρώτος έφευρηκέναι τά πλεϊστα δόξαν
σεαυτω σοφιζόμενος. Άλλ’ οί Πρόκλον άνεγνωκότες, άμα δέ καί κατεγνωκότες,
συνοίδασί μοι τήν των λόγων τούτων πηγήν.“ — Wirklich nennt Plethon
Proklos nur selten mit Namen; doch s. seinen Briefwechsel und die Schrift
gegen Georgios Scholarios (ed. Gass, p. 55).
1 Vgl. Migne Patrol. Graec., tom. 161 col. 715 sqq.
2 Vgl. das Inventar der Hss., die er 1468 der Bibliothek von S. Marco
schenkte, hg. v. H. Omont, Revue des Biblioth. 4, 1894. Den Parmenid.-
Komment. besaß er in 2 Exemplaren; das eine davon ist die Vorlage für die
Hs. des Lorenzo Medici, vgl. S. 5 Anm. 3.
3 Ein Prachtexemplar der "Platon. Theologie’ aus seinem Besitz ist
der Cod. Laud. gr. 18 der Bodleiana.
4 Vgl. den Katal. d. griech. Hss. der Ambros, von Martini-Bassi. Das
mit seinen Marginalien versehene Exemplar des Parmenid.-Komment, ist
Cod. Ambros, gr. 1040 (H. 252 inf.).
Raymond Klibansky:
der Maßlosigkeit dieser Übertreibung die Gehässigkeit des persön-
lichen Kampfes zu spüren; ein richtiges Gefühl aber für eine be-
stimmte Verwandtschaft der geistigen Haltung ist nicht zu ver-
kennen.
Wie sehr Bessarion, Plethons Schüler und Freund, mit der
Gedankenwelt des antiken Neuplatonismus, zumal mit dem Parme-
nides-Kommentar des Proklos vertraut war, zeigen seine Schriften,
besonders aber der Briefwechsel mit Plethon* 1. Bessarion ist es,
der die meisten und wertvollsten griechischen PROKLOS-Hand-
schriften ins Abendland bringt und dadurch anregend und fördernd
auf das Proklos-Studium in Italien wirkt2. — Die Bedeutung, die
Proklos für die Philosophen der italienischen Renaissance erhält,
ist in den Darstellungen dieser Epoche nicht so stark zum Ausdruck
gekommen, wie sie es verdiente; es sei hier nur an die bekannten
Thesen des Pico für die geplante große Disputation erinnert, von
denen 55 Proklos entnommen sind3; ferner an Patrizzi, den
ersten Herausgeber der Sfoιχείωσις Ε-εολογική, dessen außer-
ordentlich reichhaltige, heute noch zum großen Teil in der Ambro-
siana erhaltene Sammlung griechischer PROKLOS-Handschriften4
die Kennzeichen einer eingehenden Durcharbeitung aufweist.
Und als ein eigenartiges Zeugnis für die Kontinuität der Ent-
wicklung des europäischen Geistes wird es uns berühren, wenn die
Begründung moderner Naturwissenschaft, wie sie in Keplers Har-
monice Mundi gegeben ist, in unmittelbarer Auseinandersetzung
mit demEuKLiD-Kommentar des Proklos, ja oft in enger Anleh-
πολλών βιβλίων ταυτί τά βραχέα έσπερμολόγησας. Καίτοι Πλουτάρχω μέν σύ γε
καί Πλωτίνω καί Τάμβλίχω καί Πορφυρίω λέγεις όμολογεϊν · Πρόκλον δέ τον
αίτιώτατόν σοι γενόμενον σιωπάς, την του πρώτος έφευρηκέναι τά πλεϊστα δόξαν
σεαυτω σοφιζόμενος. Άλλ’ οί Πρόκλον άνεγνωκότες, άμα δέ καί κατεγνωκότες,
συνοίδασί μοι τήν των λόγων τούτων πηγήν.“ — Wirklich nennt Plethon
Proklos nur selten mit Namen; doch s. seinen Briefwechsel und die Schrift
gegen Georgios Scholarios (ed. Gass, p. 55).
1 Vgl. Migne Patrol. Graec., tom. 161 col. 715 sqq.
2 Vgl. das Inventar der Hss., die er 1468 der Bibliothek von S. Marco
schenkte, hg. v. H. Omont, Revue des Biblioth. 4, 1894. Den Parmenid.-
Komment. besaß er in 2 Exemplaren; das eine davon ist die Vorlage für die
Hs. des Lorenzo Medici, vgl. S. 5 Anm. 3.
3 Ein Prachtexemplar der "Platon. Theologie’ aus seinem Besitz ist
der Cod. Laud. gr. 18 der Bodleiana.
4 Vgl. den Katal. d. griech. Hss. der Ambros, von Martini-Bassi. Das
mit seinen Marginalien versehene Exemplar des Parmenid.-Komment, ist
Cod. Ambros, gr. 1040 (H. 252 inf.).