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Heimpel, Hermann [Hrsg.]; Heimpel, Hermann [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1929/30, 1. Abhandlung): Studien zur Kirchen- und Reichsreform des 15. Jahrhunderts, 1: Eine unbekannte Schrift Dietrichs v. Niem über die Berufung der Generalkonzilien (1413/1414) — Heidelberg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.39954#0012
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Hermann Heimpel:

den im folgenden wiedergegebenen Traktat über die Berufung der
Generalkonzilien und auf den Seiten 617—624 eine zweite un-
bekannte Schrift Dietrichs, mit der er in der in Konstanz ver-
handelten Frage nach der Erlaubtheit des Tyrannenmordes gegen
die Sätze des Jean Petit vom erlaubten Tyrannenmord auftritt.
Während für diese zweite Schrift mit ihrer starken Häufung von
Zitaten, besonders aus der Bibel und aus dem Buch des Thomas
von Aquin De regimine principum die im Anhänge gegebenen
Auszüge genügen1, verdient die Arbeit Dietrichs über die Konzils-
berufung den Abdruck und einen ausführlicheren Kommentar, als
grundsätzliche Behandlung einer in der übrigen Konzilsliteratur
mehr gelegentlich gestellten Frage, zugleich als Zeugnis für die
Art, in der der Defensor Pacis des Marsilius von Padua in der
konziliaren Bewegung fortgewirkt hat.
1. Entstehungszeit. Da die Schrift für ein bevorstehendes
Konzil geschrieben ist und Konstanz erwähnt wird, ist sie zwischen
der Bestimmung von Konstanz als Konzilsort (Oktober 14132) und
der Eröffnung des Konzils (November 1414) entstanden; inner-
halb dieser Zeit vielleicht noch vor dem Tode Ladislaus’ von
Neapel (6. August 14143).
Man kann gegen eine solche w-eite Spanne nicht einwenden,
daß die Berufungsfrage mit der Bulle Johanns XXIII. vom 9. De-
zember 1413, die das Konzil berief, schon erledigt gewesen sei;
sie wurde vielmehr besonders aktuell gerade im Frühjahr und
Sommer 1414, als Sigismund Gregor XII. zu Anerkennung und
Besuch der nach Konstanz berufenen Synode veranlassen wollte4.
Gregor XII. hat damals seinen schon seit Anfang 1413 eingenom-
1 Ich kann mich darüber um so kürzer fassen, als ich die Gedanken
über den Tyrannenmord im ganzen Mittelalter, und speziell die Verhandlungen
über die Sätze des Jean Petit, demnächst im großen Zusammenhänge erörtern
werde.
2 Finke, Acta Concilii Constanciensis 1, 174; Ders., Forschungen u.
Quellen zur Geschichte des Konstanzer Konzils 12.
3 Wenn gleich zu Anfang, S. 31, die Habsucht der Päpste damit erklärt
wird, daß sie ihre „temporalia“ gegen solche, die sie ihnen bestreiten, ver-
teidigen müssen, so mag dabei an die Angriffe des Ladislaus auf den Kirchen-
staat gedacht sein, um so mehr, als Dietrich, im gleichen Zusammenhänge,
in seinen Avisamenta sagt, der Papst hätte jetzt keinen Grund mehr, durch
Reservationen seine Einkünfte zu erhöhen, da er doch, nach dem Tode des
Ladislaus, den Kirchenstaat ruhig regieren und die Einkünfte daraus genießen
könne; Finke, Acta 4, 597.
4 Finke, Acta 1, 184ff.; Forschungen und Quellen 13ff.
 
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