Studien zur Kirchen- und Reichsreform des 15. Jahrhunderts.
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Kardinalsberufung in der Schismazeit lassen den Kaiser an dritter
Stelle, nach den Kardinälen, zu: so, im Rahmen seiner beschränkten
„Berufung“, Antonius de Butrio1; Petrus de Ancarano, der in
Pisa so scharf gegen die Behauptung aufgetreten ist, nach dem
Papst käme statt der Kardinäle zuerst der Kaiser zum Zuge, hat
doch mit der kaiserlichen Initiative als etwas Erlaubtem auch
gerechnet2, und auch ein so energischer Verteidiger der Politik
der Kardinäle wie Fronzola hat neben diesen, in unklarer Ab-
grenzung, den Kaiser als berechtigt angesehen3. Dabei hat er von
seiner These aus, daß die Kardinäle sede vacante das Konzil
berufen, gerade wegen des Zusammenhanges mit der Wahl, dem
Kaiser das Berufungsrecht gerade für die Sedisvakanz bestritten,
ihm dagegen ein subsidiäres Recht für ein Konzil in Glaubens-
sachen eingeräumt4. Die besondere Schwierigkeit war hier: Der
Kaiser war Laie und hatte als solcher überhaupt keine kirchliche
Jurisdiktion. Da half einmal die Erinnerung an das alte (und aller-
dings veraltete) Recht, nach dem die Kaiser die alten Konzilien
veranlaßt hatten. Im übrigen aber war, wollte man an der auto-
ritativen Berufung festhalten, der Mangel, der in des Kaisers
1 Mansi 27, 322: Die Kardinäle können berufen, da doch in alten Zeiten
sogar die Kaiser berufen hätten, qui nedum d. cardinalibus, sed quibus-
libet episcopis se cognoscere habent inferiores .... 323 Hinweis
darauf, daß die Kaiser die alten Konzilien berufen hätten, quia ecclesia tunc
non erat in potencia de facto compellendi venire nolentes.
2 In einer 1405 entstandenen Schrift, RTA. 6, 521, Anm. 6. Damals hat
Ancarano den Konzilsweg überhaupt als ungangbar bezeichnet, weil kein all-
gemein anerkannter Kaiser da sei, um die Synode zu berufen.
3 RTA. 6, Nr. 269, S. 437: Da das Konzil non velit aut de facto nequeat
congregari per papam et eo magis per imperatorem (wegen der Spaltung im
Reiche), ad cardinales non impeditoshuiusmodi convocacio pertinet; und (438):
si in defectu pape nolentis aut non valentis manifeste concilium .... congre-
gare, nec eciam de facto possit potestas imperialis exequi, possint cardinales
id agere, denn: quidquid enim expedit reipublice fieri, si primus in gradu
negligit aut non possit . . . gradatim ascensive vel descensive incumbit. So
wäre die Reihenfolge: Papst, Kaiser, Kardinale. Doch mag der Kaiser so
in den Vordergrund geschoben sein, um zunächst dem Gegner (den Postillen
der Heidelberger Universität, RTA. 6, Nr. 268) die faktische Unmöglichkeit
vorzuhalten. Später werden in der gleichen Schrift doch die Kardinäle als
diejenigen bezeichnet, die dem Papst für die Berufung am nächsten stehen.
4 439: Da das Konzil mit der Papstwahl zusammenhängt, ist der Kaiser
auszuschließen, licet illud (die kaiserliche Berufung) forte concedi posset,
quando expedit convocare concilium ad alium finem, puta pro causa fidei;
non tamen, quando pro ordinacione Romane ecclesie.
2*
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Kardinalsberufung in der Schismazeit lassen den Kaiser an dritter
Stelle, nach den Kardinälen, zu: so, im Rahmen seiner beschränkten
„Berufung“, Antonius de Butrio1; Petrus de Ancarano, der in
Pisa so scharf gegen die Behauptung aufgetreten ist, nach dem
Papst käme statt der Kardinäle zuerst der Kaiser zum Zuge, hat
doch mit der kaiserlichen Initiative als etwas Erlaubtem auch
gerechnet2, und auch ein so energischer Verteidiger der Politik
der Kardinäle wie Fronzola hat neben diesen, in unklarer Ab-
grenzung, den Kaiser als berechtigt angesehen3. Dabei hat er von
seiner These aus, daß die Kardinäle sede vacante das Konzil
berufen, gerade wegen des Zusammenhanges mit der Wahl, dem
Kaiser das Berufungsrecht gerade für die Sedisvakanz bestritten,
ihm dagegen ein subsidiäres Recht für ein Konzil in Glaubens-
sachen eingeräumt4. Die besondere Schwierigkeit war hier: Der
Kaiser war Laie und hatte als solcher überhaupt keine kirchliche
Jurisdiktion. Da half einmal die Erinnerung an das alte (und aller-
dings veraltete) Recht, nach dem die Kaiser die alten Konzilien
veranlaßt hatten. Im übrigen aber war, wollte man an der auto-
ritativen Berufung festhalten, der Mangel, der in des Kaisers
1 Mansi 27, 322: Die Kardinäle können berufen, da doch in alten Zeiten
sogar die Kaiser berufen hätten, qui nedum d. cardinalibus, sed quibus-
libet episcopis se cognoscere habent inferiores .... 323 Hinweis
darauf, daß die Kaiser die alten Konzilien berufen hätten, quia ecclesia tunc
non erat in potencia de facto compellendi venire nolentes.
2 In einer 1405 entstandenen Schrift, RTA. 6, 521, Anm. 6. Damals hat
Ancarano den Konzilsweg überhaupt als ungangbar bezeichnet, weil kein all-
gemein anerkannter Kaiser da sei, um die Synode zu berufen.
3 RTA. 6, Nr. 269, S. 437: Da das Konzil non velit aut de facto nequeat
congregari per papam et eo magis per imperatorem (wegen der Spaltung im
Reiche), ad cardinales non impeditoshuiusmodi convocacio pertinet; und (438):
si in defectu pape nolentis aut non valentis manifeste concilium .... congre-
gare, nec eciam de facto possit potestas imperialis exequi, possint cardinales
id agere, denn: quidquid enim expedit reipublice fieri, si primus in gradu
negligit aut non possit . . . gradatim ascensive vel descensive incumbit. So
wäre die Reihenfolge: Papst, Kaiser, Kardinale. Doch mag der Kaiser so
in den Vordergrund geschoben sein, um zunächst dem Gegner (den Postillen
der Heidelberger Universität, RTA. 6, Nr. 268) die faktische Unmöglichkeit
vorzuhalten. Später werden in der gleichen Schrift doch die Kardinäle als
diejenigen bezeichnet, die dem Papst für die Berufung am nächsten stehen.
4 439: Da das Konzil mit der Papstwahl zusammenhängt, ist der Kaiser
auszuschließen, licet illud (die kaiserliche Berufung) forte concedi posset,
quando expedit convocare concilium ad alium finem, puta pro causa fidei;
non tamen, quando pro ordinacione Romane ecclesie.
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