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Heimpel, Hermann [Hrsg.]; Heimpel, Hermann [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1929/30, 1. Abhandlung): Studien zur Kirchen- und Reichsreform des 15. Jahrhunderts, 1: Eine unbekannte Schrift Dietrichs v. Niem über die Berufung der Generalkonzilien (1413/1414) — Heidelberg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.39954#0034
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Hermann Heimpel:

Sätze über Heinrich V. und das Schisma zwischen Urban II. und
Wibert hat Dietrich gar nicht seiner Tendenz angepaßt, und ebenso
entgegen seinen Thesen lobt er das Konzil von Clermont, das doch
von Urban II. während des Schismas, also von einem der zwei
,,Contendentes de papatu“ berufen worden ist. Auch Dietrichs
Entschuldigung, es habe sich bei dieser Synode nicht um die
Unionsfrage gehandelt, sondern um Kreuzzug und Reform, ist von
ihm selbst entwertet durch die Behauptung, ein in der Reform-
frage von einem nur teilweise anerkannten Papst veranstaltetes
Konzil sei unzweckmäßig.
Von den geschichtlichen Belegen für die Notwendigkeit und
Erlaubtheit eines kaiserlichen Eingreifens in der Kirche hat Dietrich
die schon seit seiner Chronik von 1399 immer wieder vorgetragene
Geschichte vom Reinigungseid Leos III. vor Karl dem Großen,
und von Ottos I. Auftreten gegen die Laster Johanns XII. und
gegen das Schisma Benedikts V. auch hier wiederholt — die letztere
Geschichte allein in vier verschiedenen Formen1. Andere in diesen
Traktat aufgenommene Exkurse hatte er schon in den Privilegia
et iura gebracht; die Geschichte von Urban und Wibert, vom Ver-
zicht Friedrichs II. auf das Spolienrecht kehrt auch in den ungefähr
gleichzeitig mit unserer Schrift erschienenen Avisamenta (Finke,
Acta 4, 584ff.) wieder. Aber er hat jetzt auch neues Material bei-
gesteuert. Aus der Streitschriftenliteratur der Zeit Ludwigs des
Bayern kennt er ein sonst verschollenes Gedicht über die Habsucht
Johanns XXII.; in doppelter Form erscheint jetzt die Geschichte
des Abendmahlstreits des 11. Jahrhunderts, das heißt der Kon-
zilien, auf denen sich Berengar von Tours zu verantworten hatte —
als Beleg für das unbestrittene Recht des unzweifelhaften Papstes,
allein, ohne den Kaiser, ein reines Glaubenskonzil zu berufen; die
angeblichen Privilegien Hadrians I. und Leos VIII. für Karl und
Otto den Großen, über kaiserliche Investitur usw., von Dietrich
im Sommer 1413 in Florenz gefunden und in den Privilegia ver-
öffentlicht, sollen neuerdings noch von späteren Päpsten bestätigt
worden sein — dies eine dem Defensor Pacis des Marsilius ent-
nommene Nachricht. Die Geschichte Friedrichs I. und des Schismas
zwischen Alexander III. und den kaiserlichen Gegenpäpsten, in den
Privilegia nur kurz erwähnt, dagegen schon in der Chronik breit
erzählt, wird jetzt in neuer Form dargestellt.
1 Belege und Parallelstellen in Dietrichs anderen Schriften gebe ich in
den Anmerkungen unter dem Text.
 
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