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Hoffmann, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1929/30, 3. Abhandlung): Das Universum des Nikolaus von Cues — Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.39956#0039
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Cusanus-Studien: I. Das Universum des Nikolaus von Cues.

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3. Die platonischen Realisten gehen weder von Wörtern aus
noch von Dingen, sondern von dem Gegensatz Idee und Erschei-
nung. Gott hat die Welt der Erscheinung geschaffen, indem er
auf die Ideen hinsah. Er hat die Ideen als Vorbilder verwendet,
um die Dinge nach ihnen abzubilden. Gott also ist die Ursache
•der Welt. Er ist der schaffende Grund, während die Ideen der
formale Grund sind. Kurzum, die platonischen Realisten arbeiten
mit der Kategorie der Kausalität. Sie halten sich für Platoniker, sind
■aber Fortsetzer des Clemens; denn sie machen die Ideen zu Urbil-
dern im Geiste Gottes, was sie bei Platon nicht sind und nicht sein
können, ohne ihrer platonischen Selbständigkeit beraubt zu werden.
4. An letzter Stelle nenne ich die emanatistische Mystik auf
der großen Linie, die von Plotin über den Areopagiten zu Meister
Eckhart führt. Sie arbeitet mit der Kategorie der Substantialität.
Die Welt ist Ausfluß aus Gottes Wesenheit; daher ist sie Geist von
seinem Geist, und auch fähig, zu ihm zurückzukehren. Der Funke
in uns, der sich in der Ekstase mit Gott eint, wird zugleich zur
Flamme, in welcher dasjenige verbrennt, was an der Welt materiell
und ungöttlich ist.
Cusanus ist von keiner der vier Systembildungen unberührt,
ja er bejaht in gewissem Sinne alle vier:
1. Mit den Nominalisten die Irrationalität Gottes: die
Gotteserkenntnis hat den Charakter des incomprehensibiliter.
2. Mit den Realisten erster Gattung bejaht er die Wesens-
bestimmung Gottes als Ziel. Nur im Hinblick auf ihn können wir
ja numerieren, mensurieren, comparieren. Das Absolute ist Rlick-
punkt, Zielpunkt für alles Kogitieren.
3. Mit den Realisten zweiter Gattung bejaht er die Kausalität
Gottes: Ohne Gott gibt es für ihn überhaupt keinen zureichenden
Grund in der Welt und für die Welt. Das Komparative hat seinen
Grund nicht im Positiven, sondern im Superlativen. Wie sollte das
Positive von sich aus über sich hinaus transzendieren? Die Superlatio
ist der Grund, kraft dessen die Translatio stattfinden kann.
4. Und der emanatistischen Mystik steht er ganz nahe. Wie er
■den Meister Eckhart durchgearbeitet hat, zeigt sein Handexemplar,
welches noch heute in Cues liegt. Gott als absolutes Maximum ist
ihm zugleich das unendlich Kleine, das schöpferische Minimum, die
komplizite Einheit, aus deren Urgrund die ganze Welt stammt.
Aber trotz alledem denkt Cusanus nach einem ganz neuen
Gesichtspunkt, den seit Platon keiner so verwendet hat wie er.
Dieser Gesichtspunkt wird bezeichnet durch den Ausdruck 'syrn-
 
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