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Erster logischer Teil
bringen. Sie nötigen schon an dieser Stelle zu einem näheren Ein-
gehen auf das Verhältnis des grammatischen Subjekts zum gram-
matischen Prädikat und auf die Beziehungen, die dies Verhältnis
zu dem des logischen Subjekts zum logischen Prädikat hat, und
sie sind, obwohl sie selbst nicht das eigentliche Material für das
Studium des logischen Sinnes sein können, trotzdem in ihrer Eigen-
art auch für unser Problem sehr lehrreich.
Die Aussagen, die wir jetzt im Auge haben, gehören zu denen,,
die Kant „analytische Urteile“ nennt, d. h. es handelt sich dabei
um solche Sätze, deren grammatisches Prädikat explicite etwas
nennt, was durch das grammatische Subjektswort implicite
bereits angegeben worden ist. Man bezeichnet solche Sätze deshalb
als „analytisch“, weil sie das, was das Subjektswort bedeutet, nur
in seine Bestandteile „auflösen“, um dann diese Bestandteile geson-
dert sprachlich hervorzuheben, während im Unterschied davon die
„synthetischen“ Sätze jene „Zusammen-Setzung“ erst zustande
bringen, die später in ihre Bestandteile aufgelöst werden kann. Die
analytischen Sätze „erläutern“ nur, wie Kant sich auch ausdrückt,,
eine bereits bestehende Erkenntnis, aber sie „erweitern“ unser
Wissen nicht wie die synthetischen Sätze, denn sie fügen mit dem
Prädikat, das sie aussprechen, nichts „Neues“ oder Unbekanntes
zu dem Subjekt hinzu. Sie sagen also insofern nicht etwas von
etwas anderem aus, sondern sie wiederholen lediglich mit dem
Prädikatswort dasselbe, was durch das Subjektswort bereits
prädiziert worden ist. Sie werden deshalb von Kant auch als
„identisch“ bezeichnet, und das ist der Terminus, der ihr Wesen
am besten zum Ausdruck bringt. Es liegt ihnen, um es noch einmal
in einer Formel zu sagen, ein „a ist a“ als wahrer Sinn zugrunde,
während die synthetischen Sätze stets auf die Formel „a ist b“
zu bringen sind.
So kann man in verschiedener Weise das Wesen solcher Sätze
charakterisieren, und nur das eine sei noch hinzugefügt, daß es
gerade hier wichtig wird, von „Sätzen“ und nicht von „Urteilen“
zu reden. Denkt man nämlich bei diesen Gebilden an das er-
kennende Ich-Subjekt und seine psychischen Urteilsakte, dann
liegt der Gedanke nahe, zu sagen: für das eine Individuum könne
„analytisch“ sein, was für das andere „synthetisch“ ist, denn der
eine Mensch denke zwar unter dem Subjektswort vielleicht wirklich
etwas, worin das Prädikat schon steckt, der andere dagegen füge
eventuell mit dem Prädikatswort etwas von ihm vorher noch nicht
Erster logischer Teil
bringen. Sie nötigen schon an dieser Stelle zu einem näheren Ein-
gehen auf das Verhältnis des grammatischen Subjekts zum gram-
matischen Prädikat und auf die Beziehungen, die dies Verhältnis
zu dem des logischen Subjekts zum logischen Prädikat hat, und
sie sind, obwohl sie selbst nicht das eigentliche Material für das
Studium des logischen Sinnes sein können, trotzdem in ihrer Eigen-
art auch für unser Problem sehr lehrreich.
Die Aussagen, die wir jetzt im Auge haben, gehören zu denen,,
die Kant „analytische Urteile“ nennt, d. h. es handelt sich dabei
um solche Sätze, deren grammatisches Prädikat explicite etwas
nennt, was durch das grammatische Subjektswort implicite
bereits angegeben worden ist. Man bezeichnet solche Sätze deshalb
als „analytisch“, weil sie das, was das Subjektswort bedeutet, nur
in seine Bestandteile „auflösen“, um dann diese Bestandteile geson-
dert sprachlich hervorzuheben, während im Unterschied davon die
„synthetischen“ Sätze jene „Zusammen-Setzung“ erst zustande
bringen, die später in ihre Bestandteile aufgelöst werden kann. Die
analytischen Sätze „erläutern“ nur, wie Kant sich auch ausdrückt,,
eine bereits bestehende Erkenntnis, aber sie „erweitern“ unser
Wissen nicht wie die synthetischen Sätze, denn sie fügen mit dem
Prädikat, das sie aussprechen, nichts „Neues“ oder Unbekanntes
zu dem Subjekt hinzu. Sie sagen also insofern nicht etwas von
etwas anderem aus, sondern sie wiederholen lediglich mit dem
Prädikatswort dasselbe, was durch das Subjektswort bereits
prädiziert worden ist. Sie werden deshalb von Kant auch als
„identisch“ bezeichnet, und das ist der Terminus, der ihr Wesen
am besten zum Ausdruck bringt. Es liegt ihnen, um es noch einmal
in einer Formel zu sagen, ein „a ist a“ als wahrer Sinn zugrunde,
während die synthetischen Sätze stets auf die Formel „a ist b“
zu bringen sind.
So kann man in verschiedener Weise das Wesen solcher Sätze
charakterisieren, und nur das eine sei noch hinzugefügt, daß es
gerade hier wichtig wird, von „Sätzen“ und nicht von „Urteilen“
zu reden. Denkt man nämlich bei diesen Gebilden an das er-
kennende Ich-Subjekt und seine psychischen Urteilsakte, dann
liegt der Gedanke nahe, zu sagen: für das eine Individuum könne
„analytisch“ sein, was für das andere „synthetisch“ ist, denn der
eine Mensch denke zwar unter dem Subjektswort vielleicht wirklich
etwas, worin das Prädikat schon steckt, der andere dagegen füge
eventuell mit dem Prädikatswort etwas von ihm vorher noch nicht