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Rickert, Heinrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 1. Abhandlung): Die Logik des Prädikats und das Problem der Ontologie — Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.40152#0138
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130

Zweiter ontologischer Teil.

logisch einfachste, nur aus einem Subjekt und einem Prädikat
bestehende Sinngebilde heranziehen, weil dann allein das Ver-
hältnis des logischen Prädikats zur logischen Copula sich so ver-
stehen läßt, wie es im Interesse einer Klarlegung der logischen
Struktur des ganzen einfachen Sinngebildes mit Einschluß der
Copula notwendig ist. Der Teil des wahren Sinngebildes, den wir
„Copula“ nennen, ist bisher zwar gelegentlich erwähnt worden als
der Begriff dessen, was zwischen Subjekt und Prädikat steht,
aber nicht in seiner logischen Funktion genau untersucht, und
besonders wissen wir noch nicht, was es bedeutet, daß für die
Copula in der Regel dasselbe Wort verwendet wird wie für das
allgemeinste Urprädikat, nämlich das Wort „sein“. Das ist offen-
bar eine Lücke in unserer Theorie. Wir müssen deshalb unsere
Gedanken auch mit Rücksicht auf die Copula soweit zum Ab-
schluß bringen, daß damit der logische Teil unserer Untersuchung
des Seins als erledigt gelten kann, und auch dabei läßt sich das
Heranziehen der verschiedenen Arten von einfachen Sinngebilden
und ihrer verschiedenen Urprädikate wieder nicht entbehren.
Erst wenn das alles, insbesondere die Bedeutung des Copula-Seins
und sein Verhältnis zu den verschiedenen Arten des Prädikat-Seins
klar ist, wird es möglich sein, aus der gesamten logischen Struktur-
und Prädikatslehre des wahren Sinngebildes ausdrücklich die Kon-
sequenzen zu ziehen, die volle Klarheit über den Begriff des Seins
geben, und zu zeigen, was man hieraus für die Problemstellung der
Ontologie als einer Lehre vom Sein der Welt zu lernen hat.
Wir wenden uns jetzt zunächst der Copula zu, die in der Regel
mit dem Worte „sein“ bezeichnet wird, und die aus Gründen, die
wir kennenlernen werden, nicht besser bezeichnet werden kann,
falls ein Satz auch mit Rücksicht auf sie als sprachlich vollentwik-
kelt gelten soll. Wir suchen festzustellen, wie dies Copula-Sein sich
zu dem Sein verhält, das sich soeben als allgemeinstes Urprädikat
zu ergeben schien, und im Anschluß daran fragen wir dann, wie
das Verhältnis des Copula-Seins zu den verschiedenen Arten des
Seins als Prädikat, d. h. zum „sinnlich wirklich Sein“, zum „ideal
existierend Sein“, zum „übersinnlich wirklich Sein“, zum „unsinn-
lich geltend Sein“ und eventuell zu noch anderen Besonderungen
des Prädikats „Sein“ zu bestimmen ist. Im Zusammenhang hier-
mit wird sich auch die Frage beantworten lassen, die wir bereits
aufgeworfen, aber zurückgeschoben haben1: sind nur Identität

1 Vgl. oben S. 121 f.
 
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