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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 3. Abhandlung): Ein Epodos des Archilochos — Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.40154#0010
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10

Otto Immisch:

dann leicht auf τύλην, von τύλη (wie sonst ό τύλος) „die Schwiele“,
hier die erwähnte abstoßend häßliche Gesäßschwiele des Affen. Das
Wort, welches auch „Kissen“ bedeutet, wurde in Attika als ionisch
empfunden, ist also Archilochos angemessen (παρά Εύπόλιδι ίάζοντι,
Pollux X39; vgl. Meineke, com. II 1, 496). Die Attizisten er-
kannten es als gut attisch nicht an, besonders nicht für „Kissen“
(κνέφαλλον); es galt ihnen als dialektfremd oder als Eindringling
aus der κοινή χρήσις (Herodian μον. λεξ. 944, 23ff.; Pollux a. a. Ο.;
the new Phryn. 256). Gut möglich also, falls man aus der aristo-
phanischen Parodie entnehmen darf, es sei der Archilochosvers in
Athen geflügeltes Wort geworden, daß hierbei das dem Attiker
minder liegende Wort durch πυγήν ersetzt war und Aristophanes
eben diese populäre Form des Verses hat anklingen lassen wollen,
vielleicht auch eine andere gar nicht kannte. Schwierigkeit macht
allerdings die Quantität, da man nach 6 τύλος nicht τύλη, wie allein
sicher bezeugt ist, erwartet, sondern τυλη. Ich weiß eine Ratio für
den Wechsel im Stamm in diesem Falle nicht anzugeben, tatsäch-
lich aber mißt in der späteren Epigrammatik Λυσιμάχου ποτέ τύλην
Lukillos (AP XI 315; auch im Pentameter: κουκέτι τήν
τύλην) und ebenso τύλη und τήν τύλην Ammian (ebd. 14).
Meineke (a. a. 0.) hält das nun freilich für spät und glaubt, die
ältere Messung sei dem Nachbarwort τύλος entsprechend ύ ge-
wesen, was ja auch im archilochischen Trimeter möglich wäre.
Es fehlt jedoch an eindeutigen Belegen für die Kürze. Bei
Eupolis fr. 170 (I 305 K.) liegt es freilich nahe, Trimeterschluß
anzunehmen: κεκρύφαλοί τε καί τύλη. Auszuschließen ist es
aber nicht, daß der Vers so lief, mit Hephthemimeres: -
κεκρύφαλοί τε καί τύλη Unbestimmt ist ferner Aristophanes’
Acharn. 860, wo der Böoter spricht, die Nackenschwiele meinend:
έκαμόν γα τάν τύλαν κακώς.. Bei dem Antiphanes-Fragment 214
(II 104K.): στρώματα, κλίνας, τύλας setzt Kock zwar hinter dem
ersten Wort Trimeterschluß und mithin im Folgevers τύλας an;
doch hat schon Dindorf (im Thesaurus) bemerkt, die Aufzählung
könne ebenso gut in Anapästen gegangen sein, also mit τύλας.
Bleibt noch Sappho fr. 42 D. (mit v. Wilamowitz’ Emendation).
Da beginnt τύλαν κασπολέω eine daktylische Reihe. Wiederum
ist die iambische Messung des Anhubs möglich (wie 49, 1 und
55a 15, c3 sicher iambisch anheben), zwingend ist sie nicht.
Im Gegenteil, die spondeischen Eingänge in diesen Versen überwie-
gen so ausgesprochen, daß es methodisch ist, die Messung der Epi-
 
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