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Ernst Levy:
b) Zur Lex Cornelia de sicariis:
Ulp. Coli. 12, 5, 1 (Nr. 2216): Incendiariis lex quidem
Cornelia aqua et igni interdici iussit . . .
[Paul.] sent. 5, 23, 1: Lex Cornelia poenam deportationis
infligit ei, qui hominem occiderit eiusve rei causa furtive fa-
ciendi cum telo fuerit et qui ...1
Marcian. D. 48, 8, 3, 5 (Nr. 171): Legis Corneliae de si-
cariis ut veneficis poena insulae deportatio est et omnium
bonorum ademptio.
c) Zur Lex Cornelia de falsis2:
Mod. D. 48, 10, 33 (Nr. 165): Si quis falsis constitutionibus
nullo auctore habito utitur, lege Cornelia aqua et igni ei
interdicitur.
[Paul.] sent. 4, 7, 1: Qui testamentum falsum scripserit . . .,
poena legis Corneliae de falsis tenebitur, id est in insulam
deportatur.
Justinian als Berichterstatter ist bekanntlich immer mit Vor-
sicht aufzunehmen3; gerade seine Angaben über die Strafen der
kornelischen und julischen Gesetze (Inst. 4, 18) sind so anerkannt
unrichtig, daß ich sie ganz beiseite lasse. Aber auch historische
Bemerkungen aus klassischer Zeit bedürfen der Kritik, falls zwischen
ihr und dem vergangenen Ereignis Jahrhunderte liegen.4 Und
doppelt dann, wenn der Unterschied zwischen dem einstigen Wort-
laut eines Gesetzes und seiner späteren Interpretation in Frage
steht. Daß man es hiermit oft nicht genau nahm, ist längst beob-
1 Das poena capitis vindicari des zweiten Satzes steht nicht im Referat
über die Lex, sondern im Gegensatz zu ihr. Näheres dazu anderwärts.
2 Abzusehen ist hier von den keinesfalls das gesetzliche Strafmaß wieder-
gebenden [Paul.]Sent. 5, 25, 1. 7.
3 S. jetzt namentlich Pringbheim, Studi Bonfantei 568ff., 576f. und früher
gelegentlich z. B. Puchta, Inst.8 306 f.; Pernice, SZ. 14, 162; Mitteis, SZ. 34,
4131; gerade auf stralrechtlichem Gebiet Esmein, Mdlanges d’histoire du droit
(1886) 112 f. Gegenüber dem Vorwurf absichtlicher Geschichtsfälschung (zu-
letzt H. Krüger, Herstellung der Digesten 186 ff.) vgl. etwa Rotondi, Scr. I 98.
213. 230. In demselben Sinne jetzt F. Schulz, SZ. 50, 2133, und nicht anders
meine eigene Bemerkung (Sponsio 323), die Schulz «zu ungünstig» findet. Vgl.
auch Gedächtnisschrift f. Seckel 1792.
4 Man denke an die Rechtsgeschichte des Pomponius D. 1,2, 2, in un-
serem Zusammenhang etwa an die angeblich sudanische quaestio de parricidio
(dort § 32); dazu Mommsen 1905 *, besser als 6443.
Ernst Levy:
b) Zur Lex Cornelia de sicariis:
Ulp. Coli. 12, 5, 1 (Nr. 2216): Incendiariis lex quidem
Cornelia aqua et igni interdici iussit . . .
[Paul.] sent. 5, 23, 1: Lex Cornelia poenam deportationis
infligit ei, qui hominem occiderit eiusve rei causa furtive fa-
ciendi cum telo fuerit et qui ...1
Marcian. D. 48, 8, 3, 5 (Nr. 171): Legis Corneliae de si-
cariis ut veneficis poena insulae deportatio est et omnium
bonorum ademptio.
c) Zur Lex Cornelia de falsis2:
Mod. D. 48, 10, 33 (Nr. 165): Si quis falsis constitutionibus
nullo auctore habito utitur, lege Cornelia aqua et igni ei
interdicitur.
[Paul.] sent. 4, 7, 1: Qui testamentum falsum scripserit . . .,
poena legis Corneliae de falsis tenebitur, id est in insulam
deportatur.
Justinian als Berichterstatter ist bekanntlich immer mit Vor-
sicht aufzunehmen3; gerade seine Angaben über die Strafen der
kornelischen und julischen Gesetze (Inst. 4, 18) sind so anerkannt
unrichtig, daß ich sie ganz beiseite lasse. Aber auch historische
Bemerkungen aus klassischer Zeit bedürfen der Kritik, falls zwischen
ihr und dem vergangenen Ereignis Jahrhunderte liegen.4 Und
doppelt dann, wenn der Unterschied zwischen dem einstigen Wort-
laut eines Gesetzes und seiner späteren Interpretation in Frage
steht. Daß man es hiermit oft nicht genau nahm, ist längst beob-
1 Das poena capitis vindicari des zweiten Satzes steht nicht im Referat
über die Lex, sondern im Gegensatz zu ihr. Näheres dazu anderwärts.
2 Abzusehen ist hier von den keinesfalls das gesetzliche Strafmaß wieder-
gebenden [Paul.]Sent. 5, 25, 1. 7.
3 S. jetzt namentlich Pringbheim, Studi Bonfantei 568ff., 576f. und früher
gelegentlich z. B. Puchta, Inst.8 306 f.; Pernice, SZ. 14, 162; Mitteis, SZ. 34,
4131; gerade auf stralrechtlichem Gebiet Esmein, Mdlanges d’histoire du droit
(1886) 112 f. Gegenüber dem Vorwurf absichtlicher Geschichtsfälschung (zu-
letzt H. Krüger, Herstellung der Digesten 186 ff.) vgl. etwa Rotondi, Scr. I 98.
213. 230. In demselben Sinne jetzt F. Schulz, SZ. 50, 2133, und nicht anders
meine eigene Bemerkung (Sponsio 323), die Schulz «zu ungünstig» findet. Vgl.
auch Gedächtnisschrift f. Seckel 1792.
4 Man denke an die Rechtsgeschichte des Pomponius D. 1,2, 2, in un-
serem Zusammenhang etwa an die angeblich sudanische quaestio de parricidio
(dort § 32); dazu Mommsen 1905 *, besser als 6443.