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Levy, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 5. Abhandlung): Die römische Kapitalstrafe — Heidelberg, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.40156#0040
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40

Ernst Levy:

wird. Zuvor bedarf indes das Bild der republikanischen Ent-
wicklung noch einer kurzen Ergänzung.
C.
19. Der geschilderte Werdegang — der sachliche wie der
terminologische — betraf, wie bemerkt, nur den civis Roma-
nus. Den Nichtbürger schloß man von solcher Nachsicht aus.
Die Verbannung, die ihm weder ein (vom römischen Standpunkt
beachtliches) Bürgerrecht noch sonst einen Anteil am politischen
Leben rauben konnte, wäre ihm gegenüber kein Äquivalent für
die Todesstrafe gewesen, und so blieb er virgis et securibus subiec-
tus.1 Der Senatsbeschluß vom Jahre 17 (ob. S. 35), der den civis
mit aquae et ignis interdictio bedroht, fügt wortkarg und vielsagend2
hinzu: et si externarum gentium quis id fecerit, ut in eum animad-
vertatur (Coli. 15, 2, 1). Wo aber in Gesetz oder Praxis nur vom caput
die Rede war, da behielt es für den Peregrinen bei der alten Bedeutung
sein Bewenden: Kapitalstrafe ist Todesstrafe. Dafür liefern jetzt
die augusteischen Edikte von Ivyrene eine willkommene Bestätigung.
Der durch Rückübersetzung aus dem Griechischen gewonnene,
doch kaum anzuzweifelnde Urtext stellt die Entscheidung nicht
weniger als viermal auf capiialis causa (Z. 9), capitalia iudicia (Z. 21),
rei capitis (Z. 65) und capitis accusare (Z. 99). Die Überlieferung-
hingegen lautet davair|cp6pöi biicai (Z. 9), havarpcpopa Kpiippia (Z. 21),
ÜTTÖÖiKOi KeqpaXfjg (Z. 65), KeqpaXfjc; euhuvetv (Z. 99). Wie erklärt sich
im Griechischen das Auseinanderfallen des ersten und des zweiten
Stellenpaars? Einige Ausleger3 glaubten darin den angeblichen
Gegensatz eines engeren und eines weiteren capitalis wieder-
zuerkennen. Die meisten leugnen hier den Gegensatz, aber Ebrard4
und Stroux5 neigen dem weiteren, Wenger6 und Arangio-Ruiz7
dem engerem Sinne zu. Es kann nach dem Gesagten kein Zweifel
darüber bestehen, daß Augustus überall nur den sog. engeren Sinn
meinte, weil es für Griechen einen anderen überhaupt nicht gab.
1 Vgl. Cic. p. Rabir. ad pop. 10, Val. Max. 9, 14 ext. 3 (ob. S. 26) und all-
gemein auch Mommsen 79 f. 143. 153. 257 X 9l3f.
2 Vgl. ob. S. 6>.
3 v. Premerstein, SZ. 48, 443f.. 475f., P. M. Meyer, Studi Bonfante 343f.
und SZ. 50, 540.
4 Philol. Wochenschr. 1927, Sp. 1193—98, 1226-32.
5 Stroux-Wenger, Die Augustus-Inschrift (Abh. d.Bayr.Akad.1928) 27. llOf.
6 Stroux-Wenger 87 ff.
7 Riv. di filolog. 1928, 3292. 363.
 
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