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Panzer, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 6. Abhandlung): Scheffels Romanentwurf "Irene von Spilimberg" — Heidelberg, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.40157#0005
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Scheffels Romanentwurf „Irene von Spilimberg“

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steiner wird, schwer verwundet, von den alten Kameraden über
hohe Alpenpässe geflüchtet.
Lautenschlager bringt ihn zu einer Sennhütte am kleinen
Nembiasee in den Tridentiner Alpen, die er von einer Verwandten
geerbt hat. Dort leben die drei lange in wilder Bergeinsamkeit,
bis sie vom Castellan von Arco aufgespürt und wegen unbefugten
Jagens verfolgt werden. Sie weichen und da ihnen inzwischen alle
Mittel völlig ausgegangen sind, überfallen sie im Sarcatal einen
durchreisenden Bischof und nehmen ihm den wohlgefüllten Geld-
sack ab. Über Verona und Padua gelangen sie nach Venedig, wo
sie sich zu einer Pilgerfahrt nach Jerusalem einzuschiffen gedenken.
Als sie auf einer Barke in die Lagunen einrudern, antwortet ihrem
deutschen Liede aus benachbarter Barke eine deutsche Kehle. Sie
sehen einen hageren Mann gelehrtenhaften Aussehens in jenem
Schiffe, dem im selben Augenblick ein Windstoß vor ihm aus-
gebreitete Pergamentblätter ins Meer wirft. Er springt ihnen nach,
erhascht noch ein paar Blätter mit den Zähnen und wird vom
Rodensteiner und seinen Gesellen in ihr Schiff aufgenommen. Dort
stimmt er einen beweglichen Klagegesang an über den Neid der
Götter, die ihm den Kommentar zu einer antiken Dichtung ent-
führt haben, der seinen Ruhm begründen sollte. —- Hier bricht die
Handschrift ab.
II. Zu diesem soeben gekennzeichneten Texte I ist die nächste
Vorstufe teilweise erhalten in einer Handschrift des Nachlasses, die
in zwei Umschlägen je eine Anzahl eng beschriebener Folioblätter
vereinigt. Der erste Umschlag trägt die Aufschrift: „Irene von
Spilimbergo. Gap. 1.“. Mit Bleistift ist dabei bemerkt: „Erster
Entwurf“ „ad Vald.“ und unter etlichen Notizen für Textänderun-
gen: „Die Form ward geändert“. In der oberen Ecke steht: „2—KT
Januar 1857.“ — Der Text selbst gibt dem ersten Blatte noch ein-
mal die Überschrift: „Irene von Spielberg. 1557.“ Auf dem Rande
steht: „Incipit Feliciter 2 Januar 1857.“ Die Mitte des Blattes
nimmt eine große Federzeichnung ein, die sichtlich das Haus des
Rodensteiners im Angrognatale darstellt. Darüber steht: „Erstes
Kapitel. Das Glück von Angrogna.“ (dies gebessert aus: „Im
Waldenser Land“), darunter als Motto:
Quamvis uror, non comburor,
Luctor et emergo ....
Der Text gibt eine abwandelnde Vorstufe des 2. Kapitels von I.
Die Erzählung hat hier die Er-Form und es fehlt ihr nicht nur jene
 
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