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Eugen Täubler:
Grabens mit fremden Stoffen angefüllt wurden, ist es in Rovere,
wo Erde gleicher Art in sie einsank, nicht mehr möglich, gewachsene
und aufgeschüttete Erde zu unterscheiden. Aber es kann, wie
schon Scotti bemerkt1, nicht zweifelhaft sein, daß die Vertiefungen
ebenso wie in Fontanellato (und in Montata dell’Orto) in die ge-
wachsene Erde hinabgingen; die religiöse Deutung macht dies
gewiß. Ein Unterschied zu Fontanellato zeigt sich darin, daß in
Rovere alle Gruben quadratisch sind, 1,25 m die Seite, ebenso
lang die Zwischenteile2.
Von der ganzen Breite der Osthälfte der Stadt bleiben nach
Abzug von 2,50 m der halben Cardobreite, 25 m der Breite des
aufgeschütteten Platzes und U/g m der Palisade für die Breiten des
Innengrabens je KP/g m übrig. Die kleine Inkongruenz mit dem
Außengraben (10 m) ist durch die Raumaufteilung bedingt und
entspricht dem, was wir in Fontanellato sahen (S. 9 A. 4): dort
eine Verkleinerung (28% statt 30), hier eine Vergrößerung. Durch
die beiden Fälle ist erwiesen, daß die Konstruktion, wie sie hier
entwickelt wurde, nicht mit der Mauerfurche, sondern mit dem
Mundus begann, daß sie sich dann nicht im Templum fortsetzte
sondern sich erst des Raumes der ganzen Stadt bemächtige, und
daß sich schließlich erst durch die Anlage der Stadtquartiere der
Raum für das Templum ergab.
Daß in Fontanellato drei Brücken auf das Templum führten,
in Rovere nur eine, geht nur auf den größeren Umfang von Fon-
tanellato zurück. Zum typischen und notwendigen Bestand
der Anlage kann nur die Decumanusbrücke gehört haben; je eine
Brücke zur Stadt, zum Templum, und zur Stätte der Toten.
Bei dieser scheint eine größere Verschiedenheit vorzuliegen.
Scotti hatte 1894 den Friedhof im SO der Stadt, Fontanellato
entsprechend, gesucht und war unterhalb des bebauten Bodens
zunächst auf eine Schicht schwärzlicher Erde gestoßen, die voll
von gespaltenen aber nicht vom Feuer berührten Knochen war,
essendo in grande quantitä. Nach dem Beispiel Pigorinis3 deutete
er sie als Reste vom Totenmahl4. Weiter fanden sich Urnen, aber
durchweg in Stücke gebrochen und wie die kalzinierten Knochen
weithin verstreut. Scotti hielt es nicht für unmöglich, daß weitere
1 A. a. O. S. 59.
2 Abbildung bei Scotti a. a. O. und II solco . . . S. 41.
3 Bull. pal. XYII 1891 S. 142ff.
4 Not. di scavi 1896 S. 61.
Eugen Täubler:
Grabens mit fremden Stoffen angefüllt wurden, ist es in Rovere,
wo Erde gleicher Art in sie einsank, nicht mehr möglich, gewachsene
und aufgeschüttete Erde zu unterscheiden. Aber es kann, wie
schon Scotti bemerkt1, nicht zweifelhaft sein, daß die Vertiefungen
ebenso wie in Fontanellato (und in Montata dell’Orto) in die ge-
wachsene Erde hinabgingen; die religiöse Deutung macht dies
gewiß. Ein Unterschied zu Fontanellato zeigt sich darin, daß in
Rovere alle Gruben quadratisch sind, 1,25 m die Seite, ebenso
lang die Zwischenteile2.
Von der ganzen Breite der Osthälfte der Stadt bleiben nach
Abzug von 2,50 m der halben Cardobreite, 25 m der Breite des
aufgeschütteten Platzes und U/g m der Palisade für die Breiten des
Innengrabens je KP/g m übrig. Die kleine Inkongruenz mit dem
Außengraben (10 m) ist durch die Raumaufteilung bedingt und
entspricht dem, was wir in Fontanellato sahen (S. 9 A. 4): dort
eine Verkleinerung (28% statt 30), hier eine Vergrößerung. Durch
die beiden Fälle ist erwiesen, daß die Konstruktion, wie sie hier
entwickelt wurde, nicht mit der Mauerfurche, sondern mit dem
Mundus begann, daß sie sich dann nicht im Templum fortsetzte
sondern sich erst des Raumes der ganzen Stadt bemächtige, und
daß sich schließlich erst durch die Anlage der Stadtquartiere der
Raum für das Templum ergab.
Daß in Fontanellato drei Brücken auf das Templum führten,
in Rovere nur eine, geht nur auf den größeren Umfang von Fon-
tanellato zurück. Zum typischen und notwendigen Bestand
der Anlage kann nur die Decumanusbrücke gehört haben; je eine
Brücke zur Stadt, zum Templum, und zur Stätte der Toten.
Bei dieser scheint eine größere Verschiedenheit vorzuliegen.
Scotti hatte 1894 den Friedhof im SO der Stadt, Fontanellato
entsprechend, gesucht und war unterhalb des bebauten Bodens
zunächst auf eine Schicht schwärzlicher Erde gestoßen, die voll
von gespaltenen aber nicht vom Feuer berührten Knochen war,
essendo in grande quantitä. Nach dem Beispiel Pigorinis3 deutete
er sie als Reste vom Totenmahl4. Weiter fanden sich Urnen, aber
durchweg in Stücke gebrochen und wie die kalzinierten Knochen
weithin verstreut. Scotti hielt es nicht für unmöglich, daß weitere
1 A. a. O. S. 59.
2 Abbildung bei Scotti a. a. O. und II solco . . . S. 41.
3 Bull. pal. XYII 1891 S. 142ff.
4 Not. di scavi 1896 S. 61.