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Täubler, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 2. Abhandlung): Terremare und Rom — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40160#0036
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36

Eugen Täubler:

daß sie sich innerhalb der ganzen Urbevölkerung nur in einem
eigentümlich begrenzten Bereich entwickelt und verbreitet haben1 ?
Sind die Beobachtungen richtig, so würden sie entweder nur zeigen,
daß eine ältere offene Siedlung von einer terremarikolen überbaut
wurde (mag es sich bei der älteren um eine Siedlung der Urbevölke-
rung oder einer ersten östlichen Zuwandererschicht, vgl. Peet
oben S. 30, handeln) oder daß das Prinzip der Terremareo in
seinen Formen auf italischem Boden noch weiter fortentwickelt
worden ist. Und dies wird allerdings durch die drei S. 28 A. 7
genannten Terremaren nördlich des Po wahrscheinlich, die zwar
trapezförmig sind2, aber dem Quadrat noch viel näher zu stehen
scheinen als die Terremaren südlich des Po. Doch wird es gut sein,
eine nochmalige Untersuchung dieser nur sehr fragmentarisch
erkennbaren Terremaren abzuwarten. Wir können nur mit der
Möglichkeit, vielleicht Wahrscheinlichkeit rechnen, daß erst in
den Jahrhunderten der Bronzezeit auf italischem Boden das Qua-
drat zum Trapez verwandelt worden ist oder wenigstens das
Trapez erst südlich des Po die endgültige Form und Richtung
bekam, die, hier überall erkennbar, in Fontanellato ihren vollen-
deten Ausdruck gefunden hat. Auf Grund der Voraussetzungen,
daß sich im ostalpinen Gebiet Nordisches mit Donauländischem
gemischt hat, der Pfahlbau nordisch ist und die nach dem Sonnen-
lauf orientierte* Anlage mit Mundus und Sulcus den lombardischen
Palafitte fehlt, bleibt es darum bei der Wahrscheinlichkeit, daß
diese Anlage im donauländischen Bereich entwickelt (oder in ihn
vom weiteren Osten hineingebracht3) und im ostalpinen Gebiet
mit dem Pfahlbau verbunden worden ist4.
1 I sani principii della biogeografia sollen begründen, die Häufigkeit
des Vorkommens soll beweisen, daß die Terremaren in der Emilia entstanden
und von hier über den Po nach Norden, mit schwacher Ausbreitung, gekommen
sind. Aber warum nur in der Richtung auf den Gardasee ? und wieso in weni-
ger entwickelter Form ? Anstatt sie darum für älter zu halten, begnügt sich
Patroni von seiner Voraussetzung aus zu sagen: che queste furono esseguite
sommariamente o incompletamente in ritardo dietro l’influenza dell’ Emilia.
2 Vgl. zur Kontrolle der Ausgrabungsberichte Pigorini a. S. 27 A. 2a. O.
3 Einflüsse des Orients auf den donauländischen Kulturkreis: Menghin
Urgeschichte der Ostalpenländer S. 179.
4 Das würde Äußerungen parallel gehen, die sich in V. Gordon Child es
The Danube in prehistory, Oxford 1929, S. 412f. finden: Terremare-ähnliche
Anlagen an der Theiß, in der Stein-Kupferzeit beginnend (vgl. S. 216ff.
263ff.), auch Ähnlichkeit der Keramik, während die italisch-terremarikolen
Bronzefunde engere Beziehungen zu den nordalpinen haben. Dazu über die
wahrscheinlichen Wanderungen von der mittleren Donau an den Po S. 409. 416.
 
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