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Eugen Täubler:
Boden gewonnen. Am längsten verhielt man sich in Deutschland
abwartend oder ablehnend1, ohne den Zweifel oder eine Gegen-
ansichternsthaft begründen zu können. Für Nissen2 warCastellazzo
di Fontanellato „ein altumbrischer Pagus“ (soll heißen die Gauburg
eines solchen) und E. Meyer hielt sich von seiner wunderlichen
Ansicht, daß Latiner und Umbro-Sabeller über die Adria aus
Illyrien eingewandert seien, so überzeugt, daß er, wie Brizio
(ohne ihn zu nennen) und neuerdings Patroni (S. 35f.), die Terre-
maren den Ligurern zuwies3), die Ähnlichkeit der Funde mit den
bronzezeitlichen in Latium auf gleichartige Entwicklung zurück-
führte, ohne eine Beziehung anzuerkennen, und, um auch eine ge-
wisse zeitliche Parallelität zu erreichen, die Terremaren in „etwa
die 2. Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr.“ hinabrückte4. G. de
Sanctis und ihm folgend L. Pareti schreiben die Terremaren den
Etruskern zu5, mit der Voraussetzung, daß die Etrusker in der
ersten Hälfte des 2. Jahrtausends die von Norden gekommenen
Zuzügler zu den ligurischen Erstbewohnern gewesen seien. Wenn
Pais es ganz unbestimmt läßt, ob die Terremaresiedler Umbrer,
Italiker (so nebeneinander), Etrusker oder Ligurer gewesen seien6,
so besagt dies bei Pais ablehnender Haltung gegenüber der prä-
historischen Forschung7 ebenso wenig etwas, wie Belochs prin-
zipielle Weigerung, die römische Geschichte mit der italischen
Vorgeschichte zu verbinden8. Die Beihe derjenigen, die den Zu-
1 Darüber klagte 1907 S. Reinach in der Vorrede zu Modestov Intro-
duction p. II.
2 Ital. Landeskunde II S. 10, vgl. I S. 447 A. 4.
3 Gesch. d. Altert. II 1893 S. 505f., ebenso in der Neubearbeitung
von I 2, 4. Ausg. 1921, S. 885, wo an die Stelle der Etrusker, die 1893 neben
den Ligurern als Bewohner der Terremaren für möglich gehalten worden waren,
möglicherweise „ein anderes, später völlig verschollenes Volkstum“ getreten ist!
4 Das ist so schlimm, daß vielleicht eine Verschreibung für „1. Hälfte“
anzunehmen ist.
5 de Sanctis Storia dei Romani 1 1.907 S. 124. Pareti Le origini
etrusche I 1926 S. 324ff. bes. 331 ff. 338ff. Dagegen kurz v. Duhn Vorgesch.
Jahrbuch hrsg. von Ebert III S. 289; C. Schuchhardt, Prähistor. Zeit-
schrift XVII 1926 S. 275 und Studi Btruschi I 1927 S. 524; F. Schacher-
meyr Etrusk. Frühgesch. 1929 S. 77ff. Über einige indiskutable Ansichten
Modestov a. a. O. S. 214.
6 Storia dell’ Italia antica I 1925 S. 631'.
7 Vgl. dazu v. Duhn Vorgesch. Jahrb. II S. 235.
8 Röm. Gesch. 1926 S. 228. Man stelle einander gegenüber Mommsen
Röm. Gesch. I S. 6: „es ist die Geschichte Italiens, die hier erzählt werden
soll, nicht die Geschichte der Stadt Rom“ und Beloch a. a. O.: „ich schreibe
Eugen Täubler:
Boden gewonnen. Am längsten verhielt man sich in Deutschland
abwartend oder ablehnend1, ohne den Zweifel oder eine Gegen-
ansichternsthaft begründen zu können. Für Nissen2 warCastellazzo
di Fontanellato „ein altumbrischer Pagus“ (soll heißen die Gauburg
eines solchen) und E. Meyer hielt sich von seiner wunderlichen
Ansicht, daß Latiner und Umbro-Sabeller über die Adria aus
Illyrien eingewandert seien, so überzeugt, daß er, wie Brizio
(ohne ihn zu nennen) und neuerdings Patroni (S. 35f.), die Terre-
maren den Ligurern zuwies3), die Ähnlichkeit der Funde mit den
bronzezeitlichen in Latium auf gleichartige Entwicklung zurück-
führte, ohne eine Beziehung anzuerkennen, und, um auch eine ge-
wisse zeitliche Parallelität zu erreichen, die Terremaren in „etwa
die 2. Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr.“ hinabrückte4. G. de
Sanctis und ihm folgend L. Pareti schreiben die Terremaren den
Etruskern zu5, mit der Voraussetzung, daß die Etrusker in der
ersten Hälfte des 2. Jahrtausends die von Norden gekommenen
Zuzügler zu den ligurischen Erstbewohnern gewesen seien. Wenn
Pais es ganz unbestimmt läßt, ob die Terremaresiedler Umbrer,
Italiker (so nebeneinander), Etrusker oder Ligurer gewesen seien6,
so besagt dies bei Pais ablehnender Haltung gegenüber der prä-
historischen Forschung7 ebenso wenig etwas, wie Belochs prin-
zipielle Weigerung, die römische Geschichte mit der italischen
Vorgeschichte zu verbinden8. Die Beihe derjenigen, die den Zu-
1 Darüber klagte 1907 S. Reinach in der Vorrede zu Modestov Intro-
duction p. II.
2 Ital. Landeskunde II S. 10, vgl. I S. 447 A. 4.
3 Gesch. d. Altert. II 1893 S. 505f., ebenso in der Neubearbeitung
von I 2, 4. Ausg. 1921, S. 885, wo an die Stelle der Etrusker, die 1893 neben
den Ligurern als Bewohner der Terremaren für möglich gehalten worden waren,
möglicherweise „ein anderes, später völlig verschollenes Volkstum“ getreten ist!
4 Das ist so schlimm, daß vielleicht eine Verschreibung für „1. Hälfte“
anzunehmen ist.
5 de Sanctis Storia dei Romani 1 1.907 S. 124. Pareti Le origini
etrusche I 1926 S. 324ff. bes. 331 ff. 338ff. Dagegen kurz v. Duhn Vorgesch.
Jahrbuch hrsg. von Ebert III S. 289; C. Schuchhardt, Prähistor. Zeit-
schrift XVII 1926 S. 275 und Studi Btruschi I 1927 S. 524; F. Schacher-
meyr Etrusk. Frühgesch. 1929 S. 77ff. Über einige indiskutable Ansichten
Modestov a. a. O. S. 214.
6 Storia dell’ Italia antica I 1925 S. 631'.
7 Vgl. dazu v. Duhn Vorgesch. Jahrb. II S. 235.
8 Röm. Gesch. 1926 S. 228. Man stelle einander gegenüber Mommsen
Röm. Gesch. I S. 6: „es ist die Geschichte Italiens, die hier erzählt werden
soll, nicht die Geschichte der Stadt Rom“ und Beloch a. a. O.: „ich schreibe