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Täubler, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 2. Abhandlung): Terremare und Rom — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40160#0044
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Eugen Täubler:

der Stadt angelegt worden sein soll. Beide enthalten die Beziehung
der Stadtgründung auf den Palatin durch den Namen des Romulus1,
Ovid außerdem noch durch die sacra Palis2. Man hat das früher
nie verkannt und von Ovid den Ausgang für beides genommen,
für den palatinischen Mundus und für seinen Zusammenhang mit
der Stadtgründung. Neuerdings ist von drei Seiten dieser Zusam-
menhang, von einer Seite auch noch die Lage des Mundus auf dem
Palatin bestritten worden.
Zunächst hat G. 0. Thulin es für unmöglich erklärt, die zu-
geschüttete Grube bei Ovid auf den im unteren Teil gewölbten
und verschlossenen nur drei Tage des Jahres geöffneten Mundus
(unten S. 59 A. 3) zu beziehen. Er zog die Beschreibung des Gruben-
opfers bei Errichtung eines Grenzsteins heran und wollte die
Zeremonie bei Ovid nach der Ähnlichkeit von Form und Zweck
deuten. Siculus Flaccus, Feldmesser p. 141 L. (p. 105 Th.): cum
enim terminos disponerent, ipsos quidem lapides in solidam terram
rectos conlocabant proxime ea loca, in quibus fossis factis posituri
eos erant, et unguento velaminibusque et coronis eos [c]or[o]nabant.
in fossis autem, in quibus eos posituri erant, sacrificio facto hostiaque
immolata atque incensa facibus ardentibus, in fossa cooperti sangui-
nem instillabant, eoque tura et fruges iactabant. favos quoque et
vinum aiiaque, quibus consuetudo est Termini[s ?] sacrum fieri,
in fossis adiciebant. consumptisque igne omnibus dapibus, super
calentes reliquias lapides conlocabant atque ita diligenti cura confir-
mabant. Folgt man dem Vergleich im einzelnen, so erkennt man ihn
in allem Entscheidenden als unmöglich. Die Opfergaben bei Ovid
(und Plutarch): Früchte und Erde; das Grenzopfer: in die für
den Stein ausgehobene Grube werden das Blut des Opfertiers und
die noch glühende Asche des Opferfeuers, Weihrauch und Früchte,
dazu noch Honig, Wein u. a. geschüttet, auf die vom Feuer noch
warmen Überreste wird dann der gesalbte, umwundene und be-
kränzte Stein gesetzt3. Der entscheidende Unterschied liegt in den

1 Über die Beziehung der romulischen Stadt aut den Palatin ist die
antike Überlieferung einhellig und die Bodenforschung hat es bestätigt.
2 Über die Etymologie von Palatium besteht noch nicht Einhelligkeit
(vgl. Muller-Izn Allitalisches Wörterbuch S. 315f.), aber daß Ovid denselben
Zusammenhang angenommen hat wie Solin (115: a Pale pastorali dea),
zeigt unsere Stelle so deutlich, als ob er es ausdrücklich gesagt hätte.
3 Bei Thulin fehlen die Schlußworte (consumptisque igne . . .), die
gegen den Vergleich mit dem Mundusopfer nicht unwesentlich sind. Das
 
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