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Täubler, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 2. Abhandlung): Terremare und Rom — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40160#0062
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62

Bugen Täubler:

and sein Templum angrenzenden, wohl zum Zweck der Versöh-
nung1 und zugleich als Ausdruck der Verbindung, nach dem Prinzip
des ager und urbs verbindenden Schollenwurfs über den Sulcus.
Es hat sich die Meinung festgesetzt, daß jede Grube, in der
die di manes Opfer erhielten, ein Mundus war2. Weinstock
hat (S. 115 A. 1) dagegen Einspruch erhoben, ich glaube mit
Recht. Man wird Verwandtschaft aller Gruben-Kulte annehmen
können, aber das Spezifische, das in dem Worte Mundus liegt,
nicht auf Gruben übertragen dürfen, die als Gräber von Göttern
und Heroen verehrt wurden (das Grab der Tarpeia, der Larenta,
des Romulus, des M. Curtius). Das lehrt nicht nur der Name,
sondern auch die Beziehung zur Stadtgründung und die Gegensatz-
Beziehung, die in den Terremaren zwischen dem das Stadtbild
beherrschenden Sonnenkult und seinem unterirdischen Gegenbild
besteht.
Während man bisher immer nur den Mundus der Terremaren
mit dem palatinischen verglich und durch die Mehrheit von Kult-
gruben etwas Unbestimmtes in den Vergleich kam, sollte hier ge-
zeigt werden, daß in den Vergleich auch einzubeziehen ist das um
den Mundus hier und dort herumgeführte Templum und der Zu-
sammenhang beider mit der Stadtgründung. Erst so wird der
palatinische Mundus dem der Terremaren so nahe gerückt, daß
über den Vergleich hinaus ein Zusammenhang angenommen wer-
den kann. Von seiten des Mundus könnte vielleicht noch folgende
Erwägung hinzukommen: da Cato und Varro in der Beschreibung
der Stadtgründung ritu Etrusco nur vom Sulcus sprechen3, muß
man entweder annehmen, daß sie nur die eigentliche, durch das
Ziehen der Mauerfurche erfolgende Gründung der Stadt beschrei-
ben wollten, oder aber daß der Mundus nicht zum ritus Etruscus
gehörte4; und in diesem Falle wäre der Zusammenhang des
1 Vgl. L. Deubner a. a. O. S. 455.
2 Z. B. Wissowa Religion S. 234. Bestimmend war Servius, Aen. III 134
(oben S. 43. A. 1). Festus ep. p. 29 spricht nur von sacra . . . diis inl'ernalibus
in effossa terra. Weinstock macht S. 115, 1 auf PorphyriosxsplToülv’OSuaaEla
tcöv Nufupwv avrpou aufmerksam: un;oxd-ovioic, (ISpbaavTo) ßo-9-pou!; xal piyocpa.
3 Cato, orig. I fr. 18. Jord. (Servius, Aen. V 755, vgl. Isidor, orig. XV 2, 3)
und Varro, de 1. L. V 143 (vgl. r. r. II 1, 9).
4 Ovid verbindet Mundus und Sulcus, ohne die Bezeichnung ritus
Etruscus anzuwenden; wenn wir das auch nicht gegen die Einbeziehung
des Mundus in den etruskischen Ritus verwenden dürfen, so doch ebenso-
wenig dafür, daß Plutarch den ritus Etruscus nicht erst mit dem Sulcus, son-
dern schon mit dem Mundus beginnen läßt. — Im Romulusgrab einen zweiten
 
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