Metadaten

Täubler, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 2. Abhandlung): Terremare und Rom — Heidelberg, 1932

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.40160#0065
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Terremare und Rom.

65

sitzenden a. a. 0. S. 401 auf dem Tribunal, S. 402 auf der Estrade
sitzen läßt1. Mommsen hat vergeblich versucht, diese Vorstellung
mit zwei Münzbildern in Einklang zu bringen. Ein Denar des
L. Hostilius Saserna2, Münzmeisters um 46, zeigt drei in gleicher
Haltung hintereinander von links nach rechts über die Brücke zur
Abstimmung schreitende Männer. Ein Denar des P. (Licinius ?)
Nerva3, Münzmeisters um 110, zeigt den Vorgang der Abstimmung
in seinen Teilen; er entwickelt sich wieder von links nach rechts:
am rechten Ende wirft ein Mann eine Stimmtafel in die Cista;
am linken Ende beugt sich ein Mann mit ausgestrecktem Arm zu
einem anderen hinunter, der, auf dem Erdboden stehend, zwischen
den beiden auf der Brücke Stehenden nur mit dem Oberkörper
sichtbar wird, das Gesicht und den Arm nach links gewendet,
um dem sich Hinabbeugenden die Stimmtafel zu geben, die dessen
Vordermann bereits einwirft. Es ist der natürliche .Vorgang:
erst nachdem der Abstimmende aus den Saepta hinausgetreten ist,
bekommt er auf der Stimmbrücke von dem auf dem Erdboden
stehenden Amtsdiener die Stimmtafel. -— Mommsens Deutung4
ist Punkt für Punkt unmöglich: das gekreuzte Gitterwerk der
Brücke ist auf die Wand der Saepta (tabulata S. 64 A. 2) gedeutet,
der Einwerfer soll auf der an die Saepta sich anschließenden
Estrade, der Mann in der Mitte noch innerhalb der Saepta stehen,
der sich zu ihm Hinabbeugende soll nicht der Empfänger, sondern
der Verteiler der Stimmtafeln sein, er soll „auf der dem pons ab-
gewandten Seite der saepta von einer Erhöhung herab die Stimm-
tafeln verteilen“ (so deutlich es ist, daß er auf derselben Fläche
wie der Einwerfer steht), und der zu ebener Erde stehende Emp-
fänger müßte dann erst auf Treppen aus dem Gehege auf die
Estrade hinaufsteigen. Entsprechend mußte Mommsen annehmen,
daß auf der anderen Münze die drei Abstimmenden auch noch inner-
halb des Geheges schreiten. Es wäre dann überhaupt nicht die Ab-
stimmung auf der Brücke, sondern das gleichgültige Hingehen
zu den nach Mommsens Ansicht auf die Estrade führenden Stufen
dargestellt; was neben den angedeuteten Schwierigkeiten in der
1 Er war auch in Verlegenheit, zu sagen, wie die Abstimmenden in das
Gehege hineinkamen (S. 402 „wissen wir nicht“). Das Hinaustreten dachte
er sich über Treppen, die auf die Estrade hinaufführten, „von welcher aus
andere Communicationen ins Freie geführt haben werden.“
2 E. Babeloin Monnaies de la republique Rom. I S. 552.
3 Babelon II S. 129.
4 Staatsr. III S. 400 A. 4.

Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-histor. Kl. 1931/32. 2. Abh.

5
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften