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Täubler, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 2. Abhandlung): Terremare und Rom — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40160#0066
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66

Eugen Täubler:

Deutung des anderen Münzbildes ausreichen sollte, um Mommsens
Vorstellung zu widerlegen.
Daß Mommsen der natürlichen Vorstellung einer Brücke aus-
wich, wird seinen guten Grund in der Frage gehabt haben, wozu
man die Abstimmung auf einer Brücke erfolgen ließ. Zur Erleich-
terung und Sicherung des Vorgangs hätte ein schmaler eingehegter
Ausgangsweg zu ebener Erde genügt. Darum ging Mommsen,
um die Brücke zu erklären, vom hochstehenden Tribunal aus
und sah im pons einen zum Tribunal f ührenden Estrich. Nachdem
wir gesehen haben, daß diese Vorstellung irrig ist, brauchen wir
nur auf die Terremaren zurückzublicken, um nicht nur die Brücke,
sondern auch ihren Zusammenhang mit dem Templum zu verstehen:
beides geht zurück auf das ausgesparte Rechteck in der Osthälfte
der Stadt, das durch eine Brücke mit dem bewohnten Teil der Stadt
verbunden war. Vielleicht kann Montata deH’Orto den Übergang
deutlich machen: führte die Brücke in den alten Terremaren von
Fontanellato und Rovere über einen Graben, so war in der jüngeren
apenninischen Terramara von Montata delkOrto der Graben um
das Templum nicht mehr vorhanden (oben S. 26), und da man die
Brücke hier kaum fehlen lassen kann, so müßte sie auch hier ohne
Graben, über dem festen Boden, aus dem aufgeschütteten Tempel-
bezirk in die Pfahlstadt geführt haben. Mit oder ohne dieses
Zwischenglied 'tritt der Charakter der in Rom unverständlichen
Stimmbrücke als survival aus den Terremaren, hangen geblieben
am Templum des Stimmbezirks, hervor1. Wie der Mundus mit
seinem Templum ist das Templum der Volksversammlung mit
seiner Stimmbrücke, herausgelöst aus dem starren System der
Terremarestadt, als sakraler Überrest in die jüngere Hügelstadt
übernommen worden. Und da das, was überlieferungsgeschicht-
lich erst von dem Comitium der Vierregionen-Stadt bekannt wird,
bereits in der palatinischen Stadt vorhanden gewesen sein muß,
könnte es möglich sein, daß die Roma quadrata neben der Bedeu-
1 Es ist dafür gleichgiltig, ob wir für die jüngeren Abstimmungsbezirke
eine oder mehrere Brücken (so Mommsen) voraussetzen. Die Überlieferung
schwankt zwischen pons (oben S. 64) und pontes (Cicero, ad Attic. I 14, 5;
de legib. III 38; aber Ovid, fast. V 634 steht pontes, anders als VI 477, nur
von der Tiberbrücke). Wenn man an der Seite der Brücke innerhalb der
Saepta einen Gang wie die Wallstraße annimmt (Livius XXVI 22, 11 secreto
in ovili führt auf eine Stelle außerhalb der einzelnen Abteilungen), würde ein
Ausgang für alle Abteilungen genügt haben. Für die Anfänge, auf die es hier
allein ankommt, wird man bestimmt nur an eine Brücke denken können.
 
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