Labyrinth.
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33. Es ist nun sehr interessant, daß das germanische Wort vor
dem Wirken des Vernerschen Gesetzes entlehnt sein muß;
denn es ist recht wahrscheinlich, daß altnord, fjall, norweg. fjeld,
schwedisch-fjäll «Berg» hier anzureihen ist [*felzd-, pelso-); aus dem
Nordischen ist englisch feil «Klippe» entlehnt. Auffallend und isoliert
ist mnd. vols «Klippenstück».1 Auf das altindische päsänd-, päsyam
«Stein, Probierstein» ist keine indogermanische Urverwandtschaft zu
gründen; denn päsäna- «Probierstein» kann nicht von dem gleich-
bedeutenden griechischen βάσανος getrennt werden: hier liegt offenbar
eine gemeinsame kleinasiatische Sprachquelle zugrunde, grundsätz-
lich, wie im Fall πέλεκυς : ai. parasu- «Beil» oder μνα «Geldmünze»:
vedisch manä usw. Das Lydische mit seinem βασανίτης λίθος (· οΰτω
λέγεται Λυδικοΰ λίθου γένος Hes.) dürfte vor allem als Ausgangs-
punkt in Betracht kommen.
34. Κολοσσός «Riesenstandbiid» hat seine Entsprechung in
dem phrygischen Stadtnamen Κολοσσαί; sachlich und infolge dieser
Gleichung sowie wegen des Suffixes ist damit vorgriechischer Ur-
sprung des Wortes sicher, κελέβη «Becher», das wie andere Gefäß-
namen (s. v. §27) dem Verdacht nichtindogermanischer Herkunft
unterliegt, kehrt wieder in latein. (Glosse) calväria «Becher», das wohl
erst volksetymologisch mit calva «Hirnschale, Schädel» (mit demselben
Bedeutungsübergang wie mhd. hopf «Krug, Topf, Hirnschale» oder
latein. testa «Krug» j>französ. tete) zusammengebracht wurde, κελέβη
wird also wohl für *καλέβη stehen.2 Nun gehört weiter latein. calx,
-cis «Stein, Kalk», calcina «Kalkgrube, Kalk», mit der griechischen
Entsprechung χάλιξ «Stein, Kies, Kalk» zu der Gruppe solcher Wort-
gleichungen, bei denen schwierige lautliche Verhältnisse auf fremden
Ursprung deuten, wie z. B. caupo : κάπηλος, fcus : σΰκον, urceus : υρχη,
pirum : άπιον, rosa: ρόδαν, und damit ist ihr nichtindogermanischer
Ursprung wahrscheinlich gemacht. Das wird noch sicherer, wenn
wir κάχληξ, -ηκος «Stein, Kiesel» beachten, das doch wohl mit χάλιξ
1 Diese Form ist wohl von der Sippe alban. popele «großes Felsstück», alt-
bulg. planina «Berg» zu der idg. Basis pelä- «breit, flach» beeinflußt, vgl. mittel-
ir. lecc «Steinplatte», cymr. liech, breton. lec’h «Steinplatte», gall. Are-licca
«Pescbiera am Gardasee» (wegen der Felsplatte von Sirmione) aus *plq-na\ vgl.
auch Schweiz. Flüh, althochd. fluoh «jäh abstürzender Fels» (vgl. Walde- Pokorny
Idg. vgl. AVb. 2, 90 f.), zu dem πέλαγος etymologisch vielleicht gehört.
2 Dazu stellt sich mit bekanntem Konsonantenwechsel im Suffix κάλπη «Urne»,
κάλπις «Krug» (vgl. die bithynische Hafenstadt Κάλπης), lat. calpar «Tonfaß»,
gallisch Cilurnum (aus kelpur-), altirisch cilornn «Urne», etrusk. Calpurnius, wo-
durch meine frühere Auffassung (WS 11, 138) überholt ist.
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33. Es ist nun sehr interessant, daß das germanische Wort vor
dem Wirken des Vernerschen Gesetzes entlehnt sein muß;
denn es ist recht wahrscheinlich, daß altnord, fjall, norweg. fjeld,
schwedisch-fjäll «Berg» hier anzureihen ist [*felzd-, pelso-); aus dem
Nordischen ist englisch feil «Klippe» entlehnt. Auffallend und isoliert
ist mnd. vols «Klippenstück».1 Auf das altindische päsänd-, päsyam
«Stein, Probierstein» ist keine indogermanische Urverwandtschaft zu
gründen; denn päsäna- «Probierstein» kann nicht von dem gleich-
bedeutenden griechischen βάσανος getrennt werden: hier liegt offenbar
eine gemeinsame kleinasiatische Sprachquelle zugrunde, grundsätz-
lich, wie im Fall πέλεκυς : ai. parasu- «Beil» oder μνα «Geldmünze»:
vedisch manä usw. Das Lydische mit seinem βασανίτης λίθος (· οΰτω
λέγεται Λυδικοΰ λίθου γένος Hes.) dürfte vor allem als Ausgangs-
punkt in Betracht kommen.
34. Κολοσσός «Riesenstandbiid» hat seine Entsprechung in
dem phrygischen Stadtnamen Κολοσσαί; sachlich und infolge dieser
Gleichung sowie wegen des Suffixes ist damit vorgriechischer Ur-
sprung des Wortes sicher, κελέβη «Becher», das wie andere Gefäß-
namen (s. v. §27) dem Verdacht nichtindogermanischer Herkunft
unterliegt, kehrt wieder in latein. (Glosse) calväria «Becher», das wohl
erst volksetymologisch mit calva «Hirnschale, Schädel» (mit demselben
Bedeutungsübergang wie mhd. hopf «Krug, Topf, Hirnschale» oder
latein. testa «Krug» j>französ. tete) zusammengebracht wurde, κελέβη
wird also wohl für *καλέβη stehen.2 Nun gehört weiter latein. calx,
-cis «Stein, Kalk», calcina «Kalkgrube, Kalk», mit der griechischen
Entsprechung χάλιξ «Stein, Kies, Kalk» zu der Gruppe solcher Wort-
gleichungen, bei denen schwierige lautliche Verhältnisse auf fremden
Ursprung deuten, wie z. B. caupo : κάπηλος, fcus : σΰκον, urceus : υρχη,
pirum : άπιον, rosa: ρόδαν, und damit ist ihr nichtindogermanischer
Ursprung wahrscheinlich gemacht. Das wird noch sicherer, wenn
wir κάχληξ, -ηκος «Stein, Kiesel» beachten, das doch wohl mit χάλιξ
1 Diese Form ist wohl von der Sippe alban. popele «großes Felsstück», alt-
bulg. planina «Berg» zu der idg. Basis pelä- «breit, flach» beeinflußt, vgl. mittel-
ir. lecc «Steinplatte», cymr. liech, breton. lec’h «Steinplatte», gall. Are-licca
«Pescbiera am Gardasee» (wegen der Felsplatte von Sirmione) aus *plq-na\ vgl.
auch Schweiz. Flüh, althochd. fluoh «jäh abstürzender Fels» (vgl. Walde- Pokorny
Idg. vgl. AVb. 2, 90 f.), zu dem πέλαγος etymologisch vielleicht gehört.
2 Dazu stellt sich mit bekanntem Konsonantenwechsel im Suffix κάλπη «Urne»,
κάλπις «Krug» (vgl. die bithynische Hafenstadt Κάλπης), lat. calpar «Tonfaß»,
gallisch Cilurnum (aus kelpur-), altirisch cilornn «Urne», etrusk. Calpurnius, wo-
durch meine frühere Auffassung (WS 11, 138) überholt ist.